Philipp II. von Pommern und sein Münzhändler Philipp Hainhofer
„Es ist mir ein Vergnügen, hauptsächlich gute, auserlesene Bücher, Bildnisse von Künstlerhand und alte Münzen aller Art zu sammeln. Aus ihnen lerne ich, wie ich mich bessern und zugleich der Allgemeinheit nützen kann.“ so schrieb Philipp, ältester Sohn des Herzogs Bogislaw von Pommern, bereits im Alter von 18 Jahren.
Porträt Philipps II. von Pommern, gemalt von Sebastian Hepp, Kupferstich von Lucas Kilian.
Dies war zu seiner Zeit nicht unüblich. Jeder moderne Fürst sah damals in der Antike das leuchtende Vorbild, wie die eigene Herrschaft zu gestalten sei. Nicht umsonst finden sich in den Schlössern der Renaissance endlose Porträtgalerien, in denen die guten den bösen Herrschern gegenübergestellt werden, und der Bauherr durch die Auswahl der Portraits seine profunden Kenntnisse der Vergangenheit zur Schau stellte. Dieses Wissen war in der frühen Neuzeit Kennzeichen eines würdigen Fürsten, und so sorgte Philipps Vater, Bogislaw XIII. von Pommern dafür, dass sein Sohn bestens ausgebildet wurde. Er gab ihm einen Gelehrten als Erzieher und bot seinem Sohn die Möglichkeit, eine umfangreiche Kavalierstour zu unternehmen. Diese führte Philipp über Nürnberg und Augsburg nach Venedig und Rom, weiter bis nach Neapel und Salerno, von wo aus er über Florenz nach Venedig zurückkehrte, um weitere Abstecher nach Österreich, in die Lombardei und die Schweiz zu unternehmen.
Philipp Hainhofer, Kupferstich von Lucas Kilian.
Ob Philipp II. schon damals seinen Namensvetter Philipp Hainhofer kennengelernt hat? Auf jeden Fall ist Philipp von Pommern mit Wappen und Motto im großen Stammbuch Hainhofers verzeichnet, und das neben anderen bedeutenden Kunden wie Kaiser Rudolf II., Erzherzog Matthias, Christian IV., König von Dänemark und Norwegen, dem späteren „Winterkönig“ Friedrich V. von der Pfalz, Cosimo II. von Medici und vielen mehr.
Philipp Hainhofer übernahm das Geschäft seines Onkels, der in Augsburg als Kunsthändler und Agent gewirkt hatte. Augsburg galt damals als das wichtigste deutsche Zentrum für exklusive Luxusgüter. Hainhofer handelte mit Büchern, mit Münzen und – besonders spektakulär – mit Kunstschränken. Dafür hatte er eine eigene Kunstkammer eingerichtet, die als Verkaufsraum diente, gleichzeitig aber eine Sehenswürdigkeit war, die jeder Durchreisende von Rang besuchte. Seinen Kunden schickte er regelmäßig Briefe und Anzeigen, in denen er sie informierte, was für neue Münzen und Kupferstiche zu haben seien. Er übernahm Aufträge und besorgte, was ein Fürst brauchte, um seine Mitfürsten zu beeindrucken.
Philipp Hainhofer (r.) übergibt dem Herzog von Pommern (l.) den Pommerschen Kunstschrank, in dem sich ein kleines „Münzwerk“ befand, „ducaten, goldfl, oder klaine gnadenpfenning zu trukhen“.
Philipp II. von Pommern war seit 1610 Hainhofers wichtigster Kunde. Für ihn wurde der berühmte Pommersche Kunstschrank angefertigt, dessen Inhalt noch heute im Kunstgewerbemuseum von Berlin zu sehen ist. Hainhofer schickte ihm Bücher, Münzen und vermittelte bei Bedarf einen besonders begabten Stempelschneider, denn als Münzsammler konnte sich Philipp II. natürlich nicht damit abfinden, dass in seinem eigenen Herzogtum Pommern bereits seit 1597 nicht mehr geprägt wurde.
Philipp II. überlegte bereits zwei Jahre nach seinem Regierungsantritt, ob der Prägebetrieb nicht in Stettin wieder aufgenommen werden sollte, doch als sein Cousin Philipp Julius in Wolgast zu prägen begann, entschied er sich, vorerst dessen Geld in seinen Landen kursieren zu lassen, um die Kosten für eine eigene Münzprägung zu sparen. Doch die Qualität der Münzen ließ derart zu wünschen übrig, dass Philipp seine eigene Münzprägung begann, die sich stark von dem minderwertigen Geld anderer Reichsstände unterschied.
Ganz dem Vorbild der antiken Numismatik verpflichtet, holte sich Philipp die besten Künstler, um schöne Münzen machen zu lassen. Sein Münzhändler Philipp Hainhofer vermittelte ihm zu diesem Zweck den talentierten Augsburger Stempelschneider Daniel Sailer, der auf Anweisung seines herzoglichen Auftraggebers prachtvolle Stempel geschaffen haben muss, auch wenn wir wegen der fehlenden Signaturen nicht wissen, für welche Stempel Sailer verantwortlich zeichnete.
5006 – Goldgulden 1617, Stettin. Sehr schön. Aus Sammlung Dr. Heinrich Neumann, Auktion Künker 283 (29. September 2016), Nr. 5006. Schätzung: 2.000 Euro.
Philipp II. ließ vor allem werthaltige Münzen gemäß der Reichsmünzordnung prägen, die für ihn als Münzherr nur geringen Profit erwarten ließen. So entstanden in Stettin weitaus mehr Goldmünzen als in jeder anderen Münzstätte des Obersächsischen Kreises. Allein zwischen 1612 und Mai 1618 produzierte man dort Goldmünzen im Wert von 26.395 Rheinischen Gulden. So ein hoher Betrag findet sich im gesamten Probationsregister nur ein einziges Mal, eben für Stettin.
5007 – Dreifacher Reichstaler 1613, Stettin. Vermutlich Unikum. Sehr schön. Aus
Auktion Künker (29. September 2016), Nr. 5007. Schätzung: 20.000 Euro.
Philipp II. ließ dazu repräsentative Reichstaler und Mehrfachtaler prägen.
5016 – Doppelter Reichstaler 1616, Stettin, auf die am 8. April durchgeführte Beisetzung seiner Stiefmutter Anna. Sehr schön. Aus Sammlung Dr. Heinrich Neumann, Auktion Künker (29. September 2016), Nr. 5016. Schätzung: 5.000 Euro.
Häufig bezogen sich diese auf aktuelle Anlässe, wie der prachtvolle doppelte Reichstaler von 1616, der anlässlich der Begräbniszeremonien für seine Stiefmutter ausgegeben wurde.
5017 -1/8 Reichstaler 1616, Stettin, auf die am 8. April durchgeführte Beisetzung seiner Stiefmutter Anna. Vorzüglich. Aus Sammlung Dr. Heinrich Neumann, Auktion Künker (29. September 2016), Nr. 5017. Schätzung: 1.000 Euro.
Aus diesem Anlass ließ Philipp eine umfangreiche Serie produzieren, die nicht nur einfache, sondern auch doppelte und vierfache Taler enthielt, dazu Viertel- und Achteltaler. Solche gestückelten Werte geben uns häufig einen Hinweis darauf, dass eine Serie dazu gedacht war, die bei einer Beisetzung notwendigen Geschenke an die Anwesenden in Form von Münzen auszugeben. Und tatsächlich ist uns durch einen Bericht aus der Feder des eifrigen Tagebuchschreibers Philipp Hainhofer bekannt, dass Herzog Philipp II. von Pommern die Sitte pflegte, Münzen als Geschenke zu verteilen.
5021 – Reichstaler 1617, Stettin, Gedenkprägung auf die Jahrhundertfeier des Beginns der Reformation? Fast vorzüglich. Aus Sammlung Dr. Heinrich Neumann, Auktion Künker (29. September 2016), Nr. 5021. Schätzung: 3.000 Euro.
Wie gelehrt ein Fürst war, zeigte er gerne, indem er kleine Bilderrätsel als Münzmotive wählte. Solche Bilder mit Überschrift nannte man Emblemata. Hier sehen wir mit dem Motto „Sapientia not Violentia“ (= mit Weisheit nicht mit Gewalt) ein Schiff, das vom Steuermann sorgfältig durch stürmische See geleitet wird. Ob Philipp II. mit dieser Prägung an die 100-Jahr-Feier der Veröffentlichung von Luthers Thesen erinnern wollte oder an die Beilegung von Streitigkeiten im eigenen Herrschaftsgebiet, mag dahingestellt bleiben. Auf jeden Fall illustriert dieses Bild die politische Einstellung des Fürsten: Ziele wollte er lieber mit diplomatischen Mitteln erreichen als mit einem Feldzug. Am Vorabend des 30jährigen Krieges scheint uns dies eine weise Haltung, die dem Reich viel Leid erspart hätte, wären mehr Fürsten der gleichen Ansicht gewesen.
Denn mit dem Prager Fenstersturz änderte sich die politische Situation grundlegend. Die Neutralität Pommerns wurde weder von keiner kriegsführenden Partei respektiert, weder von den kaiserlichen noch von den protestantischen Truppen. Alle plünderten sie das Land, und die Nachfolger des 1618 verstorbenen Herzogs Philipp hatten andere Sorgen, als die hohen Rechnungen zu zahlen, die beim Kunsthändler Philipp Haindorfer noch offen waren. Dessen finanzielle Situation verschlechterte sich genauso schnell wie die Zahlungsmoral seiner Schuldner schwand. Nun musste Hainhofer selbst Schulden machen, die er Zeit seines Lebens nicht mehr losbrachte. Er starb verarmt, seine eigene Kunstsammlung hatte er verkauft.
Es findet sich viel Material über Philipp Hainhofer im Internet. Ein guter Startpunkt ist diese Website.
Sie können einen Bericht über die Kunstschätze am Hof Philipps II. und über die Art des Empfangs, den ein wichtiger Münzhändler damals zu gewärtigen hatte, einen Bericht aus der Feder von Philipp Hainhofer im Internet lesen.
Zur Künker Auktion, in der diese Münzen angeboten werden, kommen Sie hier.
Und den MünzenWoche-Vorbericht zu dieser Auktion lesen Sie hier.