Brand, Virgil Michael (1861/62-1926)
von Hadrien Rambach
Virgil Brand (1861/62-1926) übernahm als Junggeselle das in Chicago ansässige Brauereiunternehmen seines Vaters, der 1848 aus Deutschland nach Amerika gekommen war. Brands numismatische Sammlung war einzigartig: 368.000 Münzen! Als er 1926 starb und seine Brüder Horace und Armin William Brand (1877-1946) die Sammlung erbten, schätzte man ihren Wert auf schwindelerregende fünf Millionen US-Dollar (etwa 250 000 Unzen Gold!). Bis kurz vor seinem Tod kaufte er weiter, und man kann nur erahnen, wie viel mehr Brand gekauft hätte, wenn er nicht so früh gestorben wäre.
Die Sammlung wurde über viele Jahrzehnte hinweg veräußert, durch Privatverkäufe als auch in zahlreichen Auktionen. Unveröffentlichtes Archivmaterial (Heritage, Eric P. Newman Collection – Part XI, 7. November 2018, Lot 15104) dokumentiert die Veräußerung vieler seiner Münzen, die von seinem Bruder Armin geerbt und ab 1935 von dem Händler Burdette Garner Johnson (1885-1947) aus St. Louis gehandelt wurden. Am 28. November 1941 hatte Armin seiner Tochter Jane Brand (1908-1981, verheiratete Baronin von Boecklin und spätere Mrs. John Hall Allen) viele der Münzen angeboten. Diejenigen, die er behielt, erbte seine Witwe Frieda Grommes Brand (1881-1969) 1946. Es hieß, die von Glendining am 11. und 12. März 1936 versteigerten Goldmünzen aus Mittel- und Südamerika gehörten ebenfalls zur Sammlung von Brand.
Brands erster Münzankauf stammte aus dem Jahr 1889 (ein 50-Dollar-Goldstück von Augustus Himbert aus dem Jahr 1851), aber erst 1899 begann Brand ernsthaft, antike Münzen zu sammeln, und zwar mit Käufen von Spink, Weyl, A. Cahn und Jacques Schulman. Im Jahr 1901 erwarb er von Jacob Hirsch eine sehr große Gruppe römischer Silbermünzen. Auch im Jahr 1902 lieferte Hirsch ihm weiter zahlreiche römische Denare und Aurei. Im Jahr 1903 kaufte Brand eine große Sammlung römischer Silber- und Bronzemünzen von Emil Fischer; außerdem verkaufte Hirsch ihm zahlreiche griechische und römische Stücke (darunter eine syrakusanische Dekadrachme für 262,50 $). 1904 war Hirsch immer noch sein Hauptlieferant für antike Münzen. Brand kaufte ihm viele Stücke ab, darunter einen Aureus von Diadumenian für 600 Dollar. 1905 kaufte Brand in Hirschs Auktion XIII zahlreiche griechische Münzen; zudem verkaufte ihm Ernest John Seltman eine Reihe hochwertiger römischer Silbermünzen. Auf den Hirschauktionen XVI und XIX im Jahr 1907 war Brand einer der Hauptkäufer.
1908 erwarb Brand über 100 Aurei aus verschiedenen Quellen und über 500 römische Münzen aus zwei bedeutenden europäischen Sammlungen bei Spink. 1909 erwarb Brand über Spink römische Münzen aus einer Merzbacher-Auktion. Brand kaufte 1911 in großem Umfang ein und konzentrierte sich von da an hauptsächlich auf antike und ausländische (und nicht mehr auf amerikanische) Münzen. Im Jahr 1913 folgten weitere bedeutende Ankäufe, darunter Stücke aus dem Hort von Tarent und eine Dekadrachme von Kimon, für die er 1.000 Dollar bezahlte. Das Jahr 1914 brachte Brand große Akquisitionen aus zwei Hirsch-Auktionen sowie einen zweiten Aureus von Diadumenian, erworben bei Spink. Seine Käufe in Europa wurden durch den Ersten Weltkrieg stark gebremst, aber dennoch ersteigerte er 1916 über Spink einige der besten jüdischen Münzen aus der Sammlung von Reverend Edgar Rogers (1873-1961). Im Jahr 1917 übernahm Brand über Spink die komplette (mehr als 500 Stücke umfassende) Ogle-Sammlung römischer Denare und Bronzen. Außerdem verkaufte Spink ab 1920 Hunderte von griechischen Münzen aus der Weber-Sammlung sowie eine Reihe von Pozzi-Stücken an Brand.
In den 1920er Jahren erstand Brand einen großen Teil der Elektrum-Münzen des Großherzogs Michailowitsch. Im Mai 1923 kaufte er drei Medaillons aus dem Hort von Arras (darunter einen 10-Aurei für 5.000 $ und einen 5-Aurei für 4.250 $) von Spink. Schließlich erwarb Brand im Oktober 1925 über 300 Lose römischer Münzen aus einer Hamburger Auktion. Brand führte ausführliche Verzeichnisse über seine Erwerbungen (dreißig Bände), die in New York bei der American Numismatic Society archiviert sind und noch immer einer eingehenden Untersuchung bedürfen. Leider wurde die Herkunft der einzelnen Münzen in den späteren Auktionskatalogen nicht angegeben.
Bibliografie:
- Q. David Bowers, Virgil Brand: the man and his era. Profile of a numismatist, Wolfeboro NH 1983.
- Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auction 91: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part I, Zurich, 23 May 2016, [pp. 67-79].
- Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auction 99: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part II, Zurich, 29 May 2017, [pp. 47-63].
- Hadrien Rambach, “Provenance glossary”, in Numismatica Ars Classica, Auction 105: the George W. La Borde collection of Roman aurei – part III, Zurich, 9 May 2018, [pp. 82-105].
Dieser Artikel wurde erstmals in einem Katalog des Auktionshauses Numismatica Ars Classica veröffentlicht.