Wertvolle Fehlprägung oder wertlose Fälschung?

Münz-Schummeleien oder gar Fälschungen können uns praktisch überall begegnen. Sie kommen in der langen Geschichte der Numismatik immer wieder vor und sind auch heute keine Seltenheit. Allerdings ist dabei so manche Schummelei nicht immer gleichzeitig eine Fälschung und oftmals entpuppt sich sogar eine nicht mehr kursfähige Münze als des Pudels Kern. Ich möchte Sie heute auf eine kleine Reise in das Land der numismatischen Täuschung und Fälschung einladen. Übrigens, gleich nebenan wohnt die Manipulation. Auch dort werden wir einmal kurz vorbeischauen.

Ein 5-Pfennigstück entwertet aus der 10-Centrolle. Foto: Angela Graff.

10-Cent Verlust durch ein 5-Pfennig-Kuckucksei

Ein 5-Pfennigstück, von der Bundesbank entwertet, fand die Bäckersfrau erst jüngst in einer Rolle mit 10-Centstücken, als sie das Wechselgeld der Ladenkasse auffüllte. „Schon wieder so ein Ding“, rief sie aus. „Das kommt in letzter Zeit ziemlich oft vor. Allerdings werden meist ganz normale 5-Pfennigstücke aus der DM-Zeit in die Münzrollen geschmuggelt. Dieses hier ist zudem entwertet und somit ein Umtausch bei der Bundesbank nicht mehr möglich.“ Fazit: Wechselgeld aufgefüllt und gleichzeitig 10-Cent Verlust in der Kasse! Wie offiziell entwertete Münzen auf diese Art wieder in den Umlauf gelangen können? Oh, diese Frage müssen Sie nicht mir stellen, sondern der Bundesbank.

Meine Meinung dazu: Auch mit Münzschrott sollte man stets wie mit Geld umgehen. Zugegeben, der Größenunterschied fällt in einer Rolle kaum auf. Allerdings hätte die Gewichtsdifferenz (10-Cent = 4,10 Gramm, 5-Pfennig = 3,00 Gramm) schon auffallen müssen. Doch nicht jeder wiegt offenbar heute Münzrollen nach, sondern man vertraut dem Inhalt eher blind. Ein Fehler! Fakt ist, auch in anderen Geschäften kommt es immer wieder vor, dass man ungültige Stücke in Münzrollen findet. Neben den 5-Pfennigstücken in 10-Cent-Münzrollen, werden auch immer wieder 1- und 2-Pfennigstücke, in 1- bzw. 2-Cent-Münzrollen gefunden. Alte 10-Pfennigstücke kommen häufig in 5-Cent-Münzrollen vor und 2-Pfennigstücke verstecken sich zudem auch gern einmal in 10-Cent-Rollen. Es handelt sich dabei jedoch nie um Originalrollen der Prägestätten, sondern ausschließlich um Rollen, die einen privaten oder geschäftlichen Ursprung haben. Das bedeutet zum einen, dass noch genug Pfennige in den Haushalten der Leute herumliegen. Zum andern, gibt es Leute, denen der Weg zur Bundesbank offenbar zu mühsam ist. Viel lieber wickelt man alles als „Kuckuckseier“ in das Münzrollenpapier ein. Was kümmert mich der Verlust der Anderen? Die große Masse ist es zwar nicht, aber Hauptsache weg vom Tisch.

Ein vermutlich gefälschtes 20-Centstück. Foto: Angela Graff.

Gefälschte Centstücke

Sie kommen häufiger vor als vermutet. Obwohl immer wieder der Standpunkt vertreten wird, dass es sich nicht lohnt Centstücke zu fälschen, gibt es sie doch. Vor einiger Zeit bekam ich ein 20-Centstück aus Frankreich als Fehlprägung angeboten. Angeblich sollte es zu leicht sein und deshalb würden es die Automaten nicht annehmen. Doch genau das Gegenteil war der Fall, denn das Stück entpuppte sich als zu schwer. Aber woher kommt nun meine Vermutung, dass es sich hierbei um eine Fälschung handelt? Das Stück, welches vorgibt aus Frankreich zu sein, ist aus dem Jahr 2010. Es ist leicht magnetisch und wiegt 5,98 Gramm statt 5,74 Gramm. Die Prägung ist beidseitig stark verschwommen. Die Randprägung mit den 7 Kerben ist hier nur schwach erkennbar. Das typische „LL“ als Hinweis auf den Designer Luc Luycx, ist ebenfalls verschwommen und verstümmelt geprägt. Solche Merkmale sind dann doch etwas ungewöhnlich. Habe ich recht?

Ein vermutlich gefälschtes 50-Centstück. Foto: Angela Graff.

Eine 50-Cent-Fälschung gibt äußerlich vor aus Spanien zu kommen und aus dem Jahre 1999 zu sein. Das Stück ist unmagnetisch und es ist mit 7,13 Gramm statt 7,80 Gramm eher ein Leichtgewicht. Die Prägung ist beidseitig stark verschwommen. Der Riffelrand ist nur schwach angedeutet. Auch hier sprechen die Eigenschaften eher für eine Fälschung. Doch schauen Sie sich selbst diese beiden Stücke einmal an.

Ein vermutlich gefälschtes 1-Eurostück. Foto: Angela Graff.

Falsche Euromünzen

Bei dieser 1-Euro-Fälschung, angeblich aus Frankreich von 1999, ist die Pille stark magnetisch. Das Stück wiegt 7,00 Gramm statt der geforderten 7,50 Gramm. Der Rand hat nur wenige Riffel. Das Prägebild ist beidseitig mit Fehlern und Ausfällen behaftet. Auffallend ist auch die grob strukturierte Oberfläche, welche an Erzeugnisse aus Guss erinnert. Echte Stücke sind dagegen glatt. Sämtliche Prägedetails wirken schwach und verwaschen, die gepunkteten Landmassen sind kaum erkennbar, alles wirkt daher sehr flächig. Zudem sind die Ländergrenzen kaum sichtbar. Die Pille ist mit 15 Millimetern sehr klein. Dadurch bekam die Wertzahl nun deutlich Kontakt zum Ring und wird am Aufstrich der „1“ leicht abgeschrägt. Deutliche Spuren eines im Gussverfahren hergestellten Stückes kommen durch das bereits abgeplatzte Beschichtungsmaterial (Lunker) zum Vorschein. Dadurch ist nun die typische schwarzgraue Farbe des Gussmaterials erkennbar.

Ein vermutlich gefälschtes 2-Eurostück. Foto: Angela Graff.

Diese 2-Euro-Fälschung, welche vorgibt aus Deutschland zu stammen, ist von 2002 G. Das gesamte Stück ist stark magnetisch und wiegt 8,45 Gramm statt 8,50 Gramm. Es besteht auch nicht aus Ring und Pille, sondern nur aus einem Stück. Die Pille wurde dabei nur optisch angedeutet. Das Mittelstück war ursprünglich goldfarbig angemalt, die Farbe verschwand mit der Zeit immer mehr. Die Randschrift ist zudem fehlerhaft.

Das falsche Stück aus dem Jahre 1923. Foto: Angela Graff.

Ein falsches Stück von 1923

Eine weitere Fälschung ist das Stück zu 20 Kopeek aus der ehemaligen Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik von 1923. Es ist unmagnetisch und wiegt 4,8 Gramm statt 3,6 Gramm. Der Rand ist dabei sehr unförmig und hat eine breite Nut. Das Material ist sehr weich und damit keinesfalls aus 500er Silber. Vielmehr ist es aus Blei.

Die Fehlprägung – Hergestellt ohne Verstand

Es ist doch immer wieder interessant zu sehen, was so alles als Fehlprägung über den Verkaufstisch der Internetanbieter gehen soll. Lassen wir dabei aber ausnahmsweise den verlangten Preis einmal außer Acht und konzentrieren wir uns lieber auf unsere gesunde Logik. Es gibt bekanntlich prägetechnische Dinge, die sind einfach nicht möglich. Das hier vorgestellte Phänomen gehört ebenfalls dazu.

Fehlprägung selbst gemacht. Foto: Angela Graff.

In diesem Fall wurde eine 20-Centmünze mithilfe eines 5-Centstücks und mit viel Druck aufeinandergepresst. Ergebnis: Die Wertseite des 5-Centstückes hat sich nun negativ im Prägebild des 20-Centstückes verewigt. Genau das ist nun auch zu sehen. Doch ist das nun gleich eine Fehlprägung geworden? Mit etwas Logik ist die Aufgabe schnell gelöst und als Manipulation entlarvt. Es ist demnach eine Manipulation, um eine Fehlprägung vorzutäuschen.

Fakt ist, diese angebliche Fehlprägung ist praktisch gar nicht möglich. Wenn wir uns die manipulierte Münze genau ansehen, werden wir feststellen, dass das 5-Centstück negativ abgebildet ist. Das bedeutet, der prägende Stempel war positiv geschnitten, um dieses Ergebnis auf der 20-Centmünze zu hinterlassen. Ein positiv hergestellter Stempel kommt allerdings im Produktionsbereich zur Münzenherstellung gar nicht vor. Und das heißt wiederum, man hat ein normal geprägtes 5-Centstück genommen und dann das 20-Centstück damit überprägt. Also, keine Fälschung, sondern nur eine Manipulation, die zum Schaden der Sammler privat hergestellt wurde.

Ich danke Ihnen, dass Sie mich für einige, hoffentlich interessante und unterhaltsame Minuten begleitet haben.

 

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Mit echten Fehlprägungen – und was sie wert sind – hat sich numiscontrol bereits beschäftigt in seinem Artikel: Euros mit drehenden Sternen – mehrere Tausend Euro wert.

Und hier finden Sie seine Reihe zu seltenen 2-Euro-Stücken Deutschlands und den Gemeinschaftsausgaben der EU.

Mehr über unseren Autor numiscontrol, alias Reiner Graff, erfahren Sie in unserem Who’s who.

Der Sammelexperte hat es sich zur Aufgabe gemacht, gerade Anfänger an die Welt der Münzsammlungen heranzuführen – hier finden Sie seine „Grundlagen für Sammler“ sowie seine Serie „Münzpflege leicht erklärt“.