Bürki, Konrad (*1953)
Konrad Bürki machte eine Karriere, wie sie nur in der Nachkriegszeit und vielleicht nur in der Schweiz möglich war: Nach einer Banklehre bei der Aargauer Bank in den Jahren 1971 bis 1974 stieg er in das kleine mittelständische Unternehmen Bospi AG ein. Die Bospi AG wurde 1973 von zwei deutschen Unternehmern gegründet, um ihre Produkte der deutschen Firma STÜWA in der Schweiz zu vertreiben. Es handelte sich um Werkzeuge, wie man sie für den Brunnenbau und den Bohrbedarf braucht. 1977 – in einer wirtschaftlich schwierigen Betriebsphase – überließen die beiden Gründer die Geschäftsleitung vollständig ihrem jungen Mitarbeiter. Der verlegte 1978 den Firmensitz ins heimatliche Murgenthal und baute seit 1980 eine eigene Produktion auf.
Konrad Bürki machte den strategischen Schritt, sich für den Verkauf nicht nur an die traditionellen Abnehmer zu wenden, sondern sich auf die Firmen zu konzentrieren, die die damals gerade in Mode kommenden Wärmepumpen einrichteten. Seit dem Ölschock der 1970er Jahre dachten nämlich viele Hausbesitzer der westlichen Welt über eine Alternative zur klassischen Ölheizung nach. Wärmepumpen etablierten sich und erlebten in den 1990er Jahren einen Boom, von dem die Bospi AG profitierte. Konrad Bürki war der Nutznießer, denn er konnte 1985 erst die Firmenanteile von Gründer Günter Böckel, und 1998 von Gründer Dieter Spielhoff übernehmen.
Bis zu 25 Mitarbeiter arbeiteten seit den 1990er Jahren für die Bospi AG. Konrad Bürki war es dabei ein Anliegen, seine Mitarbeiter in die Verantwortung zu integrieren. So beteiligte er 1998 den ersten Mechaniker, den er 1980 eingestellt hatte und der mit ihm die Firma aufgebaut hatte, als Partner. Als Konrad Bürki sich 2011 entschloss, sich aus dem täglichen Geschäft langsam zurückzuziehen, fand er eine wunderbare Nachfolgelösung für seine Bospi AG mit eben jenem Mechaniker und einem zweiten Mitarbeiter aus dem kaufmännischen Bereich. „Mir war es immer ein Anliegen, meine Mitarbeiter an meinem Erfolg zu beteiligen. Das hat sich langfristig gelohnt, denn so hatte ich die Chance, mich aus meinem Betrieb zurückzuziehen und das Unternehmen in guten Händen zu lassen.“ so Konrad Bürki über das Management Buy Out. 2023 konnte eine prosperierende Bospi AG ihr 50-Jahr-Firmenjubiläum feiern.
Mit seiner schrittweisen Pensionierung gewann Konrad Bürki die Freiheit, ein Hobby wieder aufleben zu lassen, das er während seines geschäftlichen Engagements nur halbherzig hatte pflegen können. Mit dem Sammlergen geboren, wurde er bereits 1968, während des Silberbooms, zum Münzsammler. Damals interessierten sich wegen der Umstellung des Schweizer Umlaufgeldes vom Silber auf Kupfernickel viele Schweizer für ihre Münzen. Sie durchforsteten systematisch ihr Kleingeld, um die Silbermünzen zu horten. Konrad Bürki ging noch einen Schritt weiter: Er lieh sich von der Mutter das Geld, um auf der heimatlichen Poststelle Münzrollen zu kaufen, aus denen er die seltenen und interessanten Jahrgänge heraussuchte. Was er nicht brauchte, tauschte er auf der Post wieder in Bargeld um.
Anders als die meisten Sammler von Umlaufgeld machte er den Schritt zum strategisch vorgehenden Münzsammler. So entwickelte er Ende der 1970er Jahre eine Vorliebe für die Kantonalmünzen von Bern.
Der Erfolg seiner Bospi AG ermöglichte es ihm in den 1990er Jahren, mehr Geld für immer seltenere Münzen auszugeben. Er konnte in dieser Zeit große Raritäten aus seinen beiden Sammelgebieten – Helvetische Republik und Kantonalmünzen – erwerben. Konrad Bürki ist sehr stolz darauf, dass ihm heute aus der Periode zwischen der Helvetischen Republik bis zum Anfang des Bundesstaats von 1848 nur noch 15 Stücke fehlen.
Später kamen die Münzen der alten Eidgenossenschaft dazu. Dabei konnte Konrad Bürki nicht nur wichtige Einzelstücke aus bedeutenden Sammlungen erwerben, sondern teilweise ganze Sammlungen übernehmen.
Die Entscheidung, die eigene Sammlung zu verkaufen, fiel, als es immer schwieriger wurde, die immer kleineren Lücken zu füllen. „Es macht keinen Spaß, Monate lang darauf warten zu müssen, eine einzige Münze kaufen zu können“, so Konrad Bürki. Stattdessen möchte er die Freude, die er beim Erwerb seiner Stücke hatte, nun an andere Sammler weitergeben. Und er möchte diese Freude sehen! Konrad Bürki: „Mir ist es wichtig, dass die Auktionen, in denen meine Sammlung versteigert wird, „live“ stattfinden und nicht nur im Internet ohne Saalpublikum. Es ist mir nicht so wichtig, was die Stücke bringen, aber ich möchte sehen, wie sich die Sammler freuen, wenn sie ein seltenes, lange gesuchtes Stück bekommen.“
Konrad Bürki plant nicht, nach dem Verkauf das Sammeln einzustellen. Er sagt: „Ich wurde als Sammler geboren und ich werde als Sammler sterben.“ Wir dürfen also neugierig sein, welche neuen Sammelgebiete er nach dem Verkauf seiner Schweizer Münzen entdeckt.