Im Haus des Geldes – das Museum der Casa de la Moneda
Von Ursula Kampmann
Interessieren Sie sich für Prägungen der spanischen Welt? Dann haben wir eine wichtige Adresse für Sie: Das Museum der Casa de la Moneda in Madrid, das in den Gebäuden der spanischen Münzstätte angesiedelt ist.
Inhalt
Es gibt verschiedene Gründe, aus denen Münzkabinette und Museen zur Geldgeschichte entstanden sind. Da hätten wir zunächst den klassischen Fall: die Münzkabinette. Sie haben ihre Wurzeln in den fürstlichen (gelegentlich auch aus bürgerlichen) Sammlungen, angelegt oft zu Repräsentationszwecken. Das Münzkabinett von München, das wir im letzten Exklusiv vorgestellt haben, wäre dafür ein klassisches Beispiel. Aber auch die Sammlungen von Gotha, der Bibliothèque nationale oder im Museo Nazionale Romano waren ursprünglich im Besitz eines Herrscherhauses.
Dann gibt es natürlich die Zentralbanken, die einer breiten Öffentlichkeit die Bedeutung von Zentralbanken mit Hilfe einer Ausstellung vor Augen führen. Das Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt ist dafür ein hervorragendes Beispiel.
Und dann gibt es einige wenige Museen, deren Kernsammlung von einer Münzstätte angelegt wurde, um den Graveuren als Inspiration zu dienen. Zu ihnen gehört das Museum, das wir Ihnen heute vorstellen: Das Museum der Casa de la Moneda in Madrid. Die spanische Münzstätte trägt bis heute die Verantwortung für dieses Museum. Es verfügt über eine beeindruckende Sammlung und gehört zu den bedeutendsten Museen seiner Art weltweit!
Ein Stempelschneider und seine Idee
Der Initiator des Museums hieß Tomás Francisco Prieto (1716-1782) und war Chefgraveur der königlichen Münzstätte unter König Karl III. Außerdem bekleidete er das Amt eines Direktors der Königlichen Akademie der Schönen Künste von San Fernando. Deshalb war es ihm ein Anliegen, dass zukünftige Künstler nicht nur in Malerei, Architektur und Bildhauerei unterrichtet wurden, sondern auch in der Kunst der Gravur. Zu diesem Zweck legte er im Jahr 1771 die Grundlage für eine reguläre Ausbildung zum Graveur, die später unzählige Stempelschneider aus Spanien und seinen Überseekolonien durchlaufen sollten.
Wie nun konnte man junge und unerfahrene Medailleure schulen? Am besten indem man ihnen möglichst viel Material zeigte und sie zur Nachahmung ermutigte. Prieto besaß selbst eine Sammlung von Münzen und Medaillen sowie numismatischen Büchern, in denen Münzabbildungen zu finden waren. Diese Sammlung erwarb die Krone nach dem Tod Prietos von dessen Witwe, um sie weiterhin zur Schulung der Graveure nutzen zu können. 1784 wurde Prietos Sammlung mit den musealen Beständen der königlichen Münzstätte zusammengeführt.
Von der Sammlung zum Museum
Im 19. Jahrhundert war die Numismatik ein Lieblingsthema der gebildeten Gesellschaft. Schließlich sammelte jeder, der auf sich hielt. Und so entschied man, Bibliothek und Sammlung der spanischen Münzstätte öffentlich auszustellen. Das geschah erstmals im Jahr 1867. Fortan war die Sammlung zugänglich, und zwar im alten Gebäude der spanischen Münzstätte am Kolumbusplatz in Madrid. Dort blieb sie, bis man 1964 das neue Gebäude zur Geldherstellung einweihte. 1965 eröffnete die neue, erweiterte Ausstellung des großartigen Münzmuseums. Sie zählt heute zu den Attraktionen der spanischen Hauptstadt. Sollten Sie Madrid besuchen, versäumen Sie keinesfalls ihre Besichtigung. Der Zugang ist von der Calle del Doctor Esquerdo, an der Rückseite des Münzstättengebäudes. Sie werden von der Qualität der Exponate beeindruckt sein!
Was können Sie im Münzstättenmuseum von Madrid sehen?
Rechnen Sie nicht mit einigen wenigen Vitrinen voller Münzen! In 17 Sälen erzählt das Münzstättenmuseum die Geschichte des Geldes und der anderen Produkte seines Hauses. Sie finden natürlich seltene Münzen, künstlerische Medaillen, prämonetäre Geldformen, aber auch Banknoten, Skizzen und Drucke. Am beeindruckendsten ist vielleicht die große Zahl von Prägewerkzeugen, die ihren Weg ins Museum gefunden haben, und die hervorragenden Modelle, die veranschaulichen, wie die Prägung stattgefunden hat.
Und dann haben wir da noch die Philatelie. Die Münzstätte von Madrid trägt offiziellen den Titel FNMT. Das steht für Fábrica Nacional de Moneda y Timbre, also Nationale Fabrik für Münzen UND BRIEFMARKEN. Ja, auch die spanischen Briefmarken werden in der königlichen Münzstätte produziert und dementsprechend gibt es dazu eine Ausstellung im Münzstättenmuseum.
Es gibt es aber noch viel mehr, denn als Produktionsstätte für den Sicherheitsdruck ist die FNMT auch für Lose zuständig. Denken Sie nur an den berühmten El Gordo, der jedes Weihnachten die Spanier vom schnellen Reichtum träumen lässt!
Ausstellung und Forschungsstelle
Neben der Ausstellung gibt es eine umfassende Studiensammlung, die allen Numismatikern mit einem berechtigten Anliegen zur Verfügung steht. Hier muss man sich anmelden, bevor man Objekte aus der Sammlung in Augenschein nehmen kann.
Übrigens, das Münzstättenmuseum kauft immer noch an. So konnte es zum Beispiel im Jahr 2022 eine Sammlung von italienischem Aes signatum und Aes grave erwerben, also von gegossenen Münzen, wie sie in Teilen Italiens benutzt wurden.
Aktivitäten rund um Geld und Numismatik
Das Münzstättenmuseum ist ein modernes Museum, das eine neue Generation an Geld und Numismatik heranführen will. Besuchen Sie die englische Website! Sie werden verblüfft sein von der Fülle der Aktivitäten, die da angeboten werden. Da können Kinder wie Sherlock Holmes Geheimnisse lösen; da gibt es ausgezeichnete Konzerte; und Besucher haben die Möglichkeit, selbst eine Medaille zu prägen.
Besonders stolz ist man auf den Museumsshop, in dem es selbstverständlich auch die Produkte der FNMT zu kaufen gibt.
Ein internationaler Fernsehstar!
Übrigens, wenn Sie durch die Hallen der FNMT spazieren, dann bewegen Sie sich in der Kulisse einer der bekanntesten Netflix-Serien. „Haus des Geldes“ erzählt die Geschichte einer Bande, die einen Überfall auf die spanische Banknotendruckerei durchführt. Sie brauchen Zugriff auf die Sicherheitsdruckerei, um dort 2,4 Milliarden Euro in Banknoten herzustellen. Der Coup gelingt – natürlich erst nach einigen Komplikationen, Schießereien, Liebesgeschichten und allem, was zu einer guten Unterhaltung gehört.
Das Münzstättenmuseum von Madrid ist von Dienstag bis Freitag von 10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.