Die erste Online-Auktion der Münzgalerie München
Münzgalerie München
Online-Auktion 1
Münzen
20. Oktober 2024
Online
Seit den letzten beiden Jahren hat die Münzgalerie München (MGM) Auktionen angedacht, erleichtert durch ein neugeschaffenes Datenbanksystem, das Warenverwaltung und Verkaufssysteme integriert. Dadurch ist es möglich, die Fülle qualitätvoller Münzen, die ständig eingeliefert werden, für den Markt digital präsentabel zu machen. Wie aufwendig, mühevoll und teuer die gedruckten Kataloge inzwischen geworden sind, davon weiß jeder Händler ein Lied zu singen, auch davon, wo er das alles stapeln soll. In den vergangenen vier Jahren hat die Münzgalerie dennoch – noch einmal – den Versuch gewagt, die unvergleichlich reiche Sammlung der Medaillen von Karl Goetz, die der amerikanische Sammler Leigh Park zusammengetragen hatte, in vier gedruckten und voll illustrierten Katalogen auf den Markt zu bringen – als Verpflichtung gegenüber dem Sammler Park, zugleich als Dienst für alle übrigen Sammler, die darin ein Material anschaulich und kritisch begleitet vorfinden, das weit über die beiden kanonisch gewordenen Bände von Gunther Kienast hinausgeht. Für die große Menge heterogenen Materials von König Kroisos bis Christine Lagarde ist dies jedoch kaum noch zu leisten.
Nun also auch eine Versteigerung der Münzgalerie! Was kann der Sammler von der ersten Auktion am 20. Oktober 2024 erwarten? Die Münzgalerie München hat sich von dem Grundsatz leiten lassen, einerseits Proben vom Besten zu bringen was anzubieten ist, andererseits Stücke zu präsentieren, die gut, schön und auch erschwinglich sind. Dies zeigt nebenbei auch an, was der Sammler und Numismatiker erfragen kann. Die Auswahl bringt etwa 300 Münzen der Antike, eine ähnliche Zahl Münzen des alten Deutschen Reiches (gewöhnlich „Altdeutschland“ genannt) und Jaeger-Münzen bester Qualität, etwa gleichviel ausländische Münzen und Medaillen. Die folgende kurze, in manchem subjektive Hinführung kann allerdings nicht alle Glanzstücke nennen.
Antike
Unter den griechischen Münzen fallen die frühen Stücke besonders in den Blick: eine Tetradrachme aus Leontinoi (476/66) mit dem Löwenkopf, eine weitere aus Akanthos mit dem stierreißenden Löwen, ein Nomos aus Sybaris, eine frühe Tetradrachme aus Messana / Sizilien (480/60), eine sehr frühe, archaische Eule aus Athen (500-480). Von den Westkelten stammt ein ¼ Stater (Mediomatrici), aus Mitteleuropa ein Regenbogenschüsselchen.
Aus der kleinasiatischen Aiolis kommt eine herrliche Tetradrachme von Kyme vom Magistrat Kallias (ca. 190 v. Chr.), aus Myrina ein schöner Apollo-Kopf (2.-1. Jhd.). Die römische Kaiserzeit ist mit einer Tetradrachme aus Antiochia von Kaiser Trajan vertreten, die Rückseite zeigt den syrischen Gott Melkart, der Hauptgott der phönizischen Stadt Tyros, von den Griechen mit Herakles gleichgesetzt. Babylon prägte eine kleine, dicke Tetradrachme (328-311) unter den hellenischen Satrapen Stamenes und Seleukos mit stolz schreitendem Löwen. Wir können auch ein Exemplar der zweitberühmtesten Portraitmünze der Antike anbieten: der Alexanderkopf mit Ammonshorn des Diadochen Lysimachos, ein Stück im besten klassischen Stil
Auch bei den Römern fällt ein frühes Stück auf: ein qualitätvoller Triens des Janus-Prora-Typs. Hervorstechend ist ein Aureus des Kaisers Tiberius (als Pontifex maximus), dann folgend ein qualitätsvolles As des Nero mit dem ikonischen Janus-Tempel und ein herrlicher Sesterz mit der Adlocutio, Münzen aus dem Dreikaiserjahr 68/69 mit Denaren von Otho und Vitellius, schöne Portraits auf Asses von Vespasian und Titus und ein Denar Domitians mit origineller Rückseite: einem schreitenden Herold. Kaiser Trajan ist hier mit einem Aureus vertreten, darauf eine Bürgerkrone.
Deutsche Münzen
Deutsche Münzen: Hier findet der Sammler eine größere Partie von Talern aus der Zeit zwischen 1550 und 1650, besonders solche aus den Braunschweigischen Linien wie der „Brillentaler“ mit Wildem Mann und Rösslein auf einer Seite, „Wahrheitstaler“, „Wespentaler“, ein schöner Bleyfelder Ausbeutetaler von 1752; von den Hohenzollern in Franken ein Ansbacher Taler von 1627, ein prachtvolles Doppelportrait von Georg dem Frommen und Albrecht Alcibiades auf dem Taler von 1542, ein Goldgulden von 1486/95.
Für Sammler Habsburger Münzen werden angeboten: schöne Taler Rudolfs II. von Antonio Abondio (1582/85), ein prachtvoller Doppeltaler Leopold V. (Hall 1624), ein Kremnitzer Taler Kaiser Leopolds I. mit wunderbarem Portrait (1698), Kremnitzer Dukaten von Karl VI. (1739) und Maria Theresia (1744) in ausgezeichneter Erhaltung, ein seltener und origineller Halbtaler von 1705 der ungarischen Malkontenten, schöne Taler und Halbtaler Maria Theresias aus Hall und Kremnitz. Weitere Taler-Herrlichkeiten: Hessen-Darmstadts Prachttaler von 1623 mit dem geharnischten Ludwig V., der Gemeinschaftstaler von Hohenlohe-Neuenstein (1609), Stadtansichten auf den Frankfurter, Nürnberger und Regensburger Talern, bei letzteren ein frühes, nicht häufiges Bild des jungen Kaisers Franz II. (1793).
Der Nürnberger Doppeltaler (nach 1683) von Georg Hautsch für Leopolds I. ist von besonderer Qualität. Aus Augsburg kommt ein stempelfrischer Vierteltaler von 1745, den man in dieser Perfektion kaum wieder antreffen wird. Ähnlich perfekt ist der halbe Vikariatstaler des bayerischen Kurfürsten Carl Theodor von 1790. Kurz sei auf einige Goldmünzen und -medaillen hingewiesen: Da sind ein Regensburger Doppeldukat Franz I. mit Stadtansicht des Nürnbergers Johann Leonhard Oexlein zu nennen und eine Regensburger dukatenschwere Medaille auf die Zweihundertjahrfeier der Einführung der Reformation am 15. Oktober 1542.
Medaillen
Man könnte hier fortfahren, doch auch unter den Medaillen befinden sich Kuriositäten und Seltenheiten. Bei Bayern ist es ein Stück von Karl Goetz auf die Aufhebung der Reichsverwesung für den kranken König Otto 1913, wodurch Prinzregent Ludwig zu König Ludwig III. wurde; die Palästinareise Kaiser Wilhelm II. von 1898 mit dem Abbild des Heiligen Grabes ist ein Stück kurioser Zeitgeschichte. Die Medaille auf die Kaiserwahl Matthias von Habsburgs von 1612 stammt von Christian Maler und ist schön in ein Gehänge montiert. Regensburg hat 1755 der Zweihundertjahrfeier des Augsburger Religionsfriedens gedacht (Religion läuft mit dem Kahn in sicheren Hafen); die herrliche Plakette des französischen Künstlers Hippolyte Lefèbvre (1863-1935) feiert den Handel der französisch-flandrischen Stadt Roubaix, damals reich durch Textilindustrie, heute eine der ärmsten Städte Frankreichs. Wer „Liebe und Ehe“ mag, wird an der großen Prägemedaille des Nürnberger Medaillenproduzenten Philipp Heinrich Müller Gefallen finden; das Sujet „Taufe“ zeigt fünf Personen in und vor einem weiten Schwimmbecken in gelassener Glückseligkeit, ein sehr originelles Stück!
Von kulturgeschichtlicher Bedeutung ist die Gold-Medaille von zehn Dukaten, die König Georg V. von Hannover dem Kölner Stadtbaumeister und Kunstsammler Johann Peter Weyer (1794-1864) verehrt hat, nachdem Weyer Kölner Kunst des Mittelalters in das ambitionierte Welfenmuseum nach Hannover vermittelt hatte.
Ausland
Das Ausland ist mit einer schönen Serie von Münzen San Marinos aus den 1930er Jahren vertreten. Hervorzuheben sind die halben Löwentaler aus den Niederlanden. Aus dem Kirchenstaat kommt eine schöne Reihe von Piastern und Scudi, auch Papstmedaillen sind im Angebot. Auf den stürmisch bewegten See Genezareth mit Christus und den Jüngern im Schiff sei nachdrücklich hingewiesen: Die barocke Bewegung auf dem Piaster Innozenz‘ XI. mit der leidenschaftlichen Geste des Petrus ist hinreißend.