Fälschern von hunderttausenden Euromünzen wurde das Handwerk gelegt
von Daniel Baumbach
In Spanien wurde eine große Münzfälscherwerkstatt ausgehoben, die eine halbe Million gefälschte 2-Euro-Münzen in ganz Europa in Umlauf gebracht hat. Erfahren Sie hier, wie die Täter der Polizei jahrelang entgingen und woran man die Falschmünzen erkennt.
Inhalt
Die spanische Nationalpolizei vermeldete letzte Woche einen großen Coup: Ihr gelang in Zusammenarbeit mit der Polizei von Katalonien und Europol die Zerschlagung einer Fälscherwerkstatt, in der etwa 500.000 gefälschte Münzen hergestellt wurden. Dabei soll es sich sämtlich um 2-Euro Münzen handeln, von denen 100.000 in Spanien in Umlauf gebracht wurden und 400.000 im restlichen Euro-Raum. Damit soll es sich um die größte Münzfälscherwerkstatt handeln, die in Europa in den letzten 10 Jahren ausgehoben wurde.
Catch me if you can – Die lange Jagd nach den Fälschern
Zehn Männer wurden in diesem Zusammenhang festgenommen, bei denen es sich sämtlich um chinesische Staatsbürger handelt. Wie die spanische Nationalpolizei vergangenen Mittwoch erklärte, hatte man schon seit September 2018 gegen diese Fälscher ermittelt. Seit damals ging man davon aus, dass eine Fälschergruppe irgendwo in Zentralspanien agiert. Der Gruppe das Handwerk zu legen, erwies sich jedoch als alles andere als leicht. Laut der Nationalpolizei agierten die Männer sehr vorsichtig und abgeschottet. Ihre Fälschungen waren nicht zurückführbar und die Produktionsstätte mobil, was die Arbeit der Polizisten verkomplizierte. Tatsächlich erinnert das in der spanischen Pressemeldung skizzierte Katz- und Mausspiel der Polizei mit den Fälschern ein wenig wie der Film „Catch me if you can“ von 2002.
Zwischen 2018 und 2021 tauchten bei polizeilichen Maßnahmen immer wieder gefälschte 2-Euro-Münzen auf, deren Ähnlichkeit auf eine einzelne Fälscherwerkstatt deuteten. 25.000 Euro in so gefälschten Münzen wurden in dem Zeitraum beschlagnahmt. Im Juli 2019 schien der Erfolg zum Greifen nahe: Nach Ermittlungen wurde ein Lagerhaus in der Madrider Gemeinde Fuenlabrada durchsucht. Hier fanden die Polizisten zwar noch Ringe und Kerne, die eindeutig für die Herstellung der gefälschten Münzen verwendet wurden, doch die Fälscher waren mit ihren Maschinen bereits weitergezogen. Die Jagd ging weiter. In den ersten Monaten des Jahres 2020 wurden erneut Fälschungen im Gesamtwert von 34.000 Euro beschlagnahmt. Der nächste Schlag gelang im Mai 2021. Ein chinesischer Staatsbürger meldete bei der katalanischen Polizei Landsleute, an in die er in Barcelona Räumlichkeiten vermietet hatte. Etwa 20 Kisten mit Rohlingen, bereits ausgeprägten Falschmünzen und Zubehör konnten sichergestellt werden. Doch erneut hatten die vorsichtigen Täter ihre Werkstatt bereits verlegt und blieben auf freiem Fuß.
Modus Operandi
Inzwischen wusste die Polizei, dass es sich bei den gesuchten Fälschern um Männer chinesischer Herkunft handelte. Sie nutzten Spielautomaten in Spielhallen und Kasinos, um ihre Fälschungen in den Umlauf zu bringen, und zogen mit ihrer mobilen Werkstatt regelmäßig um, sobald sie eine Charge produziert und in Umlauf gebracht hatten. Etwa 900 Fälschungen pro Tag sollen sie mit ihren Maschinen produziert haben können. Die Qualität der Fälschungen war stets hoch, wie das Foto der Spanischen Polizei weiter oben zeigt.
Glückstreffer
Im März 2024 dann spielte Glück den Ermittlern in die Hände. Bei einer Routinekontrolle hielt die Stadtpolizei Madrid einen Wagen an. Bei der Atemalkohol-Kontrolle hatten die Polizisten den Eindruck, die drei Männer im Wagen – alle chinesische Staatsbürger – würden ein auffällig nervöses Verhalten zeigen. Daraufhin führten sie eine Durchsuchung des Fahrzeuges durch, bei der, auf 48 Säcke verteilt, insgesamt 14.500 2-Euro-Münzen entdeckt wurden – Fälschungen, wie sich herausstellen sollte.
Die Polizei konnte zurückverfolgen, dass die drei festgenommenen Männer mehrfach einen Ort in der Provinz Toledo aufgesucht hatten. Wieder durchsuchte die Polizei eine Lagerhalle, bei der man endlich auf die mobile Münzstätte der Fälscher stieß. Beschlagnahmt wurden neben tausenden Falschmünzen und Rohlingen mehrere Prägestempel, zwei große hydraulische Pressen mit chinesischen Beschriftungen, drei weitere Maschinen, etwa für die Randprägung der Falschmünzen, zwei Präzisionswaagen, Kompressoren, eine Wasserpumpe und diverse Ersatzmaschinen.
Woran man die Fälschungen erkennt
Die Pressemeldung der Spanischen Nationalpolizei erwähnt nicht, um was für 2-Euro-Münzen es sich bei den Fälschungen genau handelt. In den diversen Videos des beschlagnahmten Materials erkennt man jedoch einige der Falschmünzen und Prägestempel. Dabei ist immer wieder der Bundesadler der deutschen 2-Euro-Münzen zu erkennen. Auch spanische Ausgaben mit Juan Carlos, französische Ausgaben mit dem alten Baum-Motiv und Gemeinschaftsausgaben zum 10. Jahrestag der Wirtschafts- und Währungsunion von 2009 lassen sich identifizieren.
Zwar bleibt die Polizei genauere Hinweise zu gefälschten Typen schuldig, liefert dafür aber einen anderen Trick, mit dem sich die Fälschungen leicht erkennen lassen: Bei echten 2-Euro-Münzen ist zwar nicht der Ring, aber der Kern magnetisch. Die Fälschungen dieser Werkstatt dagegen sind überhaupt nicht magnetisch.
Offene Fragen
Auch wenn der Werkstatt das Handwerk gelegt wurde, scheinen doch noch einige Fragen offen zu sein. Haben diese Männer nur zum persönlichen Vorteil gehandelt? Wie sind sie an die nötigen Maschinen und die zweiteiligen Rohlinge gekommen, um Euromünzen in passabler Qualität zu fälschen? Und ist es überhaupt all den Aufwand und all die Kosten wert, um über Jahre hinweg als mindestens zehnköpfiges Team eine halbe Million Münzen im Wert von „nur“ einer Million Euro herzustellen? Man darf gespannt sein, was die weiteren Ermittlungen bringen.
In diesem Video auf YouTube sehen Sie die Fälscherwerkstatt und Nahaufnahmen der Gerätschaften und Fälschungen:
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Die verwendeten Twitter-Fotos finden Sie auf der Seite der Spanischen Nationalpolizei…
…und der katalanischen Polizei Mossos d’Esquadra.
Nicht grundsätzlich falsch, aber manipuliert ist die in diesem Artikel beschriebene Goldmünze.
Zu diesem Artikel haben wir einen Nachtrag aus der Schweiz erhalten.
Dieser Artikel erklärt den Unterschied zwischen wertvoller Fehlprägung und wertloser Fälschung.
Dem Thema Fälschungen haben wir zur Numismata 2024 ein gedrucktes Sonderheft gewidmet.