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Sozialverbände und Bundesbank machen sich für Bargeld stark

Von Sebastian Wieschowski

Die Abschaffung der 500-Euro-Banknote auf der einen und die Vorbereitungen zur Einführung eines digitalen Euro auf der anderen Seite – so mancher Zeitgenosse glaubt an die schleichende Abschaffung des Bargeldes, zumal die zunehmende Beliebtheit des digitalen Bezahlens mittels Karte oder Smartphone das Einkaufsverhalten in Deutschland spürbar verändert.

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Münzen und Geldscheine – ein Bild der Vergangenheit? Foto: Wieschowski.

Münzen und Geldscheine – ein Bild der Vergangenheit? Foto: Wieschowski.

In anderen Ländern wie Österreich steuern öffentliche Institutionen wie beispielsweise die Nationalbank in Zusammenarbeit mit der Münze Österreich mit Kampagnen für die Beibehaltung des Bargeldes dagegen. Und nun melden sich auch hierzulande prominente gesellschaftliche Akteure zu Wort: Sozialverbände und die Bundesbank haben in einem gemeinsamen Thesenpapier die Bedeutung des Bargelds hervorgehoben und fordern, dessen Erhalt auch in Zukunft zu sichern. Diese Forderung hat insbesondere für sozial schwächere Gruppen und den Schutz vor digitalem Betrug eine zentrale Bedeutung.

Ein Alltag ohne Münzen und Banknoten – für Sozialverbände undenkbar

In vielen alltäglichen Situationen, von Einkäufen im Supermarkt bis hin zu Handwerkerdiensten, hat sich das bargeldlose Bezahlen etabliert. Angesichts dieser Entwicklung haben sich Sozialverbände, darunter der Sozialverband Deutschland (SoVD) und der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband, gemeinsam mit der Bundesbank für den Erhalt des Bargelds ausgesprochen. Sie betonen, dass eine bargeldlose Gesellschaft erhebliche Risiken birgt. Bargeld, so die Argumentation, gewährleistet Unabhängigkeit von technischen Systemen und schützt vor digitalen Betrugsversuchen.

Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des SoVD, unterstreicht die unverzichtbare Rolle des Bargelds im Alltag vieler Menschen. Bargeld sei nicht nur ein einfaches Mittel, um den Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten, sondern auch ein Schutz vor den Risiken digitaler Zahlungsmethoden. Durch die Möglichkeit, Geld physisch zu zählen, behalten Menschen die Kontrolle über ihre Ausgaben, was insbesondere in prekären finanziellen Situationen entscheidend sein kann.

Flohmarkt ohne Bargeld?

Darüber hinaus betonen die Verbände die soziale Funktion des Bargelds. In vielen Bereichen des sozialen Lebens, wie auf Flohmärkten, in Sozialkaufhäusern oder bei gemeinnützigen Aktionen, bleibt Bargeld das bevorzugte Zahlungsmittel. Es ermöglicht unkomplizierte Transaktionen ohne zusätzliche Kosten, was besonders in niedrigschwelligen sozialen Kontexten von Bedeutung ist. Auch für Bargeldspenden, beispielsweise für obdachlose Menschen, spielt Bargeld eine zentrale Rolle.

Angesichts dieser Argumente richtet Engelmeier einen klaren Appell an die Politik: Bargeld sei ein unverzichtbares Instrument der sozialen Inklusion und müsse daher auch in Zukunft uneingeschränkt nutzbar bleiben. Gerade für vulnerable Gruppen, die keinen Zugang zu digitalen Zahlungsmethoden haben, sei Bargeld ein wichtiger Schutz vor finanziellen Risiken.

Bargeld bleibt in Deutschland das dominierende Zahlungsmittel

Gleichzeitig bleibt Bargeld trotz der zunehmenden Verbreitung digitaler Zahlungsmethoden in Deutschland weiterhin das dominierende Zahlungsmittel. Laut Angaben der Bundesbank werden noch immer 51 Prozent aller Einkäufe bar bezahlt, was die anhaltende Bedeutung von Bargeld in der deutschen Gesellschaft unterstreicht.

Trotz der positiven Aspekte des Bargelds gibt es jedoch auch Bedenken, die dessen Gebrauch einschränken könnten. Besonders im Hinblick auf Geldwäsche, Drogenhandel und Korruption wird diskutiert, Bargeldzahlungen für größere Beträge zu limitieren. Die Europäische Union plant deshalb eine Obergrenze für Bargeldtransaktionen ab 10.000 Euro, um kriminelle Aktivitäten besser nachverfolgen zu können. Kritiker warnen allerdings, dass solche Regelungen leicht durch andere Zahlungsmittel wie Edelmetalle oder Kryptowährungen umgangen werden könnten.

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