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Dänisches Nationalmuseum kauft sieben Münzen der Sammlung Bruun

Nach 100 Jahren Dornröschenschlaf soll die hochbedeutende Sammlung Bruun ab Herbst 2024 bei Stacks Bowers verkauft werden (wir berichteten). Nun hat das Dänische Nationalmuseum von einem ihm eingeräumten Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und sieben einzigartige Münzen aus der Münzsammlung des Buttergroßhändlers Lars Emil Bruun erworben, bevor diese versteigert werden.

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Alle sieben vom Dänischen Nationalmuseum erworbene Münzen. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Alle sieben vom Dänischen Nationalmuseum erworbene Münzen. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Ermöglicht wurde dieser Kauf vom Förderverein Selskabet Den kgl. Mønt- og Medaillesamlings Venner, der 1945 zu genau dem Zweck gegründet wurde: er sollte einspringen, wenn die Sammlung Bruun wie festgelegt genau 100 Jahre nach dem Tod des Sammlers zum Verkauf freigegeben werden würde. 7,7 Millionen DKK hat der Verein dem Nationalmuseum nun für diesen Zweck gespendet, das sind umgerechnet etwas über 1 Million Euro.

Dreifacher Dukat, geprägt in Christiania (Norwegen) im Jahr 1671 unter Christian V. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Dreifacher Dukat, geprägt in Christiania (Norwegen) im Jahr 1671 unter Christian V. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Die sieben Münzen

Es handelt es sich um sechs Goldmünzen und eine Silbermünze, die alle im 16. und 17. Jahrhundert im damals in Personalunion vereinten Dänemark-Norwegen geprägt wurden. Zwei Münzen entstanden in Christiania, dem heutigen Oslo.

Halber Portugalöser, geprägt in Haderslev im Jahr 1591 für Christian IV. unter der Vormundschaft seiner Mutter Sophie von Mecklenburg. Henkelspuren. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Halber Portugalöser, geprägt in Haderslev im Jahr 1591 für Christian IV. unter der Vormundschaft seiner Mutter Sophie von Mecklenburg. Henkelspuren. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Zwei der Goldmünzen wurden im süddänischen Haderslev für den noch minderjährigen Christian IV. von seiner Mutter Sophie von Mecklenburg geprägt. Sie dienten vermutlich als Schaumünzen mit politischem Inhalt. In jedem Fall führte der Inhalt der Münzmotive zu Auseinandersetzungen zwischen dem Reichsrat und der Königinwitwe, die sich die Vormundschaft teilten. Beide Münzen weisen Henkelspuren auf, sie wurden also wahrscheinlich wie Gnadenpfennige getragen wurden.

Viertel Portugalöser, geprägt in Haderslev im Jahr 1592 für Christian IV. unter der Vormundschaft seiner Mutter Sophie von Mecklenburg. Henkelspuren. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Viertel Portugalöser, geprägt in Haderslev im Jahr 1592 für Christian IV. unter der Vormundschaft seiner Mutter Sophie von Mecklenburg. Henkelspuren. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

„Alle sieben Münzen sind auf ihre eigene Weise einzigartig und hervorragend erhalten. Wir haben sie sorgfältig ausgewählt, um die Münzsammlung des Nationalmuseums optimal zu ergänzen. Die Münzen stammen aus älteren Sammlungen, aber wir können ihre genaue Kauf- und Verkaufsgeschichte nur bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen“, sagt Helle Horsnæs, leitende Wissenschaftlerin und verantwortlich für die Münz- und Medaillensammlung im Dänischen Nationalmuseum.

Dukat, geprägt in Kopenhagen, vermutlich im Jahr 1690, unter Christian V. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Dukat, geprägt in Kopenhagen, vermutlich im Jahr 1690, unter Christian V. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Alle Goldmünzen sind einzigartig in dem Sinne, dass es nur ein Exemplar des jeweiligen Typs gibt. Das bedeutet, dass es Münzen mit demselben Wert und demselben Jahr geben kann, die aber mit unterschiedlichen Stempelsätzen geprägt wurden. Oder es gibt Münzen, die mit demselben Stempelsatz geprägt wurden, aber einen anderen Nennwert haben.

Dreifacher Speciesdaler, geprägt in Christiania (Norwegen) im Jahr 1668 unter Frederik III. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Dreifacher Speciesdaler, geprägt in Christiania (Norwegen) im Jahr 1668 unter Frederik III. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Die Silbermünze – der dreifache norwegische Speciestaler – galt früher als Unikat, aber in den 1970er Jahren tauchte ein weiteres Exemplar im Handel auf und befindet sich heute in einer Privatsammlung.

Vorkaufsrecht für ausgewählte Münzen

Seit 100 Jahren dient Bruuns Münzsammlung als eine Art Reserve für die Königliche Münz- und Medaillensammlung im Nationalmuseum. Falls diese nämlich bei einem Brand oder Diebstahl verloren gegangen wäre, wäre die Sammlung Bruun an das Nationalmuseum gegangen. Da dies nicht geschehen ist, wird die Sammlung nun nach Bruuns Testament versteigert.

Doppelter Dukat, geprägt in Kopenhagen zwischen 1670 und 1699 unter Christian V. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Doppelter Dukat, geprägt in Kopenhagen zwischen 1670 und 1699 unter Christian V. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Bruuns Münzsammlung besteht eigentlich aus mehreren Sammlungen, und das Nationalmuseum hat das Vorkaufsrecht für eine Reihe genau festgelegter Münzen aus einer dieser Sammlungen eingeräumt bekommen. Es geht um Münzen, die Lars Emil Bruun im Jahr 1922, ein Jahr vor seinem Tod, von dem dänischen Grafen Preben Bille-Brahe kaufte. Dessen Sammlung galt damals als „die wichtigste Sammlung dänischer und norwegischer Münzen“.

Laut Kaufvertrag verpflichtete sich Bruun, der Königlichen Münz- und Medaillensammlung das Vorkaufsrecht für Münztypen aus der Bille-Brahe-Sammlung einzuräumen, die sich nicht bereits in der Sammlung des Nationalmuseums befanden. So ist zu erklären, warum das Nationalmuseum genau diese sieben Münzen aus der Sammlung erworben hat.

Es ist derzeit nicht geplant, die neu erworbenen Münzen auszustellen.

Dreifacher Dukat, geprägt in Kopenhagen im Jahr 1662 unter Frederik III. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Dreifacher Dukat, geprägt in Kopenhagen im Jahr 1662 unter Frederik III. Foto: Dänisches Nationalmuseum.

Die Münzsammlung des Nationalmuseums

Die Königliche Münz- und Medaillensammlung im Nationalmuseum ist Dänemarks führende Sammlung von Zahlungsmitteln, Medaillen und anderen zahlungsmittelbezogenen Objekten aus aller Welt. Die Sammlung entstand, als 1780 beschlossen wurde, die Münz- und Medaillensammlung der Königlichen Kunstkammer in neu eingerichtete Räume im Schloss Rosenborg zu überführen. Mit Inkrafttreten der Verfassung im Jahr 1849 ging die Sammlung in öffentliches Eigentum über und wurde 1867 in das Prinzenpalais überführt, wo sie 1892 Teil des Nationalmuseums wurde. Die Sammlung umfasst heute über 700.000 Objekte, davon fast 300.000 dänische Münzen und Medaillen.

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