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Global denken, lokal sammeln? Das Geheimnis des Erfolgs von State Quarter, UNESCO-Münzen und Bundesländer-Serien

Vor ziemlich genau einem Vierteljahrhundert, im Frühjahr 1999, erlebten die USA eine regelrechte Münzrevolution. Die „State Quarter“-Serie, die von der United States Mint herausgegeben wurde, präsentierte alle 50 Bundesstaaten auf Vierteldollar-Münzen. Jede Münze trug ein individuelles Design, das für einen bestimmten Staat stand. Dieser kreative Ansatz zog Millionen von Menschen an und brachte eine Welle des Münzensammelns ins Land. Plötzlich war es nicht nur ein Hobby für Numismatiker, sondern eine nationale Leidenschaft. Familien, Schüler und Sammler suchten fieberhaft nach den neuesten Ausgaben, um ihre Sammlung zu vervollständigen.

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Der Innenhof des Alcázar von Sevilla wurde 2024 auf einer 2-Euro-Münze aus Spanien verewigt. Foto: Real Casa de la Moneda (Münze), javarman3 / Getty Images Pro via Canva Pro.

Der Innenhof des Alcázar von Sevilla wurde 2024 auf einer 2-Euro-Münze aus Spanien verewigt. Foto: Real Casa de la Moneda (Münze), javarman3 / Getty Images Pro via Canva Pro.

Inspiriert von diesem enormen Erfolg rief die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2006 die Bundesländer-Serie ins Leben. Diese Serie zeigte bedeutende Wahrzeichen und kulturelle Symbole der 16 Bundesländer auf Zwei-Euro-Münzen. Die erste Münze, die das Holstentor in Lübeck in Schleswig-Holstein darstellte, war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die nach dem Abschluss der Serie wiederholt wurde. Jedes Jahr wurde eine neue Münze herausgegeben, was die Spannung und das Interesse am Sammeln hochhielt. Die Münzen wurden nicht nur als Zahlungsmittel, sondern auch als kulturelle Botschafter betrachtet, die die Vielfalt und Geschichte Deutschlands widerspiegelten – weit über die Grenzen des eigenen Landes heraus.

Eine Erfolgsgeschichte: Die UNESCO-Welterbemünzen aus Spanien, hier der erste Jahrgang (2010) zu Ehren der Stadt Cordoba, und der Jahrgang 2014 mit dem Park Güell (Fotos: Wieschowski).

Eine Erfolgsgeschichte: Die UNESCO-Welterbemünzen aus Spanien, hier der erste Jahrgang (2010) zu Ehren der Stadt Cordoba, und der Jahrgang 2014 mit dem Park Güell (Fotos: Wieschowski).

Spanien-Rundreise auf Münzen

Auch Spanien folgte diesem Trend und begann 2010 mit der Einführung der UNESCO-Welterbe-Serie. Diese Serie ehrt spanische Stätten, die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurden. Die erste Münze dieser Reihe feierte das historische Zentrum von Cordoba, bekannt für seine beeindruckende Mezquita. 2014 wurde der Park Güell in Barcelona mit seiner einzigartigen Architektur von Antoni Gaudí verewigt. 2018 ehrte die Serie Santiago de Compostela, das Ziel des berühmten Jakobsweges – diese Münze zählt zu den modernen Euro-Raritäten, die auch tatsächlich im Wechselgeld auftauchen können. Der Marktwert liegt je nach Erhaltung bei 20 bis 40 Euro. Eine der jüngeren Ausgaben aus dem Jahr 2023 zeigt die Altstadt von Cáceres, die für ihre gut erhaltene mittelalterliche Architektur bekannt ist. Insgesamt 15 Motive sind bis 2024 erschienen – und die spanische Münzprägestätte denkt ganz offenkundig nicht daran, diese Erfolgsgeschichte zu beenden.

Moderne Rarität: Der Jahrgang 2018 der spanischen UNESCO-Münzen wird für 20 bis 40 Euro gehandelt und ist mit etwas Glück im Wechselgeld zu finden. 2023 war die Altstadt von Cáceres auf den Münzen zu sehen. (Fotos: Wieschowski).

Moderne Rarität: Der Jahrgang 2018 der spanischen UNESCO-Münzen wird für 20 bis 40 Euro gehandelt und ist mit etwas Glück im Wechselgeld zu finden. 2023 war die Altstadt von Cáceres auf den Münzen zu sehen. (Fotos: Wieschowski).

Mehrere Erfolgsfaktoren

Der Erfolg dieser Münzprogramme lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Erstens der Serien-Charakter: Das Sammeln wird zu einem fortlaufenden „Projekt“, das mit jeder neuen Münze eine kleine Belohnung bietet. Sammler und Interessierte warten gespannt auf die nächste Ausgabe, was die Nachfrage kontinuierlich hochhält. Zweitens der regionale Bezug: Münzen mit lokalen Motiven haben eine besondere Anziehungskraft, da sie Stolz und Identifikation mit der eigenen Region oder einem beliebten Reiseziel fördern.

Eine tiefere Bedeutung dank regionaler Bezüge

Dieser regionale Bezug gibt den Münzen eine tiefere Bedeutung. Sie sind nicht nur Metallplättchen, sondern kleine Kunstwerke, die Geschichten erzählen und Kulturen repräsentieren. Menschen fühlen sich zu diesen Münzen hingezogen, weil sie eine Verbindung zu ihrer eigenen Identität oder ihren Reisen herstellen. Die Münzen werden so zu greifbaren Erinnerungen und zu Symbolen des kulturellen Erbes.

Ein weiterer Grund für die Beliebtheit dieser Münzen ist ihre Zugänglichkeit. Während traditionelle Sammlerstücke oft teuer und schwer zu finden sind, können 2-Euro-Münzen mit Gedenkmotiven leicht im Alltag auftauchen. Sie bieten somit eine einfache Möglichkeit, eine Sammlung zu starten und zu erweitern, ohne große finanzielle Hürden.

Ästhetik und Bildung: Zwei Zusatz-Freuden für Münzensammler

Die Verbindung von Ästhetik und Bildung ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Jede Münze erzählt eine Geschichte und fördert das Interesse an Geschichte und Kultur. Sammler lernen mehr über die verschiedenen Regionen, deren Geschichte und Bedeutung, während sie ihre Kollektion erweitern. Dies macht das Sammeln zu einer bereichernden Erfahrung, die über das rein Materielle hinausgeht.

Deshalb ist es auch kaum verwunderlich, dass ab Juli 2024 ein weiteres Land auf dieses Erfolgsrezept setzt: Kroatien wird eine neue Serie starten, die kroatische Städte abbildet. Diese Serie wird ebenfalls in den kommenden Jahren weitere regionale Motive präsentieren und höchstwahrscheinlich einen ähnlichen Erfolg wie ihre Vorgänger in den USA, Deutschland und Spanien haben. Die erste Ausgabe wird die Altstadt von Varaždin zeigen. Welche Städte folgen werden, ist noch unbekannt, aber Kroatien-Reisenden kommen sofort Orte wie Dubrovnik, Split oder Rovinj in den Sinn.

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