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Interview: Neues von der World Money Fair

Die World Money Fair muss man eigentlich nicht weiter vorstellen. Die internationale Leitmesse der Numismatik hat sich in den vergangenen Jahren zu einem ganz eigenen Format entwickelt, mit dem keine andere Münzbörse mithalten kann. Während die traditionellen Events zumeist von Insidern besucht werden, gelingt es der World Money Fair immer wieder, ein riesiges Publikum anzuziehen, das noch nicht sammelt, aber gerne mehr wissen möchte rund ums Thema Münzen.

Er hat für seine erste World Money Fair gleich einige Änderungen vorgenommen: Goetz-Ulf Jungmichel.

Er hat für seine erste World Money Fair gleich einige Änderungen vorgenommen: Goetz-Ulf Jungmichel.

2024 findet nun ein Generationenwechsel bei der World Money Fair statt. Barbara Balz hat nach 17 erfolgreich durchgeführten Veranstaltungen den Stab an Goetz-Ulf Jungmichel weitergegeben. Wir sprechen mit ihm darüber, in welche Richtung sich die World Money Fair entwickeln wird.

MW: Herr Jungmichel, Sie kommen ja eigentlich aus einem ganz anderen Bereich. Sie haben viele Jahre lang die boot Düsseldorf geleitet. Wird das nicht eine gewaltige Umstellung von der weltweit wichtigsten Boots- und Wassersportmesse zur weltweit wichtigsten Messe für Münzen?

G.-U. Jungmichel: Nein, eine gewaltige Umstellung ist es nicht, abgesehen von meinem Standortwechsel vom Rhein an die Spree. Auch wenn beide Messen vollkommen andere Bereiche abdecken, gelten beide als die weltweit größten in ihrem Segment und sie haben viel mehr gemeinsam, als man vielleicht glaubt. Die boot Düsseldorf ist zwar um ein Vielfaches größer als die World Money Fair, aber sie haben einen gemeinsamen Nenner, die Leidenschaft. Wassersport ist Leidenschaft, genauso wie das Sammeln. Daher ist auch die Umsetzung beider Messen ähnlich. Denn in erster Linie geht es darum, Zielgruppen zu verstehen und Bedürfnisse zu erkennen und zu wecken. Und dann den Markt so entsprechend auszurichten, dass Besucher sich angesprochen fühlen.

MW: Können Sie unseren Lesern kurz erklären, wodurch sich die World Money Fair von einer traditionellen Münzbörse unterscheidet?

G.-U. Jungmichel: Im Gegensatz zu anderen Münzbörsen, verstehen wir uns als Münzenmesse und bringen Tischhändler, Prägeanstalten, Nationalbanken und Techniker unter einem Dach zusammen. Das ist einzigartig und erklärt, warum die World Money Fair mit rund 300 Ausstellern die weltweit größte Münzenmesse ist und zudem als Leitveranstaltung für die Branche gilt.

MW: Der Besucher und seine Experience sind für jede moderne Publikumsmesse von entscheidender Bedeutung. Können Sie uns erklären, was das praktisch bedeutet? Auf welche Änderungen darf sich der Besucher der nächsten World Money Fair gefasst machen?

G.-U. Jungmichel: Mein Fokus liegt für 2024 auf „Struktur und Orientierung“. Wir möchten die Messebesucher und Besucherinnen mit einer klareren und übersichtlicheren Gestaltung und Aufplanung der Hallen überraschen. Dazu gehört zum Beispiel auch ein neues Wege-Leitsystem. Zudem haben wir den Ticketkauf digitalisiert, die Eintrittskarten können vorab online über unsere Website gekauft und einfach zu Hause ausgedruckt werden. Natürlich wird es weiterhin eine Tageskasse geben, aber wir möchten somit die langen Warteschlangen zum Hoteleingang minimieren. Auch der Eingangsbereich wird neugestaltet. Wir werden eine „Live-Stage“ einrichten, auf der Neuheiten präsentiert und Fachvorträge gehalten werden. Auch der Messekatalog bekommt ein neues Erscheinungsbild – wie auch das Logo der World Money Fair bereits im Sommer ein neues Design bekommen hat.

Im Dezember haben wir zudem den World Money Fair-Club gegründet. Ziel ist es, ganzjährig ein Forum zu bieten, in dem sich Sammler und Sammlerinnen mit Gleichgesinnten vernetzen und austauschen können und Informationen und Einladungen zu interessanten Veranstaltungen bekommen. Die Mitgliedschaft im Club ist kostenlos und bietet eine Vielzahl an exklusiven Vorteilen. Zum Beispiel erhalten Club-Mitglieder ein kostenloses Getränk in der Club Lounge während der World Money Fair im Estrel Congress Center und Vergünstigungen von unseren Partnern.

MW: Die Händler haben ja schon gemerkt, dass sich einiges verändert hat. Viele von ihnen mussten sich erst an die digitale Anmeldung gewöhnen. Würden Sie uns etwas darüber sagen, warum diese Umstellung nötig war?

G.-U. Jungmichel: Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren in vielen Lebensbereichen Einzug gehalten. Ob Online-Shopping oder Wohnungssuche, vieles ist heutzutage digital und vereinfacht Abläufe und Prozesse. Das ist besonders wichtig, wenn es um den korrekten Umgang mit sensiblen Daten und Sicherheitsmaßnahmen geht. Wir haben uns deshalb im Sommer für eine neue Veranstaltungssoftware entschieden, die alle Daten unserer Aussteller sicher erfasst und mit der wir gleichzeitig die Aufplanung der Hallen im Estrel Congress Center umsetzen können. Die Flächen lassen sich somit optimal ausnutzen und klarer strukturieren. Und auch uns als Team schafft die Digitalisierung Struktur und vor allem zeitliche Orientierung.

MW: Während Corona hat die World Money Fair ja auch einen virtuellen Auftritt gehabt. Wird diese Seite der Messe ausgebaut? Oder stehen für Sie die realen Begegnungen im Vordergrund?

G.-U. Jungmichel: Die World Money Fair ist ein Marktplatz und führt Angebot und Nachfrage zusammen. Sie dient unter anderem zum Austausch, Kontaktanbahnen, sich kennenlernen, bestehende Kontakte zu vertiefen, Geschäfte zu machen, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und zu vertiefen. Wir leben davon, dass alles „live“ geschieht und Menschen zueinander finden. Messen und Marktplätze leben von dem Eins-zu-Eins-Kontakt und das wollen wir bewahren und fördern. Natürlich werden wir mit unserer neuen Website Inhalte abbilden, die dem fernbleibenden Besucher aktuelle Informationen und Wissen vermitteln die World Money Fair ganzjährig „verlängern“. Wir haben den Anspruch nicht nur ein temporärer Marktplatz zu sein, sondern uns ganzjährig für die Branche einzusetzen.

MW: Das sind ja schon eine Menge Neuerungen für Ihre erste World Money Fair. Können Sie uns einen kleinen Blick in die Kristallkugel gewähren? In welche Richtung wird sich die World Money Fair bewegen? Wo sehen Sie sie in – sagen wir – fünf Jahren?

G.-U. Jungmichel: Ich bin überzeugt, dass die Sammelleidenschaft auch in fünf Jahren im Mittelpunkt stehen wird. Denn sie ist zutiefst menschlich und zudem zeitlos. Außerdem führt die Begeisterung fürs Sammeln zu einem Gemeinschaftsgefühl und diese Community wird sich auch in fünf Jahren weiterhin noch austauschen wollen. Vielleicht werden sich die Interessen innerhalb des Münzensammeln ändern, gerade im Hinblick auf die zunehmende Virtualisierung, aber der persönliche Kontakt beim Münzensammeln steht, denke ich, weiterhin im Vordergrund. Als Messe unterstützen wir die Bemühungen unserer Aussteller erfolgreich Geschäfte zu machen und wollen richtungsweisend sein am „point of sale“, am Treffpunkt der Leidenschaft. National wie international hoffe ich auf viele interessante Kooperationen mit ebenso engagierten Partnern.

MW: Unsere Leser können sich wahrscheinlich die unzähligen Kleinigkeiten gar nicht vorstellen, die erledigt werden müssen, um so eine große Messe auf die Beine zu stellen. Können Sie uns ein, zwei Details aus Ihrem Arbeitsablauf erzählen?

G.-U. Jungmichel: Gerne, es sind die Punkte, die das Messewesen ausmachen. Man muss Menschen mögen, ihre Wünsche verstehen oder auch zu deuten wissen und sie aufgrund ihrer Gemeinsamkeiten oder auch trotz aller Gegensätze zu einem Zeitpunkt „x“ zusammenbringen. Dabei ist uns jeder Aussteller gleichwertig wichtig, ganz egal ob es ein Händler mit seinem Tisch oder eine Prägeanstalt mit ihrem dekorativen Standbau ist. Alle tragen zur Vielfalt des Marktplatzes bei.

Das zweite ist, dass auch wir mit unendlicher Leidenschaft für unser Produkt, der World Money Fair unterwegs sind. Eine Messe wird nicht nach einem Höchstmaß an Effizienz wie ein Hochregal geplant, sondern muss inszeniert werden. Das erfordert Kenntnis, Kontaktfreudigkeit, Einfühlungsvermögen, Kreativität, Kommunikation auf Augenhöhe und ein bisschen „Rechnen“.

MW: Wie viele Personen sind insgesamt notwendig, um so ein numismatisches Großevent zu stemmen.

G.-U. Jungmichel: Zurzeit besteht mein Team aus vier Mitarbeitenden (50% in Teilzeit), die aber von einer Reihe von Dienstleistern unterstützt werden. Hinzu kommen unzählige Kooperationspartner, Freunde und Förderer der Messe sowie natürlich unsere Eigentümer, die ein sehr großes Interesse an einer erfolgreichen Messe haben und das nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht. Es ist das Netzwerk, das uns trägt und zum Erfolg geführt hat und weiterhin führen wird.

MW: Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Ihre erste World Money Fair beginnt?

G.-U. Jungmichel: Wenn man fast ein ganzes Jahr an einem Projekt arbeitet, dann freut man sich am meisten darauf, dass es tatsächlich losgeht. Wir haben vieles umgestellt und verändert und ich freue mich auf die Reaktionen von unseren Gästen, Partnern und Ausstellern.

MW: Und was wird Ihnen in der Nacht vor Messebeginn am meisten Sorgen bereiten?

G.-U. Jungmichel: Ich glaube nicht, dass mir irgendetwas tatsächlich Sorgen bereitet. Denn wir sind mit allen unseren Planungen sehr rechtzeitig gestartet und sind zudem sehr gut vorbereitet. Dann kommen eher solche Gedanken, dass wir im Februar keinen extremen Wintereinbruch bekommen, unsere Besucher nicht im Schnee stecken bleiben, oder irgendwelche Streiks die Besucher hindern, ihre lange geplante Reise nach Berlin anzutreten. Dem Place to be!

MW: Dann also bis zur kommenden World Money Fair in Berlin. Und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns unsere Fragen zu beantworten.

Das Interview führte Ursula Kampmann.

Die World Money Fair findet vom 2. bis zum 4. Februar 2024 statt. Bereits am Tag vorher führt Künker seine Auktion durch und die Münztechniker treffen sich zum 20. Technical Forum.

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