Schrötlingsfehler, Überprägung, Doppelschlag & Co.: Welche Prägefehler sich auf den Preis einer Münze auswirken – Teil 1
von Daniel Baumbach
Der Preis einer Münze hängt nicht nur von der Seltenheit und der allgemeinen Erhaltung ab. Es gibt viele Merkmale, die sich positiv oder negativ auf den Wert auswirken können. Diese Übersicht soll Ihnen helfen, häufige Merkmale zu erkennen, zu verstehen, was bestimmte Vokabeln in Auktionskatalogen bedeuten und einzuordnen, ob ein Angebot gut ist oder nicht.
Inhalt
Wir gliedern dabei danach, wann diese Merkmale entstehen: Bereits vor dem Prägevorgang, während des Prägens, beim Gebrauch der Münzen, beim Reinigen oder durch Umweltprozesse.
1. Vor der Prägung: Münzrohlinge
Fangen wir bei den Merkmalen an, die mit dem Stück Metall zu tun haben, aus dem später die Münze geprägt wird. Bei diesem spricht man von Münzrohling, alternativ auch vom Schrötling (für nicht-maschinell hergestellte Münzen) oder der Ronde (für Münzen ab etwa 1800).
1.1 Schrötlingsfehler
Man spricht bei einer Münze von einem Schrötlingsfehler, wenn Unreinheiten oder Schäden vorliegen, die schon vor dem Prägen der Münze entstanden sind, nämlich bei der Herstellung des Schrötlings. Dazu gehören Unebenheiten, Kerben oder Unreinheiten im Metall. Schrötlingsfehler wirken sich negativ auf den Preis aus. Bei zeitgenössischen, maschinell gefertigten Münzen, bei denen solche Fehler selten auftauchen, können sie dagegen preissteigernd sein.
1.2 Großer und kleiner Flan
Manchmal finden Sie in Auktionskatalogen den Vermerk, dass eine Münze einen breiten oder einen kleinen Flan hat. Flan ist dabei nur ein weiteres Wort für den Rohling – für die Metallscheibe also, aus der beim Prägevorgang eine Münze wird. Münzen mit einem kleinen Flan sind kleiner als die Stempel, mit denen sie geprägt wurden – es fehlen also zwangsläufig Teile des Münzbildes. Auf Münzen mit einem großen Flan hat das Münzbild dagegen bequem Platz. Tendenziell ist ein großer Flan wertsteigernd, ein kleiner Flan wertsenkend.
1.3 Überprägungen
Überprägungen begegnen dem Sammler vor allem bei antiken und mittelalterlichen Münzen. Damals konnte es vorkommen, dass anstatt eines neuen, unbenutzten Schrötlings eine alte Münze unter die Prägestempel kam. Denn nicht immer bestand die Möglichkeit, an frische Schrötlinge zu kommen. Besonders häufig wurden Überprägungen in Behelfsmünzstätten und Heeresmünzstätten hergestellt. Mit diesem Mittel konnte man ohne großen Aufwand und Kosten neue Münzen mit neuen Bildern schaffen. Das ursprüngliche, überprägte Münzbild darunter kann man in vielen Fällen noch erkennen. Solche Überprägungen gelten nicht als wertmindernd, sondern sind unter Umständen historisch so interessant, dass sie zu einer Wertsteigerung führen.
2. Prägevorgang
2.1 Doppelschlag
Über Jahrtausende prägte man Münzen, indem man mit einem Hammer auf einen Stempel schlug, unter dem ein Schrötling lag, der auf einem weiteren Stempel lag. Wenn der erste Schlag nicht stark genug geführt wurde, war das Motiv nicht gut zu erkennen und es musste ein weiteres Mal zugeschlagen werden. Bei vielen Münzen waren von vornherein mehrere Schläge vorgesehen. Verrutsche zwischen den Schlägen der Schrötling oder ein Stempel, erkennt man das auf den Münzen. Deren Motiv hat dann eine leichte Doppelung, die an einen Schatten erinnert. Hierbei spricht man vom Doppelschlag. Doppelschläge, die das Münzbild deutlich beeinträchtigen, sind preissenkend.
2.2 Dezentrierte Münze
Saß der Prägestempel nicht genau auf dem Rohling, entstanden dezentrierte Münzen. Ein Teil des Rohlings bleibt dabei frei, ein Teil des Stempelbildes fehlt dafür. Da leichte und mittlere Dezentrierungen in der vormaschinellen Prägung eher die Regel als die Ausnahme waren, findet man in Auktionskatalogen manchmal den Begriff „vollzentriert“, um auszudrücken, dass der Stempel in diesem Fall sehr mittig aufgesetzt wurde, was sich positiv auf den Preis auswirkt. Bei den maschinell hergestellten Münzen der Moderne ist eine in den Umlauf gekommene starke Dezentrierung extrem unüblich und erzielt daher als Fehlprägung in der Regel höhere Preise.
2.3 Prägeschwäche
Von einer Prägeschwäche ist die Rede, wenn die Prägevorgang nicht richtig ausgeführt wurde und daher das Münzbild beeinträchtigt ist. Dazu gehören Fälle, in denen nicht genug Kraft aufgewendet wurde – sei es durch Maschinen oder Menschen – und das Münzbild nur schwach oder nicht vollständig auf die Münze übertragen wurde. Eine Prägeschwäche kann auch durch die Stempel verursacht werden: Haben sie ein zu hohes Relief kann es passieren, dass schlicht nicht genug Metall vorhanden ist, um beide Stempel ausreichend zu füllen.
2.4 Schrötlingsriss
Wurde ein Schrötling bei seiner Herstellung falsch erhitzt, konnte er mitunter spröde werden und deshalb beim Prägevorgang an einer oder mehreren Stellen reißen. Man spricht von einem Schrötlingsriss. Diese sind oft auf beiden Seiten der Münze zu erkennen. Schörtlingsrisse sind wertmindernd.
2.5 Stempelriss
Auch Stempel können Risse und Sprünge aufweisen, die auf Herstellungsfehler oder Abnutzung zurückzuführen sind. Die kaputten Stellen werden auf den Münzen sichtbar. Oft kennt man von einem Münztyp mehrere Exemplare mit dem gleichen Fehler. Im Gegensatz zu Schrötlingsrissen tauchen sie nur auf einer Seite der Münze auf. Auch Stempelrisse sind wertmindernd.
Dieser Artikel wird demnächst mit einem zweiten Teil fortgesetzt. Darin geht es dann um Gebrauchsspuren, Reinigungen und Folgen von Umweltprozessen.