Antonio Abondio – Ein Künstler mit speziellen Talenten
Antonio Abondio (geb. 1538 in Riva del Garda / Trentino; gest. 1591 in Wien) entstammte einer oberitalienischen Adelsfamilie und wuchs in Ascona (heute Schweiz) auf. Bereits sein Vater Alessandro Abondio soll Wachsbossierer gewesen sein.
Der italienische Medailleur und Wachsbossierer Antonio Abondio der Jüngere (1538-1591) in einem Stich von Martino Rota (1520-1583).
Folglich lernte der junge Antonio schon früh die Herstellung von und den Umgang mit Wachs oder Gips, auch zur Erstellung der Gussformen für Medaillen und ähnliche Techniken.
Einseitige Bronzegussmedaille auf Kaiser Maximilian II. Arbeit von Antonio Abondio. Aus Auktion Sincona 47 (16. Mai 2018), Los 1990.
Bereits im Alter von 14 Jahren findet man in Italien Hinweise auf Lehrjahre von Antonio Abondio, und über Tirol kam er 1556 nach Wien, wo er am Hof Kaiser Maximilians II. als Porträtist angestellt wurde.
Bronzegussmedaille 1566 auf Johann VII. Freiherr von Khevenhüller. Arbeit von Antonio Abondio. Aus Auktion Sincona 47 (16. Mai 2018), 1993.
Offenbar waren seine Arbeiten als Medailleur und Künstler so anerkannt, dass er jahrelang, auch bei Maximilians Sohn und Nachfolger, Kaiser Rudolf II., in Wien und später auch in Prag bleiben konnte.
Silbermedaille auf Kaiser Rudolf II., 1576-1612. Modell von Antonio Abondio. Aus Auktion Sincona 47 (16. Mai 2018), Los 2033.
Kaiser Rudolf II. von Habsburg (geb. 18.7.1552 in Wien; gest. 20.1.1612 in Prag) war sicherlich eine sehr spezielle Persönlichkeit. Er interessierte sich mehr für Kunst und Wissenschaft und empfand die Politik als eher lästige, zusätzliche Arbeit. Je länger seine Regierungszeit dauerte, desto intensiver suchte der Herrscher Zuflucht in Esoterik, alchemistischen Experimenten und religiösem Wunderglauben; die Staatsaufgaben jedoch vernachlässigte er größtenteils. Als Künstler musste man vermutlich einen genauso speziellen Charakter oder anderes, besonderes Talent haben, um am Prager Hof bestehen zu können. Antonio Abondio gelang dies offenbar, und sein Ruf muss schon außergewöhnlich gewesen sein.
Silbergussmedaille 1586 auf Erzherzog Ernst (geb. 1553, gest. 1595). Stempel von Antonio Abondio. Aus Auktion Sincona 47 (16. Mai 2018), Los 2045.
Auf seinen zwischenzeitlichen Reisen durch viele Länder Europas fand Abondio Zugang zu verschiedenen kunstgerechten Techniken, anderseits beeinflusste er andere Künstler sehr stark; er gilt deshalb als einer der letzten bedeutenden Medailleure des Cinquecento und wichtig für die Entwicklung der Medaillen des Frühbarocks. Erwähnenswert sind seine Fürsten- und Gelehrtenmedaillen, die er, oft in Prag, für viele Berühmtheiten seiner Zeit schuf; außerdem zeichnete er für die Doppeladler der böhmischen und ungarischen Münzen verantwortlich.
Antonio Abondio. Venus und Adonis sowie die drei Grazien, bemalter Wachsguss in Muschelschalen.
Genauso wichtig bleiben die raren Wachsguss-Medaillons, welche er kunstvoll bemalte und die heutzutage als hervorragende Kleinkunstwerke weltweit gesucht sind.
Die hier abgebildeten Medaillen und weitere Stücke finden Sie im Onlinekatalog von Auktion 47.