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Großer Erfolg der Künker Sommer-Auktionen

Künker

Auktion 408-409

Münzen

18.-21. Juni 2024

D-Osnabrück

Vom 18. bis zum 21. Juni 2024 führte das Osnabrücker Auktionshaus Künker seine Sommer-Auktionen durch. Die Kataloge 408 und 409 präsentierten eine umfangreiche Auswahl an Sammlungen und Einzelstücken. Wie zu erwarten, war das Interesse groß. Mit 8,3 Mio. Euro brachten die Sommer-Auktionen mehr als das anderthalbfache ihrer Schätzung.

Wir stellen Ihnen in diesem Nachbericht erst die fünf teuersten Silbermünzen, dann die fünf teuersten Goldmünzen vor. Wir tun dies, weil die Preise für Goldmünzen in den letzten Jahren einen wesentlich größeren Zuwachs erfahren haben, als die für Silbermünzen. Inzwischen erzielen selbst relativ häufige Goldmünzen höhere Ergebnisse als ein sehr seltener Taler.

Damit die bemerkenswerten fünfstelligen Ergebnisse für Silbermünzen nicht wegen der sechsstelligen Zuschläge für Großgoldmünzen völlig unter den Tisch fallen, haben wir uns für dieses Vorgehen entschieden.

Nr. 373. China. Republik. 1 Dollar, Jahr 10 (1921). Sehr selten, besonders in dieser Erhaltung. NGC MS61. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 10.000 Euro. Zuschlag: 34.000 Euro.

Nr. 373. China. Republik. 1 Dollar, Jahr 10 (1921). Sehr selten, besonders in dieser Erhaltung. NGC MS61. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 10.000 Euro. Zuschlag: 34.000 Euro.

Platz 5

China ist immer für hohe Preise gut. So erzielte dieser sehr seltene Dollar mit dem Porträt des chinesischen Politikers Hsu Shih-Chang bei einer Schätzung von 10.000 Euro einen Zuschlag von 34.000 Euro. Kenner konnten sich das leicht erklären, denn das Stück gehört zu den so genannte „Pavillon-Ausgaben“ und damit zu den beliebtesten chinesischen Dollars überhaupt. Leider ist der Zweck dieser Emission bis heute nicht vollständig geklärt. Während einige Wissenschaftler annehmen, die Münzen seien als Gedenkmünzen anlässlich des 66. Geburtstages und gleichzeitig 3. Jahrestages des Regierungsantritts von Präsident Hsu Shih-Chang herausgegeben worden, postulieren andere, die Eröffnung des Peking Union Medical College sei Grund ihrer Prägung. Wir halten diese Version für die wahrscheinlichere.

Zum historischen Hintergrund: Die Rockefeller Stiftung hatte 8 Mio. Dollar gesprochen, um eine Ausbildungsstätte für chinesische Ärzte zu schaffen. Dafür arbeitete sie mit einem bereits existierenden Krankenhaus zusammen. Die neue Institution wurde mit einer großen Konferenz vom 15. bis zum 21. September 1921 eingeweiht.

In diesen Zusammenhang gehören Stücke dieses Typs, in denen die Namen von festangestellten Ärzten des Kollegiums eingraviert sind. Andere Exemplare, wie das bei Künker vorliegende, könnten an die Kongressteilnehmer verteilt worden sein. Hier ist unter der Rückseitendarstellung die chinesische Inschrift „Tugend und langes Leben gedeihen zusammen“ zu sehen.

Nr. 124. Britannien. Aethelred II., 978-1016. Penny, um 1009, Chester. Taxe: 5.000 Euro. Zuschlag: 40.000 Euro.

Nr. 124. Britannien. Aethelred II., 978-1016. Penny, um 1009, Chester. Taxe: 5.000 Euro. Zuschlag: 40.000 Euro.

Platz 4

Aus einer ganz anderen Epoche und einer ganz anderen Weltgegend kommt die Münze, die sich Platz 4 der teuersten Silbermünzen eroberte. Und doch hat sie mit dem vorhergehenden Stück eines gemeinsam: Auch sie hat einen interessanten historischen Hintergrund.

Da spielte es für die Sammler keine Rolle, dass die Münze alles andere als perfekt erhalten ist. Trotz ihrer auffälligen Lochung – die Münze dürfte zu irgendeinem Zeitpunkt als Schmuck um den Hals getragen worden sein – kletterte das Stück von 5.000 auf beeindruckende 40.000 Euro. Der stolze neue Besitzer kann sich nun an einem höchst seltenen Penny des angelsächsischen Herrschers Aethelred II. erfreuen. Aethelred beherrschte Northumbria um die Mitte des 9. Jahrhunderts. Seine schwierigste Aufgabe war es, das Königreich gegen die Wikinger zu verteidigen. Und in diesem Zusammenhang dürfte der Penny stehen. Er wird als Zeugnis für religiöse Rituale gedeutet, die König Aethelred durchführen ließ, um Gottes Hilfe gegen die 1009 einfallende Wikingerflotte unter Thorkell zu mobilisieren.

Nr. 188. Niederlande. Ludwig Napoleon. 10 Stüber 1808, Utrecht. Äußerst selten. NGC MS63. Fast Stempelglanz. Taxe: 40.000 Euro. Zuschlag: 44.000 Euro.

Nr. 188. Niederlande. Ludwig Napoleon. 10 Stüber 1808, Utrecht. Äußerst selten. NGC MS63. Fast Stempelglanz. Taxe: 40.000 Euro. Zuschlag: 44.000 Euro.

Platz 3

Große Seltenheit, eine außergewöhnliche Erhaltung, es war nicht überraschend, dass diese Münze, die sogar in der Sammlung Beuth fehlte, mit 44.000 Euro verkauft wurde und so den 3. Platz erreichte. Das hatten die Spezialisten von Künker ziemlich genau vorhergesehen mit ihrer Schätzung von 40.000 Euro.

Nr. 781. Zollern. Jost Nikolaus II. Taler 1544. Äußerst selten. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 7.500 Euro. Zuschlag: 44.000 Euro.

Nr. 781. Zollern. Jost Nikolaus II. Taler 1544. Äußerst selten. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 7.500 Euro. Zuschlag: 44.000 Euro.

Platz 2

Eher unerwartet waren die 44.000 Euro dagegen für den Taler von 1544 aus der Grafschaft Zollern, geprägt unter Jost Nikolaus II. Die Schätzung hatte 7.500 Euro betragen, und da die Münze deshalb den größeren Sprung machte als Nr. 188 ist sie auf Platz 2 unserer kleinen numismatischen Silbermünzenhitparade gelistet.

Jost Nikolaus II. Graf von Zollern, Herr von Haigerloch gehört zu den vielen kleinen Adligen des Heiligen Römischen Reichs, über die wir kaum etwas wüssten, hätten sie nicht Urkunden ausgestellt und Münzen geprägt. Er war ein Sohn Joachims von Hohenzollern, amtierte nicht nur als Graf, sondern auch als Hauptmann der Grafschaft Hohenberg. Und seine Ambitionen beschränkten sich darauf, Dörfer wie Grosselfingen (heute ca. 2.100 Einwohner) und Stetten bei Haigerloch (heute ca. 1.600 Einwohner) unter seine Kontrolle zu bringen. Grafen – und Reichsritter – wie jener Jost Nikolaus II. waren das Rückgrat des Reichs und des Kaisers. Sie unterstützten den Herrscher, ja mussten ihn unterstützen, wollten sie nicht von ihren mächtigeren Nachbarn geschluckt werden. Die Münzprägung spielte bei ihrer Repräsentation eine große Rolle. Allerdings sind ihre Münzen meist sehr selten, schlicht und ergreifend, weil sie sich eine umfassende Prägung nicht leisten konnten.

Nr. 372. China. Yüan Shih-kai, 1915-1916. Dollar o. J. (1916). Äußerst selten. NGC MS64. Fast Stempelglanz. Taxe: 20.000. Zuschlag: 48.000 Euro.

Nr. 372. China. Yüan Shih-kai, 1915-1916. Dollar o. J. (1916). Äußerst selten. NGC MS64. Fast Stempelglanz. Taxe: 20.000. Zuschlag: 48.000 Euro.

Platz 1

Und noch einmal zurück nach China: Mit einem Zuschlag von 48.000 Euro wurde dieser äußerst seltene chinesische Dollar zur teuersten Silbermünze der Auktion 408. Bei diesem Stück handelt es sich um ein hochrangiges Zeugnis der chinesischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Es zeigt auf seiner Vorderseite General Yüan Shih-kai in Uniform. Die Rückseite präsentiert den Drachen, Symbol des chinesischen Kaiserthrons. Und in der Tat erklärte sich Yüan Shih-kai, der ehemalige Premierminister von Kaiser Puyi, am 12. Dezember 1915 zum neuen Kaiser des chinesischen Reichs und nannte die damit beginnende neue Ära Hongxian, frei übersetzt: Überfluss durch eine konstitutionelle Herrschaft. Er plante, seinen offiziellen Regierungsantritt mit einer großen Zeremonie rituell am 1. Januar 1916 zu beginnen; diese Münze war für eben diesen Anlass gedacht. Yüan Shi-kai hatte mit Anerkennung gerechnet. Stattdessen stießen seine Ambitionen bei seinen Verbündeten auf vehementen Widerstand. Die Riten zum Amtsantritt wurden deshalb immer wieder verlegt, bis die Finanzierung der teuren Zeremonie am 1. März komplett aus dem Budget gestrichen wurde. Am 22. März 1916 trat Yüan Shih-kai vom Amt zurück, auch weil seine Gesundheit nicht mehr mitspielte. Er starb am 6. Juni 1916 im Alter von 65 Jahren an einem Nierenversagen.

Die teuersten Münzen aus Auktion 409

Und damit kommen wir zu den Goldmünzen und -medaillen aus der ganzen Welt.

Nr. 1601. Frankreich. Ludwig XVI. Probe in Gold zum Ecu de Calonne 1786 A, Paris. Unikum? Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 100.000 Euro. Zuschlag: 100.000 Euro.

Nr. 1601. Frankreich. Ludwig XVI. Probe in Gold zum Ecu de Calonne 1786 A, Paris. Unikum? Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 100.000 Euro. Zuschlag: 100.000 Euro.

Platz 5

100.000 Schätzung, 100.000 Zuschlag – das war das Ergebnis für die Probe zum Ecu de Calonne von 1786, geprägt in Paris, die aus der Sammlung des ägyptischen Königs Faruk stammt. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um ein Unikum. Der König nutzte seine diplomatischen Möglichkeiten, um die Münzstätten der ganzen Welt zu veranlassen, ihn mit einzigartigen Proben in Gold zu versorgen.

Nr. 1890. Siebenbürgen. Achatius Barcsai. 10 Dukaten 1659, Klausenburg. Äußerst selten. Taxe: 60.000 Euro. Zuschlag: 110.000 Euro.

Nr. 1890. Siebenbürgen. Achatius Barcsai. 10 Dukaten 1659, Klausenburg. Äußerst selten. Taxe: 60.000 Euro. Zuschlag: 110.000 Euro.

Platz 4

Mit einem Ergebnis von 110.000 verdoppelte ein zehnfacher Dukat des Achatius Barcsai aus dem Jahr 1659 seine Taxe von 60.000 Euro beinahe. Auch diese Münze ist von großer historischer Bedeutung. Sie erinnert an eine Zeit, in der die Türken immer wieder versuchten, einen ihnen genehmen Herrscher auf den Thron von Siebenbürgen zu bringen. Während die kalvinistischen Rákóczi Siebenbürgen seit dem Linzer Religionsfrieden von 1645 mit Zustimmung des Kaisers beherrschten, war Achatius Barcsai der Kandidat der Osmanen. Sein zehnfacher Dukat von 1659 diente wahrscheinlich als diplomatisches Geschenk, um sich bei den Siebenbürger Adligen Unterstützung zu kaufen. Denn die Machtverhältnisse wechselten damals ständig. Allein zwischen 1657 und 1659 viermal!

Auch Barcsay wurde bereits im August 1659 wieder aus Siebenbürgen vertrieben, konnte kurzfristig an die Macht zurückkehren, ehe ihn ein neuer Gegner – Johann Kemény – inhaftieren und 1661 ermorden ließ.

Alle Großgoldmünzen dieser turbulenten Epoche sind sehr selten und sehr gesucht, was zum beeindruckenden Ergebnis für dieses Stück beitrug.

Nr. 1513. Litauen. Sigismund III. von Polen. 10 Dukaten 1617, Vilnius. Äußerst selten. Sehr schön. Taxe: 50.000 Euro. Zuschlag: 200.000 Euro.

Nr. 1513. Litauen. Sigismund III. von Polen. 10 Dukaten 1617, Vilnius. Äußerst selten. Sehr schön. Taxe: 50.000 Euro. Zuschlag: 200.000 Euro.

Platz 3

Überhaupt gehören die Großgoldmünzen des 17. Jahrhunderts aktuell zu den beliebtesten Objekten auf dem Münzmarkt. Mit ihren fantastischen Porträts und ihrem eindrucksvollen Gewicht begeistern sie Sammler in aller Welt, so auch dieser 10-fache Dukat des Sigismund III. von Polen, der 1617 in Vilnius geprägt wurde. Er war mit 50.000 Euro geschätzt, wurde mit 200.000 Euro zugeschlagen. Das hohe Ergebnis zeugt davon, dass vor allem die polnischen Sammler aktuell zu den aktivsten auf dem Münzmarkt gehören.

Nr. 1573. Frankreich. Ludwig XIII. Huit Louis d’or à la tête laurée 1640, Paris. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 200.000 Euro. Zuschlag: 260.000 Euro.

Nr. 1573. Frankreich. Ludwig XIII. Huit Louis d’or à la tête laurée 1640, Paris. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 200.000 Euro. Zuschlag: 260.000 Euro.

Platz 2

Noch eine seltene Großgoldmünze des 17. Jahrhunderts schaffte es unter die Top Five auf den 2. Platz. Es handelt sich um einen achtfachen Louis d’or von Ludwig XIII. aus dem Jahr 1640. Er war bereits mit 200.000 Euro geschätzt, stieg aber noch weiter und zwar auf 260.000 Euro. Dieses Nominal ist enorm selten. Gadoury vergibt dafür die Bewertung R5. Kein Wunder, dass dieses hervorragend erhaltene Stück einen solch hohen Preis erzielte.

Nr. 2052. Österreich. Karl I. 20 Kronen 1918, Kremnitz. Äußerst selten, wohl einziges im Handel befindliches Exemplar. Vorzüglich. Taxe: 150.000. Zuschlag: 360.000 Euro.

Nr. 2052. Österreich. Karl I. 20 Kronen 1918, Kremnitz. Äußerst selten, wohl einziges im Handel befindliches Exemplar. Vorzüglich. Taxe: 150.000. Zuschlag: 360.000 Euro.

Platz 1

360.000 Euro, so lautete das letzte Gebot, als für die 20 Kronen von Karl I., geprägt im Jahr 1918 in Kremnitz, der Hammer fiel. Damit wurde dieses einzigartige Stück zur teuersten Münze der Auktion. Dies kann nicht überraschen: Sie ist äußerst selten – nur ein einziges Stück ist überhaupt auf dem Markt. Sie ist von höchster numismatischer Bedeutung, und sie hat eine anrührende Geschichte. Diese Münze bezeichnet das Ende der Habsburger Goldmünzprägung.

Karl I. war nämlich der letzte österreichisch-ungarische Kaiser. Er herrschte von 1916 bis 1918, als er am 11. November 1918 mit der Abdankungsproklamation sein Amt niederlegte. Wegen der Materialknappheit des Ersten Weltkriegs wurden unter seiner Regierung nur wenige Goldmünzen geprägt, von denen die meisten wieder eingeschmolzen wurden. Nur die führenden Museen Österreichs – und wahrscheinlich auch der Kaiser – erhielten ein Stück mit diesem Jahrgang für die Sammlungen. Bei dieser Münze dürfte es sich um das Stück handeln, das der Kaiser selbst erhalten und auf seiner Flucht ins Exil mitgenommen hatte. Denn man sagt, dass die Münze, die in Auktion 409 ihre Schätzung von 150.000 Euro mehr als verdoppelte, das Geschenk des Kaisers an eine loyale Bewohnerin der Insel Madeira war, die ihn bis zum seinem Tod aufopferungsvoll gepflegt hatte. Dort starb Karl am 15. März 1922 an der Spanischen Grippe.

Dies waren nur einige spektakuläre Ergebnisse aus den Auktionen 408 und 409. Andere Münzen waren für wesentlich weniger Geld zu haben. Werfen Sie einen Blick auf alle Auktionsergebnisse! Es überrascht immer wieder, wie viel Geschichte für wie wenig Geld ersteigert werden kann.