Die Geldwährung des Römischen Reiches – ein wichtiges postumes Buch eines großen Numismatikers
von Johannes Nollé
Ein jeder, der schon einmal – aus welchen Gründen auch immer – damit befasst war, das Werk eines Kollegen, der vor der Zeit abberufen wurde, herauszugeben, weiß sehr genau, wieviel Arbeit damit verbunden ist und welche Zweifel am Ende bleiben. Sehr oft versteigt ein solcher Herausgeber oder Nachlassverwalter sich am Ende zu dem Schluss, er hätte es besser nicht getan. Zumindest aus meiner Sicht sollten Johannes Heinrichs und Werner Eck nicht zu einem solchen Resümee ihrer aufopferungsvollen, dankenswerten und sensibel gehandhabten Arbeit kommen.
Beide haben sich der nicht einfachen Aufgabe gestellt, schon ein Jahr nach dem Tod des bekannten und verdienstvollen Numismatikers Wolfram Weiser jene Schriften, die er wegen des raschen Niedergangs seiner Gesundheit nicht mehr vollenden konnte, in einem Buch mit dem Titel „Die Geldwährung des Römischen Reiches. Untersuchungen zu den Münzsystemen der mittleren und späten Kaiserzeit“ zu edieren. Der für die deutschen Altertumswissenschaften unentbehrliche Habelt-Verlag in Bonn hat dieses Buch in seiner Antiquitas Reihe 1 mit der ISBN 978-3-7749-4391-9 dankenswerterweise verlegt.
Die Herausgabe dieses Buches durch die beiden Kölner Althistoriker ist nicht zuletzt eine Anerkennung und ein bleibendes Dankesmonument für die langjährige und attraktive Lehrtätigkeit Wolfram Weisers am Institut für Altertumskunde der Universität zu Köln. Mit seiner Begeisterung für die Numismatik hat er bei vielen Akademikern ein Bewusstsein für die Wichtigkeit numismatischer Forschung geschaffen und der Münzkunde und den haptisch anfassbaren Münzen viele Interessierte und Freunde gewonnen. Er hat dabei auch neue methodische Wege aufgezeigt, und die Wichtigkeit deutlich gemacht, Münzen mit Hilfe der gesamten altertumswissenschaftlichen Forschung genau zu verstehen und sie dann in diese einzubringen. Zu den Altertumswissenschaftlern, die von Wolfram Weiser für die Numismatik gewonnen wurden, zähle auch ich. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie mein Freund Wolfram mir eines Tages sagte: „Du kannst eine Geschichte der kleinasiatischen Stadt Side in Pamphylien nicht nur mit literarischen Quellen, Papyri und Inschriften schreiben. Du brauchst dafür auch und ganz besonders die städtischen Münzen!“. Er sah dies richtig, und so wurde aus einem Althistoriker, Altphilologen und Epigraphiker auch ein Numismatiker.
Wolfram Weiser hat, wie seine Schriften zeigen, die antike Numismatik in ihrer vollen Breite beherrscht und erforscht. Einer seiner Schwerpunkte war die kleinasiatische Numismatik, insbesondere die der römerzeitlichen Stadtprägungen griechischer Städte. Seine Dissertation behandelte die kaiserzeitlichen Bronzemünzen der bithynischen Stadt Nikaia. Mehrere Bände der Kölner Reihe „Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien“ enthalten kleine, aber äußerst wertvolle Stadtcorpora aus der Feder Wolfram Weisers. Sein Interesse galt ferner der hochkaiserzeitlichen und spätantiken Währungsentwicklung und dem Gallischen Sonderreich. Er legte einen Katalog der ptolemäischen Bronzemünzen der Sammlung des Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln vor und unterstützte Angelo Geißen bei der Vollendung des Corpus-Werkes der alexandrinischen Kaisermünzen: Wolfram Weiser war an der Erstellung von Band 4 dieser Reihe beteiligt und fertigte schließlich den Index, der erst dieses monumentale Werk aufschlüsselt. Darüber hinaus waren ein weiterer Interessenschwerpunkt Wolfram Weisers die byzantinischen Bleisiegel und die byzantinische Administration, die auf ihnen aufscheint.
Bei allen diesen Forschungen zeigte sich Wolfram Weiser als ein Gelehrter, der neue Gedankenwege beschritt. Er hasste es, ausgetretene Pfade weiter zu vertiefen. Ein solches Vorgehen birgt immer die Gefahr, sich auch hin und wieder zu verirren, aber Irrtümer müssen erst widerlegt werden, und bei der Auseinandersetzung mit ihnen bringen sie die Forschung weiter. Das gilt auch für den Inhalt des von Werner Eck und Johannes Heinrichs vorgelegten Buches, das jeder Numismatiker, der sich mit kaiserzeitlicher und insbesondere spätrömischer Numismatik beschäftigt, zur Hand, wenn nicht gar in seiner Bibliothek haben sollte. Besonders wertvoll sind die Behandlung der diokletianischen und konstantinischen Währungspolitik. Alles ist anregend, einiges wird man vielleicht anders sehen, doch ist die Verbindung numismatischer Befunde mit literarischen und inschriftlichen Quellen methodisch und inhaltlich von bleibendem Wert.
Bleibt nur noch zu sagen, dass das Buch dank verschiedener Druckkostenzuschüsse für einen akzeptablen Preis von 60 Euro zu erwerben ist.