Ricard, Charles J. (1930-2017)
Nachdem er Ende 1962 nach Northbrook gezogen war, um seine Stelle als Rechnungsprüfer bei der Chicago Lakeshore National Bank anzutreten, wurde der aus Rochester (New York) stammende Charles J. (Charlie) Ricard am 9. Januar 1963 das 766. Mitglied des Chicago Coin Clubs. Seine Mitgliedschaft sollte mehr als ein halbes Jahrhundert andauern. Ricard war Finanzvorsitzender der ANA Convention 1966 in Chicago und damit für mehr als 100.000 Dollar an Teilnahmegebühren und weiteren Posten verantwortlich. Im selben Jahr wurde er mit der ANA-Verdienstmedaille ausgezeichnet. Von 1987 bis 1988 war er ANA-Präsident und erhielt die ANA-Literaturauszeichnung. Außerdem wurden seine Exponate bei ANA-Treffen (darunter war u. a. eine originale Castorland-Medaille in Silber) mit dem zweiten Preis des Cabeen Exhibit Award ausgezeichnet. Ricard war Ehrenvorsitzender der ANA World’s Fair of Money 2011, die vom Chicago Coin Club organisiert wurde.
Charles Ricard (*19. März 1930, +14. August 2017) diente von 1951 bis 1953 im US Army Finance Corps und studierte danach an der University of Rochester. Da er sich das Vollzeit-Studium nicht leisten konnte, besuchte er sechs Jahre lang die Abendschule. Doch als er nach Chicago zog, fehlten ihm noch immer einige Credits zum Abschluss. Es gelang ihm, Abendkurse an der Northwestern und DePaul University zu belegen, die von Rochester anerkannt wurden. So schloss er sein Studium 1964 an der Simon School of Business in den Hauptfächern Geschichte und Klassische Philologie ab. Er arbeitete Zeit seines Lebens als Bankprüfer. Bevor er nach Illinois zog, war er für die Marine Midland Bank in Rochester tätig. 1969 kam er als Assistant Vice President der Trust Audit Unit zur First National Bank of Chicago und verabschiedete sich 1995 von deren Nachfolgebank in den Ruhestand. Er hatte es bis zum zugelassenen Bankprüfer und zertifizierten Rechnungsprüfer gebracht.
1947 besuchte er zum ersten Mal die Treffen der Rochester Numismatic Association und wurde im folgenden Jahr Mitglied. In den 40er und 50er Jahren trug er mit Vorträgen und Exponaten zum Vereinsgeschehen bei und war von 1959 bis 1961 Vereins-Präsident. Obwohl er sehr an US-Münzen interessiert war, wurde er vor allem für seine Sammlung napoleonischer Medaillen bekannt. Er veröffentlichte zahlreiche Artikel, vor allem zu Medaillen. Einer seiner Beträge wurde mit dem dritten Platz des Heath Literary Awards ausgezeichnet. Er präsentierte preisgekrönte Medaillen bei Kongressen und erhielt dafür 1962 bei der ANA in Detroit den ersten Platz. An der Roosevelt University in Chicago war er Mitglied der Prüfungskommission von 1965 und hielt dort 1966 numismatische Vorträge.
Als engagierter Münzbegeisterter war Ricard Präsident von fünf numismatischen Organisationen und Vize-Präsident eines sechsten Vereins. Als Vorsitzender des 1891-Clubs der ANA im Jahr 1990/91 warb er mehr als 800 Mitglieder als Spender an. 1987 wurde er zum Numismatic News Ambassador gewählt. Die ANA zeichnete ihn 1991 mit ihrer Verdienstmedaille aus, 1993 mit dem Glenn Smedley Memorial Award, 1994 mit dem Presidential Award, 1996 mit dem Lifetime Achievement Award und 2003 mit dem Farran Zerbe Award – wobei die letzte Auszeichnung auch seinem Urgroßvater J. C. Lighthouse (ANA Governor von 1904 bis 1907), und seinem Onkel Charles N. Ricard (Präsident des Cleveland Coin Club und Mitgründer der Token and Medal Society) gewidmet war. Die Rochester Numismatic Association benannte ihre Speaker-Medaille nach ihm.
George Kolbe, Fachhändler für numismatische Literatur, kannte Ricard gut und erinnert sich an ihn als einen „Gentleman der alten Schule. Seine Liebe für die Numismatik und numismatische Literatur war ansteckend und beständig.“
Dieser Artikel erschien zuerst in der Chicago Coin Club Hall of Fame und wird hier mit freundlicher Genehmigung des Chicago Coin Clubs veröffentlicht.