Nicaraguas Córdoba Oro: Münzen im Land der Vulkane
„In God we trust“ – so steht es auf jedem amerikanischen Dollar. Manche behaupten, dass dieser Glaube an Gott schon längst ersetzt worden sei durch den Glauben an die Macht des Dollars. In Nicaragua jedenfalls hat man immer wieder versucht, die eigene Währung an den US-Dollar zu koppeln. Und immer wieder ist das gescheitert. Doch zumindest der Wahlspruch der Dollars prangt auch auf den kleinsten Münzen des Landes: „En Dios Confiamos“ – In God we trust – auf Gott vertrauen wir.
Diese Briefmarke von 1924 zeigt den Staatsgründer und Namenspatron der nationalen Währung, Francisco Hernández de Córdoba.
Gründung des Staates Nicaragua
Córdoba Oro, abgekürzt NIO, so heißt die Währung Nicaraguas. Sie ist in 100 Centavos geteilt und trägt ihren Namen nach demjenigen, der als Gründer des Staates Nicaragua betrachtet wird, Francisco Hernández de Córdoba. Dieser Córdoba war ein spanischer Offizier. Sein Kommandant, der 1514 zum Gouverneur von Panama ernannte Pedrarias Dávila, schickte ihn an die Pazifikküste. Auf dem Gebiet des heutigen Nicaragua gründete Córdoba die beiden heute noch wichtigen Städte Granada und Léon. Er mag sich dort als eine Art lokaler Herrscher eingerichtet haben. Jedenfalls geriet er bald bei seinem Kommandanten in den Verdacht der Meuterei. Dávila schickte eine kleine Flotte aus, die Córdoba gefangen nahm. Der in Nicaragua hoch verehrte Spanier wurde in Léon, der von ihm gegründeten Stadt, enthauptet.
Freigelegte Grundmauern zeugen noch heute vom alten Léon. Foto: Helmut Haefner / CC BY-SA 3.0
Die Sache hatte noch ein kleines Nachspiel. Das eigentliche, alte Léon wurde 1609 durch einen Vulkanausbruch völlig verschüttet. Als eine Art barockes Pompeij nutzen Archäologen heute diese einmalige Ausgrabungsstätte. 2000 stießen sie dabei auf die Gebeine des enthaupteten Córdoba, der in Nicaragua als eine Art Nationalheld verehrt wird.
1912 führte Nicaragua seine neue Währung ein, den Córdoba Oro, der noch heute verwendet wird.
Córdoba und Centavo
Aber zurück zur Währung. Eingeführt wurde der Córdoba am 20. März 1912, einem denkwürdigen Jahr für Nicaragua. Denn am 9. Mai 1911 war der Buchhalter Adolfo Díaz zum Präsidenten des Landes gewählt worden. Er wollte eine neue, stabile Währung schaffen, führte deshalb den Córdoba ein und nahm bei US-Banken derart viele Kredite auf, dass er der US-Regierung die direkte Kontrolle der nicaraguanischen Zolleinnahmen als Sicherheit überlassen musste. Natürlich gab es gegen diese enge Verbindung Nicaraguas mit den USA einen starken Widerstand. Doch die Vereinigten Staaten schickten ihre Marines, die am 14. August 1912 in Nicaragua landeten und die größten Städte des Landes besetzten. Sie blieben bis 1933, schützten die konservative Regierung und schauten darauf, dass die amerikanischen Interessen gewahrt blieben.
Das Wappen von Nicaragua. Quelle: C records.
Das Wappen von Nicaragua
Alle Umlaufmünzen Nicaraguas zeigen das Wappen des Landes. Dies präsentiert in der Mitte eine grüne Bergkette aus fünf Vulkanen, die zwischen zwei blauen Meeren liegt. Darüber schwebt eine rote phrygische Mütze, die von einem silbernen Strahlenkranz umgeben ist. Über allem schwebt ein Regenbogen.
Wie hier auf dieser 1-Córdoba-Münze zeigen alle Münzen Nicaraguas das Landeswappen, die Bergkette mit den fünf Vulkanen.
Spannend wird es, wenn man die Umschrift betrachtet. Sie lautet – wie zu erwarten – REPÚBLICA DE NICARAGUA. Doch darunter lesen wir AMERICA CENTRAL. Damit spielt dieses Wappen heute noch auf eine historische Episode in der Geschichte Mittelamerikas an, auf eine Zeit, in der Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua und Costa Rica sich zu einer Bundesrepublik zusammengeschlossen hatten.
Historische Karte mit der Republik Zentralamerika, um 1840.
Die Vereinigten Provinzen von Zentralamerika
Am 24. Februar 1821 proklamierte Mexiko seine Unabhängigkeit von Spanien. Andere ehemals spanische Provinzen folgten. Sie vereinigten sich unter einer gemeinsamen Regierung der mittelamerikanischen Staaten. Im Laufe der folgenden Jahre fanden Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Los Altos in dieser Union zusammen.
Das Wappen der vereinigten Republiken von Mittelamerika. Quelle: Huhsunqu / CC BY-SA 2.5
Handel und Freiheit
Liberale Kräfte setzten damals hohe Hoffnungen auf den neuen Staatenbund. Handel und Freiheit, diese Ideale kamen in der Fahne und dem Wappen zum Ausdruck. Die Fahne zeigte einen weißen Streifen zwischen zwei blauen, Symbol für das Land zwischen dem Atlantik und dem Pazifik. Das Wappen griff dieses Bild auf und fügte ihm die Freiheitsmütze der französischen Revolution hinzu.
Doch die Tagespolitik machte die Hoffnungen bald zunichte. Mexiko entwickelte nämlich höchst altmodisch expansionistische Gelüste. Immer öfter sahen sich Provinzen mit mexikanischen Machtansprüchen konfrontiert. Die Bürokratie erwies sich als ineffektiv. Armut und politische Instabilität führten zu einer Reihe von Aufständen, die den schon längst geplanten Bau des Panama-Kanals immer wieder verschoben.
Die einzelnen Staaten glaubten, dezentral eine bessere Ausnutzung der Ressourcen garantieren zu können. So war Nicaragua das erste Land, das 1838 aus dem Staatenbund ausscherte. Honduras und Costa Rica folgten. 1840 löste sich die Union endgültig auf.
Seitdem haben die Staaten in Mittelamerika immer wieder versucht, sich enger zu verbinden, doch kein Versuch hat mehr als kurzfristigen Erfolg gehabt. Nichtsdestotrotz fühlen sich die Staaten durch ihre gemeinsame Geschichte einander nahe. Fahnen und Wappen der Länder spiegeln zum Teil immer noch die gemeinsame Vergangenheit.
Vulkane wie der Concepción und Küsten beherrschen die Landschaft Nicaraguas. Foto: Adrian Sampson / CC BY 2.0
Und heute?
Nicaragua gehört heute zu den ärmsten Ländern der Welt. Mehr als 50 % der Bevölkerung sollen derzeit unter der Armutsgrenze leben. Naturkatastrophen wie der Hurrikan Mitch verwüsten immer wieder das Land und vernichten die kleinen Fortschritte.
Es ist ein politisches Lehrstück, wie Eigeninteressen verschiedener Gruppen aus einem vielversprechenden Land ein Armenhaus gemacht haben, dessen Bewohner wegen ihrer Armut bereit sind, jeden Politiker zu unterstützen, sobald er ihnen ein wenig wirtschaftlichen Aufstieg verspricht.
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