Agrippas Treffen der Könige in Tiberias
von David Hendin
Flavius Josephus berichtet von einem äußerst interessanten Treffen in Tiberias, das anscheinend Agrippa I. (37-44 n. Chr.), der Enkel Herodes des Großen, um 42 n. Chr. einberief.
Das Vorspiel zu diesem Treffen fand statt kurz nachdem Agrippa ein „prächtiges und elegantes“ Theater in Berytus erbaut hatte. Nach dessen Fertigstellung ließ er eine riesige Einweihungsgala in Verbindung mit Hinrichtungen abhalten. 1400 „Verbrecher“ wurden bestraft, indem 700 von ihnen gegen andere als Gladiatoren kämpften. „Und so waren die Übeltäter mit einem Schlage aus der Welt geschafft.“
Nun zu dem Treffen:
„Nachdem diese Feierlichkeiten in Berytus zu Ende waren, begab sich Agrippa nach Tiberias in Galiläa. Die benachbarten Könige bei denen er in hohem Ansehen stand, fanden sich bei ihm zum Besuche ein, nämlich Antiochus von Kommagene, Sampsigeram von Emesa, Kotys von Kleinarmenien, Polemon von Pontus und Herodes von Chalkis, sein eigener Bruder. Sie alle nahm er gastfreundlich und zuvorkommend auf und bewies ihnen seine wahrhaft edle Gesinnung, die ihm auch die Ehre der königlichen Besuche verschafft hatte.“
Sechs Herrscher des Nahen Ostens waren anwesend bei Agrippas Treffen in Tiberias in Galiläa. Vier von ihnen sehen wir auf den Münzen, die sie ausgaben (von links): Agrippa I. selbst auf einer Bronzemünze mit einem Durchmesser von 21 mm, geprägt in Caesarea 42/43 n. Chr., Hendin-555; sein Bruder Herodes von Chalkis auf einer Bronzemünze mit einem Durchmesser von 26 mm, geprägt um 43 n. Chr. in Chalkis, Hendin-561; Polemon, König von Pontus auf einer Silberdrachme mit einem Durchmesser von 17,5 mm, geprägt 56/57 n. Chr. in Pontus, Hendin-931; Antiochos IV. von Kommagene auf einer Bronzemünze mit einem Durchmesser von 27 mm , geprägt während seiner Herrschaft (38-72 n. Chr.) in Kommagene.
Dieses Treffen endete allem Anschein nach in einem kompletten Desaster; Josephus berichtet: „Noch während der Anwesenheit dieser Gäste erschien auch der syrische Statthalter Marsus bei ihm [Zweifellos handelte es sich bei ihm um den Statthalter oder Legaten, obwohl die Münzen dieser Zeit aus Antiocheia keinen Legaten dieses Namens nennen.], und um den Römern die gebührende Ehre zu erweisen, zog Agrippa ihm sieben Stadien weit aus der Stadt entgegen. Das aber gab Anlass zum Streit zwischen ihm und Marsus. Agrippa hatte nämlich die anderen Könige in seinem Wagen mitgebracht, und Marsus kam diese Vertraulichkeit verdächtig vor, da er ein Einverständnis so vieler mächtiger Fürsten nicht im Interesse der Römer liegend erachtete. Alsbald sandte er daher einige seiner vertrauten Freunde zu den einzelnen Königen und ließ ihnen anbefehlen, ungesäumt in ihre Heimat zurückzukehren. Darüber ärgerte sich Agrippa gewaltig und lebte von der Zeit an mit Marsus in schlechtem Einvernehmen.“
Diese Geschichte wird in demselben Kapitel erzählt, in dem auch von Agrippas Tod berichtet wird (Jüdische Altertümer 19, 8). Offensichtlich lag dieser Vorfall also später in Agrippas Leben, vermutlich um 42 n. Chr., also weniger als zwei Jahre vor seinem Tod.
Diese Anekdote wirft ein interessantes Licht auf die möglichen Bündnisse zwischen Männern, die im 1. Jahrhundert als Regenten von Roms Gnaden herrschten – ganz zu schweigen davon, wie nervös solche Bündnisse Roms lokale Stellvertreter machten.
Besonders interessant ist, dass wir einige dieser Herrscher durch ihre Porträts auf Münzen tatsächlich sehen können. Insbesondere Agrippa selbst, aber auch Antiochos IV. von Kommagene, Polemon, König von Pontus (der nach Agrippas Tod der dritte Ehemann von dessen Tochter Berenike wurde) und Agrippas Bruder, Herodes von Chalkis (der später der zweite Ehemann von Agrippas Tochter Berenike wurde).
Wir danken David Hendin für die Erlaubnis, diesen Artikel zu übersetzen und in der MünzenWoche zu publizieren.
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