Wohnlich, Hermann (1928-2008)

von Andreas Kaiser

Hermann Wohnlich wurde am 19. Mai 1928 in Landshut geboren und wuchs in seiner Geburtsstadt sowie in München und in der oberbayerischen Gemeinde Oberaudorf (im Inntal an der österreichischen Grenze gelegen) auf.

Er absolvierte 1946 das Notabitur. Nach einem Praktikum in einer Maschinenfabrik begann er in München ein Studium zum Bauingenieur und half beim Wiederaufbau der Hörsäle der Technischen Universität München mit. Während des Zweiten Weltkriegs waren die Einrichtungen auf dem Stammgebäude der TU in der Maxvorstadt zu 90 Prozent zerstört worden.

Seit 1948 ging Hermann Wohnlich an der TU München dem Maschinenbaustudium nach. Die Warnung, die er erhielt, dass angeblich keine Ingenieure gebraucht würden, stellte sich als absoluter Irrtum heraus. Schon 1953 fand der frisch gebackene Diplomingenieur in der mittelhessischen Firma W. u. J. Moufang AG und Maria Soell Papierverarbeitungs-GmbH in Oberschmitten seinen Arbeitsplatz. Die Traditionsfirma hat sich in der Nachkriegszeit mit Nischenprodukten und Spezialpapieren (z. B. für Bonbons und Butter) zu einem bedeutenden Branchenführer entwickelt.

Hermann Wohnlich fand an seinem neuen Wohnort auch seine große Liebe, Anneliese Wenzel aus Schotten im Vogelsberg. Das Paar heiratete 1955, im selben Jahr wurde Sohn Stefan und im Jahr 1958 Sohn Martin geboren. Auch beruflich war dem jungen Mann Glück und Erfolg beschieden – er wurde Betriebsleiter der aus seiner Firma ausgegründeten Druckerei für Spezialpapier in Oberschmitten und Eichelsdorf (heute Stadtteile von Nidda).

Künker Auktion 423 (3. Juli 2025), Los 6: Tirol. Sigismund der Münzreiche. Dicktaler aus den Stempeln des 1/2 Guldiners 1484, Hall. Sammlung Wohnlich. Äußerst selten. Gutes sehr schön. Schätzung: 15.000 Euro.

Künker Auktion 423 (3. Juli 2025), Los 6: Tirol. Sigismund der Münzreiche. Dicktaler aus den Stempeln des 1/2 Guldiners 1484, Hall. Sammlung Wohnlich. Äußerst selten. Gutes sehr schön. Schätzung: 15.000 Euro.

Hermann Wohnlich wurde schon als Dreizehnjähriger vom numismatischen Virus infiziert, als er 1941 von seinen Eltern einen schönen Taler des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges geschenkt bekam. Auch wenn weitere Stücke hinzukamen, sollte es bis 1970 dauern, dass er mit dem systematischen Aufbau seiner Sammlung begann. Er hatte im Gießener Anzeiger von einer dort stattfindenden Münzauktion gelesen. Es handelte sich dabei um die erste Auktion der Gießener Münzhandlung, die von den Studenten Dieter Gorny und Hans-Joachim Schramm gegründet worden war. Hermann Wohnlich besuchte die Auktion im benachbarten Gießen am 16. November 1970 persönlich mit seiner Frau Anneliese und erwarb einen Goldgulden des Tiroler Erzherzogs Sigismund des Münzreichen. 

Künker Auktion 423 (3. Juli 2025), Los 15: Tirol. Maximilian I. Guldiner o. J. (1508), Hall. Kaiserguldiner. Sehr selten. Vorzüglich. Schätzung: 15.000 Euro.

Künker Auktion 423 (3. Juli 2025), Los 15: Tirol. Maximilian I. Guldiner o. J. (1508), Hall. Kaiserguldiner. Sehr selten. Vorzüglich. Schätzung: 15.000 Euro.

Nun war das numismatische Interesse geweckt, und er entschloss sich für den Aufbau einer Sammlung der Münzen von Tirol, die meistens in der Münzstätte in Hall geprägt wurden. Bereits 1971 trat er der Tiroler Numismatischen Gesellschaft kurz nach ihrer Gründung bei. Hermann Wohnlich nahm zunächst selbst an zahlreichen Auktionen teil. Als er einmal eine Fälschung erwarb und sich ein Konflikt mit seinem Lieferanten entwickelte, konnte Fritz Rudolf Künker als damaliger Vorsitzender des Verbandes der deutschen Münzenhändler vermitteln, und Hermann Wohnlich erhielt seinen Kaufpreis zurück. In der Folge entwickelte sich ein enges Vertrauensverhältnis und eine Freundschaft zwischen beiden Herren. Hermann Wohnlich wurde ein treuer Kunde der Firma Künker, über die er nun auch seine Erwerbungen auf anderen Auktionen abwickelte. Nachdem Hermann Wohnlich im Jahr 1985 im Alter von 57 das aktive Erwerbsleben beendet hatte, zog er mit seiner Gattin in seine Heimat Oberaudorf im Inntal und verbrachte in dieser herrlichen Gegend seinen Ruhestand bis zu seinem Tod.

Künker Auktion 423 (3. Juli 2025), Los 117: Ferdinand Karl. 3 Dukaten 1642, Hall. Äußerst selten, wohl das einzige Exemplar in Privatbesitz. Vorzüglich. Schätzung: 15.000 Euro.

Künker Auktion 423 (3. Juli 2025), Los 117: Ferdinand Karl. 3 Dukaten 1642, Hall. Äußerst selten, wohl das einzige Exemplar in Privatbesitz. Vorzüglich. Schätzung: 15.000 Euro.

Er begann 1986 an der Universität Innsbruck das Studium der Geschichte und Kunstgeschichte. Bei diesem Studium halfen ihm seine durch die Numismatik gewonnenen Kenntnisse, und die Verbindung von beiden erzeugte bei ihm eine doppelte Freude.

Künker Auktion 423 (3. Juli 2025), Los 122: Ferdinand Karl. 5 Dukaten o. J. (1646), Hall. Sehr selten. Vorzüglich. Schätzung: 25.000 Euro.

Künker Auktion 423 (3. Juli 2025), Los 122: Ferdinand Karl. 5 Dukaten o. J. (1646), Hall. Sehr selten. Vorzüglich. Schätzung: 25.000 Euro.

Hermann Wohnlich und seine Gattin zählten auch zu den regelmäßigen Teilnehmern an den hervorragend organisierten Treffen der Tiroler Numismatischen Gesellschaft (TNG) in Hall und waren bestens bekannt mit führenden Tiroler Numismatikern wie Prof. Heinz Tursky (1941-2023), dem langjährigen Präsidenten der TNG, oder dem legendären Sammler Dr. Ernst von Ferrari-Kellerhof (1921-2009).

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