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Kann das Recovery Programm dem British Museum retten, was längst verloren ist?

von Lisa Scheffert

Ende August berichtete Björn Schöpe in der MünzenWoche von der Alarmstufe Rot im British Museum: Das größte Museum der Welt gab Ende September bekannt, dass Tausende von kleinen Objekten verschwunden seien. Die meisten davon waren nicht inventarisiert. Ermittelt wird gegen einen Kurator.

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Eine griechische Goldhalskette mit gehörnten Löwenköpfen an den Enden. Nein, dieses Objekt ist nicht verschwunden, es wird allerdings vom British Museum als Beispiel geführt für ein Objekt, dass den vermissten Objekten ähnelt. Foto: Trustees of the British Museum.

Eine griechische Goldhalskette mit gehörnten Löwenköpfen an den Enden. Nein, dieses Objekt ist nicht verschwunden, es wird allerdings vom British Museum als Beispiel geführt für ein Objekt, dass den vermissten Objekten ähnelt. Foto: Trustees of the British Museum.

Mittlerweile konnten 60 Objekte zurückgebracht und weitere 300 identifiziert werden, die ebenfalls bald ihren Weg zurück in die Sammlung finden sollen. Nähere Informationen zu diesen Objekten wurden nicht veröffentlicht, sodass The Art Newspaper in ihrer Berichterstattung davon ausgeht, dass die 60 Objekte entweder durch den vermeintlich kriminellen Kurator oder aber über Personen, die an der Aufdeckung des Diebstahls beteiligt waren, zurück ins Museum gelangten.

Eigene Webseite für das British Museum Recovery-Programm

Im Rahmen des sogenannten Recovery Programms ging Ende September 2023 eine Webseite des Departments „Recovery of Missing Items“ online, die über die gestohlenen Kunstwerke und Kulturschätze informiert. Die Öffentlichkeit soll so einfacher prüfen können, ob sie mit den gestohlenen Objekten in Kontakt war. Anders als es bei Kunstdiebstählen üblich ist, zeigt das British Museum dort allerdings keine Fotos oder nennt Details über die betreffenden Objekte. Die Website informiert lediglich grundsätzlich über die Art der gestohlenen Stücke. Wie wir bereits wissen, handelt es sich um kleinere Objekte. Das British Museum spricht von hauptsächlich Gemmen und Schmuck, was wie folgt näher beschrieben wird:

Klassische griechische und römische Gemmen

Gemmen, Kameen oder Intaglios sind kleine Objekte, die oft in Ringe oder andere Fassungen eingesetzt wurden, manchmal ungefasst oder halbfertig sind. Sie können aus Halbedelsteinen (z. B. Sardonyx, Amethyst) oder aus Glas bestehen; sie können in einer Form gegossen oder von Hand graviert worden sein. Die meisten Gemmen stammen aus der hellenistischen und römischen Welt, aber bei einigen kann es sich auch um neuzeitliche Nachahmungen antiker Gemmen handeln. Sie können Abbildungen berühmter Persönlichkeiten aus der klassischen Vergangenheit, mythologische Szenen, Tiere oder Gegenstände zeigen. Diese Gemmen sind von unterschiedlicher Qualität. Einige sind Fragmente und beschädigt.

Goldene Ringe, Ohrringe und andere Schmuckstücke

Diese datieren aus der gesamten Antike, vor allem aus der späten Bronzezeit (um 1500-1100 v. Chr.) und der hellenistischen und römischen Epoche.

Goldener Ring aus der Bronzezeit, Foto: Trustees of the British Museum.

Goldener Ring aus der Bronzezeit, Foto: Trustees of the British Museum.

Hellenistischer Intaglio aus Calzedon, Foto: A. Masson-Berhoff.

Hellenistischer Intaglio aus Calzedon, Foto: A. Masson-Berhoff.

Ring mit römischem Intaglio aus Carneol. Foto: Trustees of the British Museum.

Ring mit römischem Intaglio aus Carneol. Foto: Trustees of the British Museum.

Auf der Website zeigt das Museum einige Objekte aus der Sammlung, die den entwendeten Stücken ähnlich seien sollen.

Internationale Taskforce mit 14 Spezialisten

Neben der offiziellen Webseite des Recovery Programms arbeitet eine internationale Taskforce bestehend aus 14 Mitgliedern an der Suche nach den Objekten. Zu ihnen gehören James Ratcliffe, Direktor des Art Loss Register, und Lynda Albertson, Leiterin der in Rom ansässigen Association for Research into Crimes against Art.

Beteiligung des Art Loss Registers

Schon bevor die neue Webseite implementiert wurde und die Taskforce ihre Arbeit begann, wurde das Art Loss Register für die Suche nach den Objekten hinzugezogen. Das Art Loss Register ist die weltweit größte private Datenbank für verlorene, gestohlene und geplünderte Kunst und Antiquitäten. Jährlich werden mehr als 400.000 Objekte in dem Register überprüft. So wird sichergestellt, dass die gestohlenen Stücke identifiziert werden, wenn sie auf dem Kunstmarkt auftauchen.

Warum gibt es nicht mehr Bilder?

Das British Museum entschied sich, nicht mehr Fotos und Details zur Verfügung zu stellen. Warum, erklärt James Ratcliffe, Leiter des Art Loss Register, in einer Pressemitteilung, die auf der Website des British Museum veröffentlicht wurde, folgendermaßen: „Das British Museum hat sorgfältig abgewogen zwischen der Notwendigkeit, der Öffentlichkeit Informationen zur Verfügung zu stellen, um die Wiederherstellungsbemühungen zu unterstützen, und der Tatsache, dass zu viele Details denjenigen in die Hände spielen könnten, die in böser Absicht handeln. Dank unserer Position als wichtigste Quelle für Due-Diligence-Prüfungen auf dem Kunstmarkt und unserer Erfahrung bei der Wiederbeschaffung von gestohlenen Kunst- und Kulturgütern ist das Art Loss Register am besten qualifiziert, um das Wiederbeschaffungsprogramm des Museums zu unterstützen. Wir freuen uns, dem ausgezeichneten Team des Museums unsere Hilfe auf Pro-Bono-Basis zur Verfügung zu stellen und seine Bemühungen zu unterstützen.“

Zweifel bleiben

Kritische Pressestimmen wie The Art Newspaper vermuten, dass hinter diesem Vorgehen andere Gründe stehen. Schließlich suchte sich der Dieb die Objekte wohl vor allem deswegen aus, weil sie schlecht oder gar nicht inventarisiert waren und es demnach keine Aufzeichnungen zu den Artefakten gibt. Mit anderen Worten: Es existieren wahrscheinlich keine Bilder und Informationen, wie man sie bräuchte, um eine ausführliche Datenbank der gestohlenen Objekte ins Internet zu stellen und eindeutig nachzuweisen, dass bestimmte Objekte dem British Museum gestohlen wurden.

Wäre diese Vermutung zutreffend, macht das die Rückgewinnung der Objekte praktisch unmöglich. Website und internationale Taskforce wären dann nur ein öffentlichkeitswirksames Feigenblatt.

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