Montagu, Hyman (1844-1895)

von Hadrien Rambach

Hyman Montagu (Geburtsname Moses) war ein Londoner Anwalt und Experte für Konkursverfahren. Sein erstes Sammelinteresse galt der Entomologie (Käfern), doch 1878 wandte er sich den Münzen und Medaillen zu. Der Schwerpunkt seiner Sammlung lag auf englischen Hammerprägungen und maschinengeprägten Münzen. Er kaufte die vollständigen Sammlungen von Samuel Addington (1883) und William Brice (1887), und verfasste zahlreiche Artikel sowie die Monographie „The Copper, Tin and Bronze Coinage and Patterns for Coins of England“ (veröffentlich im Jahre 1885, eine zweite Auflage folgte 1893).

Titelseite des Sotheby-Katalogs für den fünften und letzten Teils der Sammlung Montagu mit englischen Münzen, 1897.

Nachdem er begonnen hatte, auch römische Münzen zu sammeln, beteiligte sich Montagu 1887 mit hohen Geboten an der Auktion von Ponton d’Amécourt und erwarb seine erste griechische Münze im Jahre 1889. Er kaufte den gesamten Bestand des Pariser Münzhändlers Hoffmann auf, als dieser 1893 in den Ruhestand ging, stand in ständigem Kontakt mit den meisten Händlern Europas und reiste viel. Er veröffentlichte eine Partie seiner griechischen und – postum – seiner römischen Münzen. Seine Sammlung römischer Münzen wurde im April 1896 von Rollin & Feuardent für ein Gesamtergebnis von 363.004 Franken versteigert. Interessanterweise sind in dem im Fitzwilliam Museum aufbewahrten Exemplar des Auktionskatalogs (aus dem Nachlass Marlay von 1912) zwar die Verkaufspreise angegeben, aber sie sind häufig mit dem Vermerk „zurückgezogen zu“ versehen, was darauf schließen lässt, dass die Auktion nicht so erfolgreich war, wie es scheint (z. B. Lose 4, 7-9, 11-12, 13 usw.). Seine Sammlung mit 1291 römischen Goldmünzen war bis zur Sammlung Biaggi die größte aller Zeiten, und die Stücke waren im Durchschnitt wesentlich besser erhalten.

Großbritannien. Charles I. Gold Triple Unite 1643. Ex Sammlung Montagu. Aus Auktion Heritage Auctions 3094 (2021), 33192.

Hyman Montagu starb im Alter von 50 Jahren und – wie Quelen und Durkee – hätte auch er seine Sammeltätigkeit in ungekanntem Ausmaß fortsetzen können, wenn er nicht so früh gestorben wäre. Seine Bedeutung wird durch die Tatsache unterstrichen, dass William Webster 1892 auf seine Einladung hin (!) zu Spink kam. Tatsächlich schätzte Forrer, dass der Verkauf der griechischen und englischen Münzen durch Spink über 55.000£ (1.400.000 Franken) eingebracht hätte. Römische Goldmünzen machten nur einen Bruchteil seiner umfassenden Sammlung aus, und zahlreiche Auktionen waren nötig, um die Partien griechischer Münzen und britischer Prägungen aufzulösen. „Seine sehr umfangreiche Sammlung scheint zu seinen Lebzeiten in ständigem Wandel gewesen zu sein, denn es fanden mehrere Versteigerungen von Doubletten statt. Aber die endgültige Zusammensetzung ist mit den Katalogen zu den acht Versteigerungen, die zwischen 1895 und 1897 von Sotheby durchgeführt wurden, gut dokumentiert.“

Bibliographie:

  • J. Eaglen, P. D. Mitchell and H. E. Pagan, “Coin tickets in the British Hammered Series”, in British Numismatic Journal, 2001, p. 149.
  • Leonard Forrer, “Numismatic reminiscences of the last sixty years”, in British Numismatic Journal, vol. 73 (2003), pp. 191-196: pp. 193 and 194.
  • Harrington Manville, Biographical dictionary of British and Irish numismatics, London 2009, pp. 188-189.
  • John Spring, Ancient Coins Auction Catalogues 1880-1980, London 2009, p. 296.
  • Hyman Montagu, “On some unpublished and rare Greek coins in my collection”, in The Numismatic Chronicle and Journal of the Numismatic Society, vol. 3-XII (1892), pp. 22-39; “Rare and Unpublished Roman Gold Coins in my Collection”, in The Numismatic Chronicle and Journal of the Numismatic Society, vol. 3-XVII (1897), pp. 35-89; Jerome J. Platt and Arleen Kay Platt, British Historical Medals of the 17th Century. Medallists, books, authors, collectors, book-sellers & antiquaries, London 20147, pp. 312-317.
  • Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auction 91: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part I, Zurich, 23 May 2016, pp. [67]-[79].
  • Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auction 99: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part II, Zurich, 29 May 2017, pp. 47-63.
  • Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auction 105: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part III, Zurich, 9 May 2018, pp. 82-105.

Dieser Artikel wurde erstmals in einem Katalog des Auktionshauses Numismatica Ars Classica veröffentlicht.