Großbritanniens 5 Guineas
Am 27. März 1663 erklärte der englische König die Guinea zum offiziellen Zahlungsmittel. Dies war nur eine von vielen Maßnahmen Charles’ II., die die Münzprägung betrafen. Kurz zuvor hatte er die gesamte Münzstätte von Hammerprägung auf maschinelle Prägung umstellen lassen. Man sagt, der beschämende Unterschied zwischen den in Frankreich hergestellten Münzen, die Charles II. während seines Exils kennengelernt hatte, und den englischen Elaboraten hätte dazu geführt, dass der zurückgekehrte König zuerst einen französischen Techniker namens Peter Blondeau anheuerte und dann neue Maschinen im Wert von 2.710 Pfund kaufte. Mit ihnen wurde die englische Münzprägung revolutioniert.
Eines der neuen Nominale war die 5 Guineas-Münze, die genau wie das 1 Guinea-Stück das königliche Porträt auf der Vorderseite zeigte, die Wappen der Herrschaftsgebiete auf der Rückseite. Bemerkenswert ist der kleine Elefant unter dem Halsabschnitt des Herrschers. Er gibt – genau wie der Name der Münze – einen Hinweis darauf, woher das Gold für die Prägung kam.
Das erste 5 Guinea-Stück: Charles II., 1660-1685. 5 Guineas 1668, London. Seaby 3329. Aus der kommenden Auktion Künker 258 am 29. Januar 2015. Das Stück ist mit 8.000 Euro geschätzt.
Bereits 1618 hatte der englische König einer Handelskompanie die Erlaubnis gegeben, mit Westafrika Handel zu treiben. Bevorzugte Handelspartner waren die Aschanti in Guinea, heute Teil von Ghana. Logo der seit 1663 für den Handel verantwortlichen „Company of Royal Adventurers of England Trading to Africa“ war der Elefant mit dem Turm auf dem Rücken. Er bzw. die vereinfachte Variante ohne Turm ist auf dem ersten 5 Guinea-Stück Charles II. aus dem Jahr 1668 zu sehen.
Wie die neuen Münzen produziert wurden, darüber unterrichtet uns ein Besucher der Münzstätte, der Tagebuchschreiber Samuel Pepys. Er schreibt, dass man Zaine goss, um sie von Streckwerken auf die richtige Dicke bringen zu lassen. Die Streckwerke wurden von Pferden betrieben, die im Keller unterhalb des Prägesaals in einer nie enden wollenden Anstrengung eine Art Mühle in Gang hielten. Nach dem Ausstanzen der Schrötlinge mittels des Balanciers wurde die Randschrift angebracht. Sie war das wichtigste Sicherheitsmerkmal ihrer Zeit, und Blondeau verpflichtete alle Arbeiter mit einem Eid zur strengsten Geheimhaltung. Erst nach der Aufbringung der Randschrift erfolgte die Prägung, ebenfalls in einem Balancier. Den Schrötling zwischen zwei Schlägen zu wechseln, war keine ungefährliche Arbeit, und doch erzählt die Legende, dass es Männer gab, die daneben noch die Zeitung lesen konnten.
Ein 5 Guinea-Stück aus Lima-Gold: George II., 1727-1760. 5 Guineas 1746, London. Seaby 3665. Aus der kommenden Auktion Künker 258 am 29. Januar 2015. Das Stück ist mit 10.000 Euro geschätzt.
Die 5 Guineas-Stücke blieben mehr als 100 Jahre die höchsten Nominale, die Großbritannien zu bieten hatte. Hatte ihr Wert zu Beginn 20 Shilling betragen, variierte er nun, je nachdem wie der Goldpreis gerade stieg oder fiel. Auch die Herkunft des Goldes blieb nicht die gleiche. Stolz ließ Queen Anne nach dem Überfall auf das spanische Vigo auf ihre 5 Guineas VIGO schreiben, genau wie George II seine Prägung von 1746 mit dem Wort LIMA kennzeichnete. Nun war Lima zwar nicht überfallen worden, dafür hatte der Kapitän George Anson anlässlich seiner Weltumsegelung reiche Beute als königlicher Pirat gemacht, die so unter die Leute gebracht werden konnte. Und LIMA klang doch einfach besser als PIRATENBEUTE.
Das letzte und teuerste 5 Guinea-Stück: George III., 1760-1820. 5 Guineas 1773, London. Probe mit glattem Rand. Seaby 3723. Aus der kommenden Auktion Künker 258 am 29. Januar 2015. Das Stück ist mit 100.000 Euro geschätzt.
Wie auch immer, George II. war der letzte britische Herrscher, der 5 Guineas-Stücke in großem Stil ausprägen ließ. Von George III. gibt es lediglich eine äußerst seltene Probe zum 5 Guinea-Stück, das nie ausgeführt wurde.
Mit der Münzreform von 1813 wurde dieses Nominal sowieso obsolet. Die Guinea machte dem Sovereign Platz. Nur ein paar vergangenheitsverliebte Aristokraten rechneten noch in Guineas, wenn sie zu ihrem Schneider gingen oder ein Pferd ersteigerten. Und auch wenn mittlerweile bei Pferdeversteigerungen selbst in Großbritannien das Pfund gilt, gibt es bis heute Pferderennen mit dem Namen „1.000 Guineas“.
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