Die ANA World’s Fair of Money im Herzen des Bible Belts
von Ursula Kampmann
Inhalt
Oklahoma City? Es dauerte eine Weile, bis ich herausgefunden hatte, wie man dorthin kommt. Der lokale Flughafen ist klein. Internationale Flüge gibt es nicht. Auch die nationalen Flugverbindungen sind spärlich. Das erfuhr ich von amerikanischen Kollegen, als ich mich mit ihnen verabreden wollte. Viele verzichteten deswegen auf die Teilnahme. Ich dagegen fand Oklahoma City als Location interessant. Endlich einmal eine andere Ecke der Vereinigten Staaten. Ich war noch nie im Bible Belt, aber ich weiß, dass das konservative Amerika gerne in numismatische Sachwerte investiert. Potentiell also ein vielversprechender Veranstaltungsort.
Das Tagungshotel der Omni Gruppe war neu, komfortabel und lag direkt gegenüber dem Convention Center. Ich war mehr als neugierig, als ich am Dienstag Mittag zusammen mit einer ganzen Schar von Münzhändlern eincheckte. Wir alle wurden von kompetenten Mitarbeitern extrem schnell und extrem freundlich bedient. Jeder bekam sein Zimmer, und das obwohl wir alle drei Stunden zu früh dran waren. Andere Hotels verlangen in so einem Fall einen Aufschlag. In Oklahoma City war das nicht der Fall. Denn hier gibt es sie noch, jene altmodische Tugend, die sich Gastfreundschaft nennt.

Oklahoma City hat rund 1.2 Mio. Einwohner auf rund 1.500 Quadratkilometer Stadtgebiet. Damit hat Oklahoma City eine Einwohnerdichte von ca. 880 Personen pro Quadratkilometern. Zum Vergleich: im aktuell etwa gleich Einwohnerstarken, aber wesentlich kleineren München sind es 4.850 Personen pro Quadratkilometer. Foto: UK
Standort Oklahoma City
Ich durfte sie immer wieder erleben! Nennen möchte ich an dieser Stelle Jes, Chefin der Security, die mich nicht nur dabei unterstützte, meinen Safe in Betrieb zu nehmen, sondern mich auch noch mit touristischen Hinweisen aller Art versorgte. Als sie erfuhr, dass ich mein Mittagessen ausfallen lassen müsse, holte sie persönlich ein Tablett mit Früchten, Nüssen und Schokolade, um meinen ärgsten Hunger zu stillen. Das habe ich noch auf keiner Reise in die Vereinigten Staaten erlebt. Man begreift, wie sich Oklahoma City den Beinamen „The Big Friendly“ verdient hat.
Nicht nur die Herzlichkeit der Bewohner von Oklahoma City hat mich begeistert. Ich fand auch die Lage des Convention Centers unschlagbar. Denn der Veranstaltungsort bot in ca. 10 Gehminuten Entfernung mit der Brick City einen angenehmen Ausgehdistrikt. Wer zwischendurch frische Luft schnappen wollte, hatte die Auswahl zwischen dem Scissortail Park mit all seinen Angeboten an sportlichen Aktivitäten und dem Botanischen Garten – beide keine 5 Gehminuten entfernt. Einen Supermarkt suchte man dagegen vergebens. Nur gut, dass die Hotels ihre Gäste mit kostenlosem Wasser versorgten und die ANA einen Lieferservice für hungrige Händler organisiert hatte. Das war zwar nicht unbedingt Haute Cuisine, aber zum Sattwerden ideal.

Zwei europäische Händler, die sich sichtlich über gute Geschäfte freuen: Tobias S. Körner von ebay (l.) und Philipp Becker von Emporium Hamburg. Foto: UK
Wenig Händler, gute Geschäfte
Mit anderen Worten, Oklahoma City bot – zumindest von europäischer Warte aus – zahlreiche Vorteile als Veranstaltungsort einer Münzbörse. Damit entpuppte sich der Standort als erfreuliches Gegenprogramm zum Convention Center in Rosemont bei Chicago, das zwar verkehrstechnisch nicht günstiger liegen könnte, aber keinerlei Ablenkung vom Börsengeschehen bietet. Das schöne daran ist, dass die World’s Fair of Money ihr Quartier wechselt. Liebhaber von Rosemont kommen 2027 wieder an die Reihe.
Schade, dass so viele Händler Oklahoma City keine Chance gaben. Der Saal hätte für wesentlich mehr Teilnehmer Platz geboten. Woran das lag? Sicher nicht an den ausländischen Händlern. All die üblichen Verdächtigen hatten die weite und komplizierte Reise auf sich genommen. Dagegen fiel die Sektion für amerikanische Münzen dieses Jahr kleiner aus. Etliche heimische Händler entschieden sich gegen eine Teilnahme.
Ihr Fehler. Denn wer gekommen war, machte gerade wegen der reduzierten Händlerpräsenz hervorragende Geschäfte. Überall sah ich zufriedene Gesichter. Die Verkäufe stimmten; die Ankäufe ebenfalls.
Manche Münzhändler freuten sich sogar über neue Kundenadressen, denn viele Besucher kamen zum ersten Mal zu einer World’s Fair of Money. Oft übrigens ganz zufällig wie unser Kellner im Omni. Er erfuhr von der Münzbörse über seine Gäste. Mund zu Mund Propaganda ist immer noch die beste Werbung. Allerdings ist sie nicht sonderlich verlässlich. Denn die „Okies“, mit denen ich sprach, hatten alle nichts davon gehört, dass die World’s Fair of Money zum ersten Mal in Oklahoma City stattfand. Anscheinend hatte es wenig oder wenig effektive Lokalwerbung gegeben. Schade! Damit verpasste die ANA eine große Chance. Es hätte sicher noch mehr Interessenten gegeben.
Bei der Frage nach dem „Warum?“ haben wir es wahrscheinlich mit dem klassischen Henne-Ei-Problem zu tun: Es gab zu wenig (lokale) Werbung, weil das Budget der World’s Fair of Money dafür nicht reichte. Und weil sich die Aussteller nicht darauf verlassen konnten, dass die Säle gefüllt sein würden, blieben sie weg und der ANA entgingen genau die Einnahmen, die sie gebraucht hätte, um mehr Werbung zu machen.

Die US Mint hatte einiges zu bieten für die Besucher der ANA, unter anderem wurden die Designs der nächsten Münzen aus der Superhero-Serie vorgestellt. Foto: UK
Fehlende Unterstützung durch die Münzstätten
Aber das ist Gejammer auf hohem Niveau. Wie gesagt, die Händler sehr zufrieden. Vor dem Stand der US Mint bildete sich sogar über Stunden eine lange Schlange. Dort wurden nämlich erstmals Silver Eagles in Proof verkauft, die ein mit einem Laser graviertes Münzzeichen trugen.

Die Münzstättenecke der World’s Fair of Money: wenig ausländischer Besuch, vor allem keine staatlichen Münzstätten. Foto: UK
Wobei die US Mint mehr oder minder die einzige Münzstätte war, die mit breitem Angebot und großem Personalaufwand nach Oklahoma City kam. Die Ecke, in der die restlichen Münzstätten aus aller Welt ihre Stände aufbauten, war dagegen beschämend klein. Mit Ausnahme der staatlichen China Gold Coin Incorporation – ausgerechnet! – fand man lediglich private Prägeanstalten und Münzvertriebe. Die großen Münzstätten wie die Royal Canadian Mint, die Monnaie de Paris oder die Münze Österreich sparten sich die Kosten für den Stand. Nicht dass ihre Vertreter abwesend gewesen wären. Sie alle saßen in der Lobby des benachbarten Omni-Hotels, um mit den amerikanischen Großeinkäufern Geschäfte zu machen.
Es ist schade, dass es der ANA nicht wie der Berliner World Money Fair gelingen will, sich als zentraler Standort für die Neukundenakquise zu vermarkten. Denn Münzstätten wären mit ihren großen, repräsentativen Ständen lukrative Kunden, die dazu gerade für Einsteiger die Attraktivität der Münzenmesse erhöhen würden. Doch während inzwischen viele Münzstätten in Berlin ihren Aufenthalt finanzieren, indem sie für den deutschen Markt maßgeschneiderte Exklusiv-Produkte verkaufen, gelingt das im Rahmen der ANA nicht.
Die Frage bleibt offen, warum das so ist. Schließlich erzählen viele ausländische Produzenten, dass der amerikanische Markt für sie von zentraler Bedeutung ist. Gelingt es der ANA nicht, diese Kunden über die Veranstaltung zu informieren und ihnen einen Besuch schmackhaft zu machen? Bestehen von der traditionellen Sammler-Organisation, die die ANA ist, Vorbehalte gegenüber der zeitgenössischen Numismatik? Oder scheuen die Kunden von Anlageprodukten die Kosten und Mühen eines Besuchs der World’s Fair of Money? Vielleicht will die ANA auch ihre Händlern vor der Konkurrenz durch ausländische Münzstätten schützen?

Die Gewinner des COTY Awards 2025: Von l. nach r. DI Dr. Manfred Matzinger-Leopold (Münze Österreich), Tom Uram (Präsident ANA), Chiara Principe (Münzdesignerin u. a. für den Vatikan), Marc Schwartz (Monnaie de Paris). Foto: UK
Der Coin of the Year Award
Trotzdem des auffälligen Fehlens der Münzstätten im Börsengeschehen, wird der COTY – der Coin of the Year Award – seit 2023 wieder im Rahmen der World’s Fair of Money verliehen. Knapper Sieger nach Punkten wurde die Münze Österreich. Sie gewann in drei Kategorien (Most Historically Significant, Best Bi-Metallic Coin, Most Artistic Coin) und schleppte den schweren Globus für die Coin of the Year nach Hause. Die Monnaie de Paris punktete ebenfalls in drei Kategorien (Best Contemporary Event Coin, Best Circulating Coin, Most Innovative Coin). Erstmals einen Sieger stellte die Germania Mint mit der Best Crown Coin, die sie im Auftrag von Malta zu Ehren der Maltesischen Biene geprägt hatte.
Mehr zu den Gänsehaut-Momenten während dieser Preisverleihung finden Sie in unserem Beitrag über den COTY 2025.
Zukünftige Veranstaltungen
Für die kommenden zwei Jahre stehen die nächsten Veranstaltungsorte schon fest. 2026 ist die World’s Fair of Money zwischen dem 25. und dem 29. August in Pittsburgh; 2027 kehrt sie zwischen dem 10. und dem 14. August nach Rosemont zurück.