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Münzsammlung der Hamburger Kunsthalle wird erschlossen

Die Hamburger Kunsthalle untersucht, inventarisiert, restauriert und digitalisiert erstmalig ihren umfangreichen Sammlungsbestand von etwa 8.000 Münzen, Medaillen und Plaketten in einem auf mehrere Jahre angelegten Forschungsprojekt.

Alexander Klar, Annabelle Görgen-Lammers, Dorit und Alexander Otto (v.l.n.r.) mit einem historischen Münzschrank. © Hamburger Kunsthalle. Foto: Romanus Fuhrmann.

Alexander Klar, Annabelle Görgen-Lammers, Dorit und Alexander Otto (v.l.n.r.) mit einem historischen Münzschrank. © Hamburger Kunsthalle. Foto: Romanus Fuhrmann.

Damit werden die teils seit 150 Jahren im Museum ruhenden und über Jahrzehnte unbetreuten Schätze erstmals systematisch erschlossen. Sie stammen aus allen wesentlichen Kunstepochen von der Antike bis in die Moderne. Ermöglicht wird diese wertvolle Grundlagenarbeit durch die Dorit & Alexander Otto Stiftung, die sich nach der großzügigen Spende zur Modernisierung der Kunsthalle im Jahr 2016 damit erneut als wichtige Förderpartnerin für das Museum erweist. Der Arbeitstitel des Forschungsprojektes „Von der zweiten zur dritten Dimension“ verweist auf die ästhetisch wie medial spannenden Zwischenräume, die sich im Flach-, Halb- oder Hoch-Relief der Objekte und ihren Übergangen zu den anderen Sammlungsbereichen eröffnen. Die modellierten, geschlagenen, geprägten oder gegossenen Oberflächen changieren zwischen den Dimensionen und eröffnen einen überraschenden Bilderreichtum aus über 2.500 Jahren Kunstgeschichte.

Karthago (350 bis 320 v. Chr.), Münze: Gold, Ø 19 mm, 9,56 g. © Hamburger Kunsthalle.

Karthago (350 bis 320 v. Chr.), Münze: Gold, Ø 19 mm, 9,56 g. © Hamburger Kunsthalle.

Athen (430 v. Chr.), Münze: Silber, Ø 24 mm, 17,09 g. © Hamburger Kunsthalle.

Athen (430 v. Chr.), Münze: Silber, Ø 24 mm, 17,09 g. © Hamburger Kunsthalle.

Die 8.000 Kleinreliefs spiegeln Geschichte und Kunst gleichermaßen wider: Schwerpunkte innerhalb der für ein Kunstmuseum außergewöhnlichen Sammlung bilden Münzen der griechischen und römischen Antike sowie herausragende Künstlermedaillen des 19. Jahrhunderts. Unter den Münzen finden sich ebenso byzantinische, mittelalterliche und neuzeitliche sowie Hamburgische Kleinodien. Die Medaillenkunst ist mit Bestanden der Renaissance, des Barock und Klassizismus bis hin zu Schwerpunkten im Jugendstil und dem Impressionismus einzigartig vertreten.

Alphonse Eugène Lechevrel (1848–1924). Bildnis Alfred Lichtwark (1852–1914), 1892. Medaille: Bronze, 150 x 117 mm, 293,80 g. © Hamburger Kunsthalle. Foto: B. Seifert / Lübke+Wiedemann / Germany.

Alphonse Eugène Lechevrel (1848–1924). Bildnis Alfred Lichtwark (1852–1914), 1892. Medaille: Bronze, 150 x 117 mm, 293,80 g. © Hamburger Kunsthalle. Foto: B. Seifert / Lübke+Wiedemann / Germany.

Alexandre Charpentier (1856–1909). Bildnis Louise Charpentier, 1891. Medaille: Bronze, 440 x 320 mm. © Hamburger Kunsthalle. Foto: Christoph Irrgang.

Alexandre Charpentier (1856–1909). Bildnis Louise Charpentier, 1891. Medaille: Bronze, 440 x 320 mm. © Hamburger Kunsthalle. Foto: Christoph Irrgang.

Die von Alfred Lichtwark als „Sculptures en miniatures“ bezeichneten Objekte galten dem ersten Direktor des Hauses als Grundlage und entscheidender Teil der historischen Skulpturensammlung. Daher wurden die Münzen, Medaillen und Plaketten seit den Anfangsjahren der Kunsthalle und bis in die 1970er Jahre unter rein künstlerischen Fragestellungen gesammelt. Die bildprächtigen Kunstmedaillen und Plaketten des späten 19. Jahrhunderts feierte er als moderne „Gemäldegalerie“ (Lichtwark, 1897), die Sammlung galt international schnell als die bedeutendste ihrer Art.

Jules-Clément Chaplain (1839–1909). Auf Jeanne Mathilde Claude (Vorderseite), 1887. Medaille: Bronze, Ø 124 mm, 92,50 g. © Hamburger Kunsthalle. Foto: B. Seifert / Lübke+Wiedemann / Germany.

Jules-Clément Chaplain (1839–1909). Auf Jeanne Mathilde Claude (Vorderseite), 1887. Medaille: Bronze, Ø 124 mm, 92,50 g. © Hamburger Kunsthalle. Foto: B. Seifert / Lübke+Wiedemann / Germany.

Herakleiden: Alyattes II. (610 bis 561 v. Chr.), Münze: Elektron, Ø 10 mm, 4,66 g. © Hamburger Kunsthalle.

Herakleiden: Alyattes II. (610 bis 561 v. Chr.), Münze: Elektron, Ø 10 mm, 4,66 g. © Hamburger Kunsthalle.

Ein dokumentarischer Kurzfilm gibt erste Einblicke in die Forschungsarbeit hinter den Kulissen. Er begleitet die Prozesse von der Entdeckung, Ordnung und Grundreinigung über die Inventarisierung bis hin zur Digitalisierung und münzkundlichen, kunst- sowie sammlungshistorischen Kontextforschung. Damit veranschaulicht er die Kernarbeit eines Museums, das Sammeln, Bewahren und Erforschen.

Ausstellungsansicht historischer Münzschrank. © Hamburger Kunsthalle. Foto: Christoph Irrgang.

Ausstellungsansicht historischer Münzschrank. © Hamburger Kunsthalle. Foto: Christoph Irrgang.

Ab Ende 2025 werden erste Ergebnisse der Digitalisierung online veröffentlicht. Außerdem wird dann der gehobene Schatz und die erforschten Kontexte zu allen Sammlungsbereichen in einer großen Sammlungspräsentation erlebbar gemacht.

  • Projekt- und Sammlungsleitung: Dr. Annabelle Görgen-Lammers
  • Projektassistenz und wissenschaftliche Mitarbeit: Ann-Kathrin Hubrich
  • Wissenschaftliche numismatische Mitarbeit: Dr. Martin Ziegert und Dr. Sylvia Karges (bis 10/2023)
  • Metallrestaurierung: Anne-Christin Batzilla-Kempf und Corinna Krömer
  • Film: Experimentalsystem
  • Das Forschungsprojekt wird ermöglicht durch: Dort & Alexander Otto Stiftung

Alexander Otto: „Die hervorragende Sammlung von Münzen und Medaillen wurde schon unter dem Gründungsdirektor Alfred Lichtwark zu einem elementaren Bestandteil der Kunsthalle. Es freut mich sehr dabei zu helfen, diesen verborgenen Schatz jetzt zu erforschen und den Besucherinnen und Besuchern zugänglich zu machen.“

Prof. Dr. Alexander Klar: „Die Erfassung, Digitalisierung und Erforschung der Münzen, Medaillen und Plaketten der Hamburger Kunsthalle ist ein Jahrhundertprojekt, das diesen bisher schlummernden Schatz der Kunsthalle hebt und wieder zugänglich macht. Es ist nach dem großen Engagement von Dorit und Alexander Otto bei der Modernisierung und dem Umbau der Kunsthalle 2016 ein weiteres Mal, dass das Ehepaar mit seiner Stiftung genuine Museumsarbeit unterstützt und auf höchstem Niveau fördert. Alexander Otto ist ein unglaublich versierter Kenner der Münzforschung, was die Zusammenarbeit an diesem Projekt für mich sehr besonders und zu einem großen Vergnügen macht.“

Sehen Sie hier den Kurzfilm zur Sammlungserschließung:

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