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1848 – Als Deutschland Demokratie träumte

Die Münzsammlung München präsentiert erstmals die Geschichte der März-Revolution, der deutschen Nationalversammlung und ihrer Folgen. Gezeigt werden berühmte Revolutionäre wie Friedrich Hecker und Robert Blum, aber auch Parlamentarier wie Heinrich von Gagern oder Ignaz von Döllinger.

Inhalt

Medaille auf das deutsche Parlament, Werkstatt Drentwett, 1848, Silber. Die deutschen Medaillenkünstler fingen die allgemeine Bewegung nicht mit Bildern von Barrikadenkämpfen ein; anders als die in der Ausstellung ebenfalls gezeigten Grafiken. In der Augsburger Medaillenwerkstatt Drentwett wurde mit dem Bild zweier Eichen im Morgenlicht, dem ungekrönten Reichsadler und dem verbindenden Schriftband “SEID EINIG“ vielmehr ein Sinnbild für die Bewegung geschaffen, das eine Hoffnung dieser Zeit ausdrückt.

Medaille auf das deutsche Parlament, Werkstatt Drentwett, 1848, Silber. Die deutschen Medaillenkünstler fingen die allgemeine Bewegung nicht mit Bildern von Barrikadenkämpfen ein; anders als die in der Ausstellung ebenfalls gezeigten Grafiken. In der Augsburger Medaillenwerkstatt Drentwett wurde mit dem Bild zweier Eichen im Morgenlicht, dem ungekrönten Reichsadler und dem verbindenden Schriftband “SEID EINIG“ vielmehr ein Sinnbild für die Bewegung geschaffen, das eine Hoffnung dieser Zeit ausdrückt.

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit

Das politische System Deutschlands als Demokratie mag als eine Selbstverständlichkeit erscheinen. Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit zu wählen und es steht ein großes Angebot an Informationen, für die Bildung von Meinungen wie zur Partizipation bereit. Die Volksherrschaft ist in der Welt jedoch in der Minderheit. Die Beurteilung dieser Gegensätze ist nicht nur für verhandelnde Regierungen, sondern für jeden eine Herausforderung, zumal wenn wir unser Zusammenleben als globalisierte Welt beschreiben.

Medaille auf die Verbrennung des französischen Königsthrons, Blei. Ende Februar 1848 kam es in Paris zum Ausbruch einer Revolution, in deren Folge König Louis-Philippe zurücktrat. Am 24. Februar 1848 schleppten Demonstranten den königlichen Thron aus seinem Palast. Sie stellten ihn an die hochsymbolische Stelle, an der die Bastille, das ehemalige Gefängnis, gestanden hatte und wo die Juli-Säule an die Revolution von 1830 erinnert, und verbrannten ihn.

Medaille auf die Verbrennung des französischen Königsthrons, Blei. Ende Februar 1848 kam es in Paris zum Ausbruch einer Revolution, in deren Folge König Louis-Philippe zurücktrat. Am 24. Februar 1848 schleppten Demonstranten den königlichen Thron aus seinem Palast. Sie stellten ihn an die hochsymbolische Stelle, an der die Bastille, das ehemalige Gefängnis, gestanden hatte und wo die Juli-Säule an die Revolution von 1830 erinnert, und verbrannten ihn.

So komplex der Blick auf die Gegenwart ist, der in die Geschichte ist nicht einfacher. Für die Erkenntnis, auf welcher Grundlage die Demokratie in Deutschland steht, ist es wertvoll genauer auf die demokratische Tradition und besonders ihre Anfänge zu blicken. Vor 175 Jahren bildete sich eine von mehreren Schichten getragene Bewegung, die sich gegen die alte Alleinherrschaft der Könige und Fürsten wendete. 1848/49 gipfelte sie in einer revolutionären Erhebung, die in Frankfurt ein Parlament etablierte. Und doch scheiterte dieser Traum. Ein Kipppunkt war die Ablehnung der vom Parlament an Friedrich Wilhelm von Preußen angebotenen Kaiserkrone im April 1849, woraufhin es zur Auflösung von Länderkammern und der Aberkennung der Frankfurter Nationalversammlung durch die Regierungen von Österreich, Preußen, Sachsen oder Hannover kam. Fast in allen Landesteilen regierten nachfolgend die Fürsten weiter, begleitet von Landeskammern, die Teile der Regierungsaufgaben wahrnehmen durften.

Medaille auf den Tod von Robert Blum, Werkstatt Drentwett, 1848, Zinn. Robert Blum setzte sich in vielen Reden vor tausenden Zuhörern für liberale und demokratische Ideen ein. Er war eine Identifikationsfigur der Arbeiterbewegung und forderte die Schaffung einer Republik. In Frankfurt wurde er 1848 zum Vizepräsidenten des Vorparlaments gewählt. Als die Nachrichten vom Aufstand in Wien im Oktober eintrafen, reiste er dorthin, hielt Reden und beteiligte sich an der Verteidigung Wiens gegen die anrückenden kaiserlichen Truppen. Nach dem Fall Wiens wurde Blum dort unter Missachtung seiner Abgeordnetenimmunität inhaftiert und gerichtlich zum Tode verurteilt. Am 9. November wurde er standrechtlich hingerichtet.

Medaille auf den Tod von Robert Blum, Werkstatt Drentwett, 1848, Zinn. Robert Blum setzte sich in vielen Reden vor tausenden Zuhörern für liberale und demokratische Ideen ein. Er war eine Identifikationsfigur der Arbeiterbewegung und forderte die Schaffung einer Republik. In Frankfurt wurde er 1848 zum Vizepräsidenten des Vorparlaments gewählt. Als die Nachrichten vom Aufstand in Wien im Oktober eintrafen, reiste er dorthin, hielt Reden und beteiligte sich an der Verteidigung Wiens gegen die anrückenden kaiserlichen Truppen. Nach dem Fall Wiens wurde Blum dort unter Missachtung seiner Abgeordnetenimmunität inhaftiert und gerichtlich zum Tode verurteilt. Am 9. November wurde er standrechtlich hingerichtet.

Welche Leitbilder die Revolutionäre und die alten Landesherren damals hatten, zeigen die Münzen und Medaillen der Zeit. Sie sind ein völlig anderes Medium als Geschichtsbücher, da sie stark konzentriert das Wesentliche verständlich zeigen. Die Stücke zur Kenntnis zu nehmen ist lohnend, weil mit ihnen eine Vielzahl heute fast vergessener Persönlichkeiten aus dem Dunkel der Geschichte hervorkommt. Robert Blum, Ernst Moritz Arndt, Friedrich Ludwig Jahn oder Heinrich Gagers werden vorgestellt. Zudem zeigen die Gepräge reale und symbolische Bilder dieser Zeit, von der Frankfurter Paulskirche, über den Sturz der Sterne bis zum Ritt Friedrich Wilhelms vorbei an seinen Soldaten. In Ausblicken auf andere Länder zeigt sich, dass der Geist des Umsturzes damals Europa erfasst hatte.

Erstmals stellt der Katalogband die Münzen und Medaillen auf die deutsche Revolution der Jahre 1848/49 vor. Verschiedene Autoren schildern die Ereignisse der ersten Demokratiebewegung in den Teilen Deutschlands und stellen sie in Beziehung zu den Geprägen. Die Tragweite der Ereignisse wird durch einen Blick auf Frankreich, von wo der Funke der Revolution nach Deutschland ausging, wie durch Blicke auf weitere Nachbarländer, deutlich.

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