Schätzpreis: 1500 EURSelinous. Hemidrachme 417/409 v. Chr.Dr. Busso Peus Nachf - Auktion 439-441132
Schätzpreis: 1500 EURSyrakus. Dionysios I. Gold-Tetradrachme (20 Litrai)
405/400 v. Chr.
Dr. Busso Peus Nachf - Auktion 439-441144
Schätzpreis: 7500 EURSeleukos I. Nikator. Tetradrachme 305/295 v. Chr., Susa.Dr. Busso Peus Nachf - Auktion 439-441356
Schätzpreis: 7500 EURAtrebates und Regini. Tincomarus,
25 v.-10 n. Chr. Goldviertelstater.
Dr. Busso Peus Nachf - Auktion 439-4411001
Schätzpreis: 400 EURInsel Thasos. Trihemiobol 412/404 v. Chr.Dr. Busso Peus Nachf - Auktion 439-4411085
Schätzpreis: 15000 EURBentheim-Steinfurt. Ernst Wilhelm. Reichstaler 1659, Münster.Dr. Busso Peus Nachf - Auktion 439-4411972
Schätzpreis: 20000 EURReuss-Greiz. Heinrich XXII. 20 Mark 1875.Dr. Busso Peus Nachf - Auktion 439-4412981
Schätzpreis: 50000 EURSachsen-Coburg-Gotha. Ernst II. 20 Mark 1872.Dr. Busso Peus Nachf - Auktion 439-4413021
Schätzpreis: 15000 EURMecklenburg-Güstrow. Gustav Adolph. Reichstaler 1677,
Güstrow.
Dr. Busso Peus Nachf - Auktion 439-4414068
Schätzpreis: 5000 EURKöln. Dicker Reichstaler 1571,
Abschlag von Halbtalerstempeln.
Dr. Busso Peus Nachf - Auktion 439-4415611
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Peter Ilisch (1947–2023)

Nach kurzer, schwerer Krankheit ist am 29. Mai 2023 Dr. Peter Ilisch, von 1979 bis 2012 Wissenschaftlicher Referent (Kurator) für das Münzkabinett des heutigen LWL-Museums für Kunst und Kultur / Westfälisches Landesmuseum in Münster, bei seiner Tochter im südfranzösischen Bayonne verstorben. Stefan Kötz M. A., sein Nachfolger im Amt, würdigte in seiner Rede bei der öffentlichen Trauerfeier und Beerdigung am 20. Juni 2023 auf dem Zentralfriedhof in Münster den Verstorbenen.

Peter Ilisch (1947–2023). Foto: Verein der Münzfreunde für Westfalen und Nachbargebiete e. V., Axel Obdenbusch.

Peter Ilisch (1947–2023). Foto: Verein der Münzfreunde für Westfalen und Nachbargebiete e. V., Axel Obdenbusch.

Ich möchte mit drei Zitaten, exemplarisch für so viele und deshalb ohne Namen, beginnen: „Der Tod von Peter Ilisch macht auch mich traurig. Ich hatte ihn einige Male getroffen: Seine eloquente Kennerschaft und seine feinsinnige Art haben sofort tiefen Eindruck auf mich gemacht.“ – „Das bewegt mich wirklich; ich kannte ihn nicht gut, aber man spürte, was für ein feiner Mensch er war.“ – „Auch für mich war Peter Ilisch Jahrzehnte lang ein immer offener, geduldiger und hilfsbereiter Berater, der mich an seinem immensen Wissen teilhaben ließ. Er wird mir menschlich wie fachlich sehr fehlen.“

Peter Ilischs Tod, zu früh für heutige Verhältnisse, hat alle schwer getroffen. Die Reaktionen auf die Todesnachricht, in Museum und Archäologie, in den Kommissionen, den Vereinen, die offensichtliche Bestürzung – es fallen außer „traurig“ sonst die Wörter „bewegt“, „betrübt“, „betroffen“, „erschrocken“, „schockiert“, „fassungslos“ –, das Bedürfnis, erinnernde, ehrende, ewigbleibende Worte zu finden, zeugen davon. Peter Ilisch war allseits hochgeachtet und -geschätzt, wird als „kollegial“ und „hilfsbereit“, als „bescheiden“, „unprätentiös“, „humorvoll“, ja „liebenswürdig“ beschrieben. Und so gehörte – und gehört – Peter Ilisch eben nicht nur seiner Familie und seinen Freunden, sondern allen diesen Menschen: „Wir werden ihn nicht vergessen – dazu war er doch zu sehr einer von uns.“

Doch wer war Peter Ilisch? Ich spreche zu Ihnen als sein Nachfolger im Amt seit 2014, als Kurator für das Münzkabinett des LWL-Museums für Kunst und Kultur / Westfälisches Landesmuseum in Münster und als Referent für Münzfundpflege bei der LWL-Archäologie für Westfalen. Und ich spreche deshalb über den gleichsam amtlichen, den öffentlichen, den Wissenschaftler Dr. Peter Ilisch – nicht über den Menschen Peter Ilisch, denn eigentlich habe ich diesen gar nicht gekannt. Persönliches, was den Menschen hätte kennenlernen lassen, war nicht sein Ding; wohl nur ganz wenige ließ er wirklich in sich blicken, und so blickten wir alle nur auf ihn, auf ihn als Kollegen, als Wissenschaftler.

Wer also war der Wissenschaftler Dr. Peter Ilisch? In der Pressemitteilung des LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) zu seinem Tod habe ich ihn mit diesen Sätzen charakterisiert: „Peter Ilisch war über Jahrzehnte einer der produktivsten und ist, über seinen Tod hinaus, einer der angesehensten Mittelalter- und Neuzeit- sowie Fundnumismatiker weltweit; zugleich war er ein engagierter Regionalhistoriker für das Münsterland. Er hat so den Namen des LWL-Museums und der LWL-Archäologie über Münster und Westfalen hinaus auch in die Welt getragen.“ Letzteres, seine internationale Bekanntheit und Anerkanntheit, beweist am besten wohl die Episode, die der Museumsdirektor 2012 in der Festschrift zum 65. Geburtstag („Nummi docent! Münzen – Schätze – Funde“) erzählte, augenscheinlich immer noch einigermaßen verblüfft: „Im Zuge von Leihverhandlungen besuchte ich vor einigen Jahren das Barber Institute of Fine Arts in Birmingham, das über eine renommierte numismatische Abteilung verfügt. Eine erste Frage der Kuratorin: ‚You come from Münster? Do you know Peter?‘“ Und genauso hätte sich die Szene auch etwa in Utrecht zutragen können: „Komt u uit Munster? Kent u Peter?“ Oder irgendwo in seiner zweiten Heimat Frankreich: „Vous venez de Münster? Connaissez-vous Peter?“ Oder in Warschau: „Czy pan pochodzi z Monastyru? Czy zna pan Petera?“ Kaum einen Kongress ließ Dr. Peter Ilisch aus – als Vortragender, nicht nur als Zuhörer – und war überall vernetzt.

Peter Ilisch wurde am 28. April 1947 im westmünsterländischen Billerbeck geboren. Seine Passion, die Münzen, die Numismatik, entdeckte er schon als Schüler, wie auch sein gut drei Jahre jüngerer Bruder Lutz – und es war sicherlich eine weise Entscheidung, sich frühzeitig bereits die Claims abgesteckt zu haben. Als 14-Jähriger begann er, die Monatssitzungen der Münzfreunde Münster zu besuchen, suchte den Kontakt zum westfälischen Landesnumismatiker am Landesmuseum, Prof. Dr. Peter Berghaus (1919–2012). Von 1967 bis 1971 studierte er in Münster Geschichte, Historische Hilfswissenschaften und Volkskunde, und bei Berghaus, Honorarprofessor am Historischen Seminar, lernte er Numismatik. 1974 wurde er mit einer Arbeit über die mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzfunde und den Geldumlauf im westlichen und südlichen Westfalen promoviert. Bereits von 1972 bis 1974 war er als Wissenschaftlicher Volontär am Landesmuseum, wo er – nach verschiedenen Werkvertragstätigkeiten und einer Station 1977 bis 1978 als Assistent am Institut für religiöse Volkskunde der Universität Münster – Anfang Januar 1979 die Nachfolge seines Lehrers antrat. Dr. Peter Ilisch hat sich bis zu seiner Pensionierung Ende Mai 2012, in 401 Dienstmonaten, durch vieltausendfache Erwerbungen, durch Ausstellungen und vor allem durch seine vielhundertfachen Publikationen enorme, bleibende Verdienste um das Münzkabinett und auch das Museum als Ganzes erworben.

Über das Museum hinaus war Dr. Peter Ilisch in zahlreichen Kommissionen, Gremien und Vereinen aktiv. So zeit seiner Amtsdauer als Landesvertreter für Westfalen-Lippe in der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, deren Zweiter Vorsitzender er 1999 bis 2001 war. Hervorzuheben ist hier besonders das Gemeinschaftsprojekt seit 1996 mit dem Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften zur Bearbeitung der frühmittelalterlichen Münzfunde in Polen, das 2013 bis 2017 abgeschlossen werden konnte. Daneben war er ordentliches Mitglied in zwei LWL-Kommissionen, der Altertumskommission seit 1992 und der Historischen Kommission seit 1998; zu deren beider Forschungsvorhaben hat er, nicht nur numismatischerseits, substantiell beigetragen. Dem Verein der Münzfreunde für Westfalen und Nachbargebiete gehörte er seit 1964/65 an, diente ihm 1982 bis 1990 als Schriftführer und seit 2006 als wissenschaftlicher Beisitzer im Vorstand, seit 2012 war er Ehrenmitglied. Seine Vorträge bei den Münzfreunden Münster, bei den anderen Ortsvereinen, bei den Veranstaltungen des Gesamtvereins und überall in Deutschland sind unzählbar. Mit den Niederlanden, besonders der Koninklijk Nederlands Genootschap voor Munt- en Penningkunde, war er seit den 1970er Jahren engstens verbunden. Und auch im Förderverein für öffentliche Münzsammlungen in Westfalen hat er seit dessen Gründung 2015 als Schriftführer und als Hinweisgeber für lukrative Ankäufe mit schönem Erfolg gewirkt. Er hat mehrere internationale Preise erhalten, für sein Lebenswerk wurde er 2021 mit dem Eligius-Preis der Deutschen Numismatischen Gesellschaft geehrt.

In Münster war Dr. Peter Ilisch ein klassischer „Landesnumismatiker“, zuständig neben der Sammlung am Landesmuseum auch für die Münzfundpflege im Rahmen der Landesarchäologie. Es ist ihm zu verdanken, dass Fundmünzen als historische wie archäologische Quellen in Westfalen-Lippe systematisch dokumentiert, publiziert und erforscht werden. Zudem war es sein Selbstverständnis, numismatische und landeskundliche Erkenntnisse miteinander zu verbinden und diese nicht nur dem Fachpublikum, sondern auch der breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. Sein enormes Wissen hat er als Lehrbeauftragter an der Universität Münster seit 2001 stets auch an den Nachwuchs weitergegeben.

Sein wissenschaftliches Werk ist überaus umfangreich, die Bibliografie seit 1969 zählt weit über 500 Titel; er gilt dabei als Meister der kleinen Form, von Miszellen und Kurzaufsätzen, hat aber ebenso große Monografien vorgelegt. Inhaltlich war er, wie so oft bei Ein-Mann-Münzkabinetten, numismatischer Generalist, der Schwerpunkt lag allerdings klar auf Nordwestdeutschland, auf Westfalen in Mittelalter und Früher Neuzeit. Das Werk ist andernorts ausführlich zu würdigen; es ist nicht leicht zu lesen, er hat mit kritischem Blick und vollendeter Methodenbeherrschung jedoch stets neue und teils bahnbrechende Erkenntnisse geliefert. Und er hat Grundlagenforschung geleistet: mit Neuzuweisungen, mit Korpuswerken, mit Fundinventaren. Nicht zu vergessen ist seit Anbeginn auch der Landes- bzw. Münsterlandhistoriker Dr. Peter Ilisch, vor allem für den Kreis Coesfeld, seine Heimat.

Die Numismatik war Lebensinhalt für Dr. Peter Ilisch, er war ein „Lebenslänglicher“ – und das Lebenswerk, schon jetzt beeindruckend und bedeutend, war noch nicht vollendet, noch längst nicht. Manuskripte für etliche große Arbeiten, in verschiedenen Zuständen, finden sich in seinem Nachlass, ferner Material für sicherlich weitere hundert kleine Stücke. Wie viel Wissen wird heute hier nur zu Grabe getragen! Sein Tod ist ein immenser Verlust für die Wissenschaft, in erster Linie aber natürlich für Sie, seine Familie, seine Freunde, seine Kollegen. Und auch für mich als seinen Nachfolger, er hat auch mein (wissenschaftliches) Leben in den letzten neun Jahren sehr, sehr, sehr nachhaltig geprägt.

Unser Verhältnis war sicherlich nicht das einfachste, und ob es ihm wohl recht gewesen wäre, dass ich heute hier spreche? Es war die klassische Vorgänger-Nachfolger-Sache, die selten einfach ist – aber ich, als sein Nachfolger, muss die Traditionslinie, in diesen großen, enormen, zu großen Fußstapfen, weiterführen – doch ich kann dies nicht allein! –, wie auch er die Traditionslinie seines Vorgängers weitergeführt hat, natürlich stets mit eigener Prägung. Wir hatten immer engen, ausschließlich freilich fachlichen Kontakt: bei Veranstaltungen, durch ungezählte E-Mails, bei Arbeitsbesuchen in „seinem“ Kabinett. Und bis zuletzt war ich auf sein Wissen, seine Anregungen, auch seine Kritik angewiesen – und in der Sache konnte er durchaus unnachgiebig, unvergesslich, unerbittlich sein. Jetzt bin ich da allein, kann ihn nichts mehr fragen, auch mir wird er – wie uns allen – sehr fehlen.

Peter Ilisch möge in Frieden ruhen; wir alle werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Wissenschaftliche Nachrufe auf Dr. Peter Ilisch erscheinen im Numismatischen Nachrichtenblatt (Stefan Kötz mit Gerd Dethlefs, Fritz Rudolf Künker und Stefan Wittenbrink), in den Geldgeschichtlichen Nachrichten (Bernd Kluge und/oder Christian Stoess), im Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte (Stefan Kötz) und sicherlich in mehreren weiteren, auch internationalen numismatischen Periodika.

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