Einzigartige Münze mit Drachenmotiv aus Kent
von Chris Rudd
übersetzt von Teresa Teklic
Am 20. Februar 2014 wurde eine außerordentlich seltene britische Silbermünze – es sind keine vergleichbaren Münzen bekannt – von einem Sondengänger in der Nähe von Canterbury in Kent entdeckt.
Silbermünze des Vodenos mit Drachenmotiv, ca. 10 v. Chr. – 5 n. Chr. Eine neue, bisher nicht belegte Variante. Bild: Chris Rudd.
Die Münze wurde vermutlich um die Zeit der Geburt Christi geprägt, im Auftrag eines unbekannten Herrschers der Cantiaci, dessen Name – möglicherweise Vodenos oder Vodenios – rückwärts buchstabiert bereits auf einer ähnlichen Münze, die 1953 in Canterbury gefunden wurde, auftaucht (s. ABC 363).
Da das Meer für die Cantiaci von zentraler Bedeutung war, überrascht es nicht, dass viele Münzen Meerestiere und Fischernetze abbilden. Bei der Darstellung auf der neu entdeckten Vodenos-Münze könnte es sich um zwei Meeresdrachen handeln, die mittig von einer Reihe winziger Schlangen getrennt werden. Ich vermute, dass der Stempelschneider Analphabet gewesen sein könnte, da der über dem Pferd eingravierte Name des Herrschers einem Durcheinander aus Pseudo-Buchstaben gleicht, dessen Funktion mehr dekorativ als informativ ist.
Silberdenar des Gnaeus Pompeius Magnus, 49-48 v. Chr. Die Vorlage für den Avers der Vodenos-Drachenmünze?. Quelle: American Numismatic Society.
Die eckigen Formen auf dem Avers sind ungewöhnlich und möglicherweise von einer römischen Vorlage inspiriert. Aber welche römische Münze kann das gewesen sein? Laut Aussage von Dr. Ian Leins, verantwortlicher Kurator für Römische Münzen und Münzen der Eisenzeit am British Museum, könnte ein Silberdenar von Gnaeus Pompeius Magnus, der 49-48 v. Chr. von Marcus Terentius Varro, einem seiner Kommandeure, geprägt wurde „gerade so in Frage kommen“. Der Delfin auf Pompeius’ Denar zeigt, dass das Meer für ihn eine wichtige Rolle spielte und vielleicht ebenso für Vodenos.
Die Drachenmünze des Vodenos wurde in der Nähe von Canterbury gefunden. Belegte Fundorte der Vosenos-Münzen (alles Goldmünzen) liegen verstreut im Norden Kents und häufen sich im Osten Kents, ebenso wie die Münzen des Dubnovellaunus der Cantiaci (alle Metalle). Quelle: CCI.
Eine Verbindung zwischen Vodenos und Vosenos, dessen Goldmünzen im Norden und Osten Kents gefunden wurden, ist denkbar, aber nicht bewiesen. Manche halten ihn und Vodenos für ein und dieselbe Person und Vodenos (oder Vodenios) für eine alternative oder verfälschte Version von Vosenos. Meiner Meinung nach könnte Vosenos ein Sohn des Dubnovellaunus gewesen sein, der auf beiden Seiten der Themsemündung, d.h. sowohl in Essex, als auch in Kent, herrschte.
Drachen finden sich bereits seit mehr als 2.000 Jahren auf britischen Münzen. Mythische Kreaturen wie der Lindwurm von Lambton und das Loch Ness Monster gehören zur Geschichte Großbritanniens. Quelle: CR, Italo Vecchi, Spink, Baldwins.
Drachen sind schon seit dem Mittelalter fester Bestandteil britischer Mythen und Legenden – vielleicht sogar schon seit der Vorzeit – und tauchen seit 2.000 Jahren auf britischen Münzen auf: Vom „Rochester Dragon“ und dem „Canterbury Dragon“ um 50-30 v. Chr. bis zu Saint George und dem „Coronation Dragon“ zur Krönung König Elizabeths II. 1953, der von Baldwin’s am 8 Mai für geschätzte 250.000 bis 300.000 GBP verkauft wurde.
Die einzigartige „Vodenos Dragons“-Münze wird im Juli von Elizabeth Cottam und Chris Rudd für geschätzte 2.000-3.000 GBP versteigert.
Für weitere Auskünfte senden Sie eine E-Mail an Elizabeth Cottam.
Um mehr über Chris Rudd und seine Auktionen zu erfahren, besuchen Sie seine Website.
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