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Ein Leichtgewicht der DDR – Das 1-Pfennigstück

von numiscontrol

Der DDR-Pfennig steht bei Sammlern noch nicht sonderlich hoch im Kurs, aber Potenzial ist klar vorhanden. Unser Experte numiscontrol stellt das Sammelgebiet vor und erklärt, welche Jahrgänge besonders selten sind.

Inhalt

Viele Ostdeutsche haben noch ein paar DDR-Pfennige daheim. Foto: Angela Graff (Privatarchiv)

Viele Ostdeutsche haben noch ein paar DDR-Pfennige daheim. Foto: Angela Graff (Privatarchiv)

Der Pfennig hat die gesamte DDR-Zeit (1949–1990) miterlebt. Die ersten Pfennige wurden bereits 1948 geprägt, als es die DDR noch gar nicht gab. Und auch nach der politischen Wende und der Währungsunion im Juli 1990 war der DDR-Pfennig noch präsent: Auf dem Gebiet der DDR wurde er bis Ende Juni 1991 dem DM-Pfennig gleichgestellt und galt 1:1. Obwohl der DDR-Pfennig sein Aussehen im Laufe dieser langen Zeit vier Mal wechselte, konnte er sein ursprüngliches Gewicht stets halten. Auch am Umfang änderte sich in der gesamten Zeit nichts. In den Geldbörsen spürte man ihn kaum, doch er war stets präsent.

1 Pfennig 1948, ausgegeben ab 1950. Foto: Technoseum via Europeana.

1 Pfennig 1948, ausgegeben ab 1950. Foto: Technoseum via Europeana.

Das erste Stück war gar kein Pfennig

Nach dem Zweiten Weltkrieg zirkulierten auf dem Gebiet der späteren DDR die Reichspfennige, und daran änderte sich zunächst auch nichts. Der alte Reichspfennig verlor erst ab 1. April 1950 seine Gültigkeit. Neue Münzen waren jedoch bereits in Vorbereitung. Die ersten Geldstücke der DDR waren das 5- und das 10-Pfennigstück. Ausgegeben wurden beide Münzen noch vor der eigentlichen Gründung der DDR am 1. April 1949. Der kleine Pfennig musste aber noch ein wenig warten, sein Vorhang öffnete sich erst am 2. März 1950. Alle drei Münzen waren aus Aluminium und trugen auf der Bildseite eine Ähre, dahinter ein Zahnrad und darunter die Jahreszahl der Prägung.

Der Pfennig blieb seinem Gewicht treu

Mit 0,75 Gramm brachte der Pfennig nicht einmal 1 Gramm auf die Waage. Der Durchmesser fiel mit 17,0 mm ebenfalls nicht riesig aus. Der Rand war glatt. Und trotzdem wurden in den Jahren von 1948 bis 1950 Millionen dieser Stücke mit Ähre und Zahnrad geprägt. Bis einschließlich 1953 wurden auch Exemplare in der Prägestätte Muldenhütten bei Freiberg hergestellt. Alle Münzen aus Muldenhütten tragen auf der Wertseite unten kein „A“, sondern ein „E“.  Ab 1952 wurde die Bildseite geändert und das Zahnrad gegen Hammer und Zirkel ausgetauscht. Links und rechts davon eine Ähre, unten wieder die Jahreszahl. Der Pfennig mit der neuen Bildseite kam am 24. März 1952 in den Umlauf. Auch hier wurden nicht alle Münzen in Berlin geprägt, sondern auch in Muldenhütten. Es gibt die Stücke von 1952 sowie 1953. Weitere Jahrgänge wurden offenbar nicht ausgegeben. Der Bedarf an Pfennigen war vorerst gedeckt und es lagen ausreichend Reserven bereit. Beide Bildseiten, also mit Zahnrad und Ähre bzw. mit Hammer und Zirkel waren parallel im Umlauf. Alle Stücke trugen auf der Wertseite links und rechts einen vierstrahligen Stern, dazu oben bogenförmig die Länderbezeichnung „DEUTSCHLAND“. Erst 1960 wurde dies geändert.

1 Pfennig von 1968. Foto: Angela Graff (Privatarchiv)

1 Pfennig von 1968. Foto: Angela Graff (Privatarchiv)

Ein neues Motiv im Jahr 1960

Prof. Rudi Högner aus Dresden zeichnete für die Neugestaltung des DDR-Pfennigs verantwortlich. Neben Gewicht, Durchmesser und Münzmaterial bliebt auch der glatte Rand erhalten. Die neuen Pfennige wurden ab 1. Mai 1960 ausgegeben. Die Wertseite zeigte nun in der Mitte die Wertzahl, darunter „PFENNIG“ und die Jahreszahl. Ganz oben stand klein das „A“ für die Prägestätte am Molkenmarkt von Berlin. Neu waren die beiden stilisierten Eichenblätter links und rechts der Wertzahl. Die nationale Seite (Bildseite) zeigt das Staatswappen der DDR in der großen Form von 1955.

Wiederum wurden fast jährlich Millionen Pfennige geprägt. Diese hohen Auflagen begünstigten die Möglichkeit einer Fehlprägung. Aus heutiger Sicht muss es damals sicherlich zu vielen Fehlprägungen gekommen sein. Dezentrierung, Stempeldrehung, Stempelrisse, Stempelausbruch, Stempelbruch etc. sind vermutlich massenweise vorgekommen. In der Staatlichen Münze Berlin gab es damals offenbar eine recht gut funktionierende Qualitätskontrolle. Fehlprägungen oder Abweichungen im Prägebild wurden aufgespürt und aussortiert. Daher stehen gerade heute Fehlprägungen beim Sammler ganz hoch im Kurs, und werden auch gern für dreistellige Summen gehandelt.

Seltene Jahrgänge sind gefragt

Wer noch einige DDR-Pfennige herumliegen hat, der wird schnell feststellen, dass einige Jahrgänge nur selten oder gar nicht zu finden sind. Das liegt daran, dass in einigen Jahren nur sehr geringe Auflagen produziert wurden. Am Sammlermarkt nehmen die Preise für seltene Jahrgänge, nach einer gewissen Zeit der Stagnation, nun wieder an Fahrt auf. Wer heute nicht alle Pfennig-Jahrgänge sammeln möchte, der könnte sich auf die wenigen Jahre mit geringeren Auflagen konzentrieren. Zum Beispiel fielen vom 1965er Pfennig nur 38.584.510 Stück aus den Prägemaschinen. Die Jahrgänge 1972 und 1973 sind ebenfalls gefragt, denn die Auflagen waren in beiden Jahren relativ gering. 1972 wurden gerade einmal 4.800.000 Exemplare des DDR-Pfennigs produziert, und 1973 nur 5.517.600.

Pfennige von 1968 und 1987, Vergleich Wertseite. Foto: Angela Graff (Privatarchiv)

Pfennige von 1968 und 1987, Vergleich Wertseite. Foto: Angela Graff (Privatarchiv)

Pfennige von 1968 und 1987, Vergleich nationale Seite. Foto: Angela Graff (Privatarchiv)

Pfennige von 1968 und 1987, Vergleich nationale Seite. Foto: Angela Graff (Privatarchiv)

Der DDR-Pfennig bekommt sein letztes Gesicht

1977 erhielt der DDR-Pfennig nochmals etwas Kosmetik. Es gab kleinere Änderungen im Prägebild beider Seiten. Diese Tatsache ist damals sicher kaum aufgefallen, denn wer schaut sich den Pfennig schon genauer an? Doch legt man beispielsweise ein Stück von 1968, das relativ häufig zu finden ist, neben ein Stück von 1987, ist der Unterschied klar erkennbar. Zwar sind die Motive beidseitig grundsätzlich unverändert, doch auf dem Stück von 1987 wirkt alles etwas kleiner. Grund dafür war, dass vor allem die Prägewerkzeuge überarbeitet wurden. Die Wertzahl wurde bedeutend kleiner und schmaler. Die beiden stilisierten Eichenblätter haben nun sogar noch etwas Platz zum Randstab und auch die Jahreszahl konnte etwas höher rücken. Die nationale Seite mit dem Staatswappen wurde ebenfalls überarbeitet. Auch hier ist das Motiv kleiner geworden.

Noch bis 1990 blieb es beim überarbeiteten Gesicht. Obwohl die D-Mark schon recht laut an die Türen klopfte, wurden vom allerletzten DDR-Pfennig-Jahrgang noch 15.660.000 Exemplare geprägt. Es sollte wiederum ein seltener Jahrgang mit Potenzial werden.

Fazit

Dem Sammlermarkt stehen heute noch genügend DDR-Pfennige zur Verfügung. Und viele haben natürlich noch eigene private Reserven. Der Einstieg ist daher noch machbar und meistens nur mit geringen Kosten verbunden. Doch der Pfeil weist nach oben. Gerade Fehlprägungen werden immer beliebter und somit teurer. Zudem sollten wir beachten, dass der DDR-Pfennig zu den abgeschlossenen Sammelgebieten gehört. Denken wir also nicht nur an die Medienfotos vom 1. Juli 1990, als die D-Mark in der DDR Einzug hielt. Da waren Menschen zu sehen, die händeweise DDR-Geld in die Papierkörbe warfen. Diese Zeiten sind längst vorbei. Ansteigende Preise, gerade für Pfennig-Münzen aus der DDR, sind das sichere Zeichen für einen wechselnden Trend am Markt und kein Märchen.

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