Römische Goldmünzen: Die Sammlung R. L. bei Jacquier
Paul-Francis Jacquier
Auktion 53
Münzen
13. September 2024
Online
Vor dem Ersten Weltkrieg hatte der klassische Sammler von antiken Münzen vor allem ein Ziel: von jedem Kaiser eine römische Münze zu erwerben. Je nach den verfügbaren Mitteln in Gold oder Silber. In Paul-Francis Jacquiers Auktion 53 wird eine solche Sammlung von Goldmünzen der römischen Kaiser aufgelöst. Sie wurde über drei Generationen hinweg gehütet und vergrößert.
Die Sammlung R. L.
Frische Ware zu sehen, die seit vielen Generationen in einer Sammlung geruht hat, das ist der Traum vieler Münzbegeisterter. Dieser Traum erfüllt sich mit Jacquiers Auktion 53, in der exakt 100 römische Goldmünzen angeboten werden, beginnend mit Caius Iulius Caesar, endend mit Constans II., jenem byzantinischen Kaiser, der noch einmal versuchte, das Westreich zurückzuerobern.
Wie bei allen wirklich alten Sammlungen trafen die ersten beiden der drei Sammler ihre Kaufentscheidungen eher auf Grund der Qualität des Stempelschnitts oder des historischen Interesses der Rückseitendarstellung als wegen einer perfekten Erhaltung. Trotzdem werden Erhaltungsfetischisten zahlreiche Goldmünzen in vorzüglich und besser finden. Das ist die große Stärke dieser Sammlung: Sie enthält Aurei für jeden Geldbeutel. Ob Sie ein hochwertiges Anlageobjekt oder ein Belegstück suchen – diese Auktion hat für jeden das passende Los.
Freuen Sie sich also auf eine Auswahl historisch interessanter Goldmünzen, die die Geschichte des römischen Reichs nacherzählen.
Die zwölf Caesaren
Fehlt Ihnen noch eine Goldmünze von einem der zwölf Caesaren? Die Chance ist groß, dass Sie diese Lücke füllen können: Denn die Auktion beginnt mit 16 Stücken von zehn Kaisern der ersten Periode der Kaiserzeit.
Besonders bemerkenswert: Ein stilistisch ausgezeichneter Aureus des Caesar zusammen mit Aulus Hirtius, der dem großen Feldherrn als Legat in Gallien diente. Hirtius gilt heute als der Ghostwriter des 8. Buchs von Caesars De bello gallico. Auch wem noch ein Galba in der Sammlung fehlt, hat die Chance ein Stück mit einem besonders markanten Porträt zu erwerben, dessen gesicherte Provenienz bis ins Jahr 1934 zurückreicht.
Die Adoptivkaiser
Je drei Aurei von Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Marcus Aurelius und Lucius Verus; dazu seltene Stücke von Aelius und den Ehefrauen der Kaiser; nicht zu vergessen, der überaus seltene Aureus von Commodus aus dem Jahr 182: die Auswahl an Münzen der Adoptivkaiser ist reichlich!
Der Aureus des Commodus gibt uns einen wunderbaren Einblick in die kaiserliche Sozialpolitik: Er zeigt den Kaiser auf der Sella Curulis auf einem Podium sitzend, hinter ihm seine Leibwache. Ein Bürger steigt die kleine Leiter zum Podium hinauf, um seinen Anteil an der Verteilung in Empfang zu nehmen. Die weibliche Gestalt zur Linken des Herrschers, zeigt, was Kaiser und Bürger verbindet: die kaiserliche Liberalitas mit dem überfließenden Füllhorn und dem Abacus, mit dessen Hilfe sie sorgfältig berechnet, dass jeder Bürger den ihm zustehenden Teil erhält und die Gabe trotzdem in das staatliche Budget passt.
Die Soldatenkaiser
Klein, aber wirklich fein ist die Auswahl an Aurei der Soldatenkaiser, die der Kenner bei Jacquier finden kann. Hier sind feinste Erhaltungen, hervorragender Stempelschnitt und historisch interessante Motive vereint. Man findet Stücke von Septimius Severus, Caracalla, Elagabal, Severus Alexander, Gordian III., Gallienus, Aurelianus und Carinus.
Möchte man ein Stück herausgreifen, eignet sich der ikonische Aureus des Elagabal in gutem vorzüglich. Er zeigt die Ankunft des Kaisers, der sich ganz in römischer Manier präsentiert. Er zeigt, dass Elagabal die römischen Traditionen durchaus kannte, die er mit orientalischen Einflüssen aus seiner Heimat verschmelzen wollte. Wir wissen, wie unbeliebt er sich damit machte: Meuternde Soldaten erschlugen ihn.
Die Tetrarchen
Nur zwei Stücke aus dieser Periode sind in dieser Sammlung zu sehen, aber was für Stücke! Ein perfekter Aureus des Maximianus Herculius und ein vorzügliches Exemplar der sehr seltenen Emission von 293/4 für Constantius Chlorus. Wir bilden dieses Stück ab, um ein weiteres Beispiel für eine perfekte Provenienz zu zeigen. Gibt es eine bessere Herkunft für eine römische Münze als die Sammlungen der Römerspezialisten Franz Trau und Dr. August Voirol?
Constantin und seine Nachkommen
Damit sind wir bei Constantin und seinen Nachkommen angelangt. Statt Aurei finden wir nun meist Solidi, viele davon in feinsten Erhaltungen und mit interessanten Darstellungen. Die Münzen des 3. und 4. Jahrhunderts gelten unter Sammlern immer noch als Geheimtipp, weil man selbst große Seltenheiten für günstige Preise findet. Man sehe sich dieses 1,5 Scripula-Stück an, das 336 anlässlich der Tricennalia von Constantin I. geprägt wurde. Es zeigt auf der Rückseite eine Abbildung, die typisch für ein Regierungsjubiläum ist. Damit verbunden waren nämlich nicht nur Opfer und neue Gelübde an die Götter, sondern auch großzügige Geschenke für die Soldaten. Damit wollten die Kaiser ihren Soldaten einen Anreiz bieten, auf eine längere Herrschaft zu setzen statt auf das Antrittsgeschenk eines neuen Kaisers zu spekulieren. Unsere Münze dürfte zum Donativ, also dem Geldgeschenk, des Jahres 336 gehört haben.
Spätrömisches Reich
Bis ins letzte Detail erkennt man die Darstellung auf der Rückseite der Festprägung des Valens: Man sieht die beiden Kaiser in ihren prunkvollen Mänteln mit einem Nimbus um die Krone auf der Bank sitzend, in ihren Händen halten sie die Mappa und ein Kurzszepter; zu ihren Füßen kauern zwei Gefangene, deren Hände auf dem Rücken gefesselt sind. Diese stolze Abbildung lässt uns vergessen, dass Valens zehn Jahre später auf dem Schlachtfeld von Adrianopel sein Leben im Kampf gegen die Goten verlor. Die Zeitgenossen empfanden seine Niederlage als epochalen Einschnitt.
Der Tod des Valens leitet das Rückzugsgefecht des römischen Reichs ein. Während dieser Epoche verkleinerte sich das Reichsgebiet ständig. Bedrohungen von außen, aber auch innere Kämpfe verschlangen mehr Mittel, als es die Steuerzahler noch aufbringen konnten.
Viele Münzen dieser Epoche sind deshalb unglaublich selten wie der Solidus des Magnus Maximus, dessen Münzstätte man neu in London lokalisieren will. Fast genauso selten ist der Solidus des Usurpators Constantin III. aus Trier, der einige Jahre lang Britannien, Gallien und Germanien gegen die einfallenden Völker schützte.
Die 38 Münzen der Sammlung R. L. aus dieser bewegten Zeit zeigen Porträts von Kaisern und Kaiserinnen, wurden von den Merowingern, im Oströmischen und Weströmischen Reich geprägt. Es lohnt sich, genau hinzusehen.