Moretti, Athos (1907-1993)

Von Hadrien Rambach

Dr. Moretti war Generaldirektor des Pharmaunternehmens Maestretti. Das Unternehmen wurde in den 1920er Jahren von Dr. Domenico Maestretti in Mailand gegründet, änderte später den Namen in Roussel Maestretti und schloss sich dann mit anderen großen Firmen zu Sanofi Aventis zusammen. Moretti legte Wert auf Diskretion, weshalb nur wenig über ihn veröffentlicht wurde.

Moretti begann um 1940 zu sammeln und damals war Moretti als großartiger Sammler von Gemälden bekannt. Als er in den 1950er Jahren mit seiner Frau in der Via Manzoni in Mailand spazieren ging, beklagte sie sich darüber, dass sie keinen Platz mehr an ihren Wänden hätten. Vor dem Schaufenster von Ratto, in dem eine Dekadrachme aus Syrakus ausgestellt war, blieb sie stehen und rief aus: „Das wäre doch die perfekte Sammlung für dich!“ Moretti verliebte sich sofort in Münzen, wobei der Schwerpunkt seiner Sammlung auf Magna Graecia und Sizilien lag. Am Ende seines Lebens war seine Sammlung die größte und bedeutendste, die je zusammengetragen wurde. Eine sehr kleine Auswahl seiner Münzen wurde zehn Jahre lang im Antikenmuseum Basel ausgestellt, bevor sie in der Auktion Numismatica Ars Classica 13 (Oktober 1998) verkauft wurde.

Die einzigen Auktionskataloge, die seinen Besitz erwähnen, waren die Auktionen Numismatica Ars Classica O (Mai 2004) und P (Mai 2005), in denen die „Sammlung ADM“ angeboten wurde. Morettis römische Goldmünzen erwarb Numismatic Fine Arts; sie wurden 1989 anonym angeboten in Auktion XXII. Die Silber- und Bronzemünzen der Sammlung erwarb ein Konsortium, das sie sowohl privat als auch über Auktionen (von NAC und Bank Leu) verkaufte. Angeblich enthielten die Auktionen NFA XXV (November 1990) und NFA XXVII (Dezember 1991) Münzen aus der Sammlung Moretti. Das konnte jedoch nicht bestätigt werden.

Moretti war ein großzügiger Spender für öffentliche Einrichtungen und stellte seine Sammlung griechischer Münzen stets der Wissenschaft zur Verfügung: Seine Münzen werden in allen wichtigen Referenzwerken angeführt. Er finanzierte die Veröffentlichung mehrerer numismatischer Bücher, einschließlich „La monetazione incusa della Magna Grecia“ (von Giovanni Gorini), „Uomo e cavallo sulla moneta greca“ (von Giorgio Giacosa), „Velia e le sue monete“ (von Giuseppe Libero Mangieri) und „Terina“ (von R. Ross Holloway and Kenneth Jenkins).

Obwohl er Schweizer Bürger war, liebte er Mailand, wo er lebte, wenn er sich nicht in Bellinzona aufhielt. So kommt es, dass er eine bedeutende Sammlung von Mailänder Münzen aus verschiedenen Epochen aufbaute, die komplett an die Banca Commerciale Italiana verkauft wurde, wo sie mit der berühmten Sammlung der Brüder Verri aus dem 18. Jahrhundert zusammengeführt wurde.

Bibliographie:

  • H.A. Cahn, L. Mildenberg, R. Russo and H. Voegtli, Griechische Münzen aus Grossgriechenland und Sizilien, Basel 1988; obituary in Quaderni Ticinesi di Numismatica e Antichità Classiche, vol. 23 (1994), pp. 9 sqq.; Novella Vismara, La donazione Athos Moretti di monete dell’Italia Antica, della Magna Grecia e della Sicilia Antica del Gabinetto Numismatico di Locarno, Milan 1996.
  • Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auktion 91: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part I, Zürich, 23 Mai 2016, S. [67]-[79].
  • Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auction 99: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part II, Zürich, 29 Mai 2017, S. 47-63.
  • Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auktion 105: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part III, Zürich, 9 Mai 2018, S. 82-105.

Dieser Artikel wurde zuerst in einem Katalog des Auktionshauses Numismatica Ars Classica veröffentlicht.