World’s Fair of Money 2023 in Pittsburgh
von Ursula Kampmann
Es ist ein Veranstaltungsort, wie man ihn sich eigentlich für eine internationale Münzenmesse nur erträumen kann, das David L. Lawrence Convention Center in Pittsburgh. Die supermoderne Veranstaltungshalle mit der aufmerksamen Security liegt mitten in der Stadt.
Inhalt
Ancient and World Coins
Unter dem Begriff Ancient und World Coins wird in USA all das zusammengefasst, was nicht in den USA geprägt wurde. Traditionell war diese Abteilung bei der World‘s Fair of Money eher untergeordnet. Schließlich sammelt nach wie vor der größte Teil der ANA-Mitglieder US-Münzen. Doch gefühlt vergrößert sich diese Sektion jedes Jahr. Und selbst im „allgemeinen“ Bereich sieht man immer mehr Material aus Europa und Asien. Die Offenheit gegenüber nicht-amerikanischen Prägungen hat sich bei amerikanischen Kunden in den letzten Jahren anscheinend stark erhöht.
Natürlich werden in den USA bevorzugt amerikanische Münzen gesammelt, aber eben auch antike und mexikanische und südamerikanische und moderne und was nicht noch alles. Vor allem Bullionmünzen sind gefragt. Schließlich ist die Altersversorgung in den USA ganz anders organisiert als in Europa. Vieles bleibt der Eigeninitiative überlassen. Und deshalb gibt es eine große Bereitschaft, Vermögen in Gold und Sammelobjekten zu investieren.
Und das bedeutete, dass der amerikanische Markt auch für europäische Händler äußerst lukrativ ist. Asiatische Anbieter sieht man dagegen eher sehr selten. Sie alle mögen mit ihrem Angebot oft nicht direkt den Endkunden erreichen, aber viele amerikanische Händler nutzen die World‘s Fair of Money, um für das eigene Lager einzukaufen. Umgekehrt gibt es immer wieder bei amerikanischen Händlern europäische Münzen zu entdecken. Und so überrascht es nicht, wenn man bei einem deutschen Kollegen eine gerade erworbene Münze gezeigt bekommt mit dem Hinweis: „Guck mal, ich habe gerade unser Abendessen verdient.“
Die Münzstätten
Noch vor zwei, drei Jahrzehnten konkurrierte die ANA heftig mit der damals in Basel verorteten World Money Fair, wer nun das wichtigere Zentrum der zeitgenössischen Numismatik sei. Doch nach dem Umzug der WMF nach Berlin änderte sich die Lage zu Gunsten des europäischen Events. Die Münzstätten entschieden sich für Berlin und immer weniger buchten einen Stand bei der World’s Fair of Money. Unrühmlicher Tiefpunkt war 2022, als neben der US Mint nur noch Royal Canadian Mint und Pobjoy Mint mit einem Stand vertreten waren, und das obwohl die Organisatoren seit Jahren versuchen, die Münzstätten von einer Teilnahme zu überzeugen.
Vielleicht war 2023 die Trendwende: Es gab tatsächlich wieder eine kleine Ecke mit Münzstätten. Die britische Royal Mint, Bermuda, China, Polen, der Vatikan, aber auch private Unternehmen wie die Germania Mint waren mit einem Stand vertreten. Dazu ist es der ANA gelungen, die Verleihung des renommierten Coty Award zur World‘s Fair of Money zurückzuholen.
Wesentlich mehr Münzstätten und internationale Großhändler waren nebenan in der Lobby des Westin Hotels anzutreffen. Nur die wenigsten von ihnen schafften es zur eigentlichen Münzbörse. Das hat sich als normal etabliert, sollte es aber nicht sein. Denn so nutzen die gut verdienenden Großunternehmen den von den kleinen Sammlern und Händlern unterhaltenen Marktplatz als Treffpunkt aus, ohne selbst etwas zurückzugeben. In der Natur spricht man in so einem Fall von Parasiten.
Den wenigsten Akteuren ist dies bewusst – und zwar auf allen Seiten. Das sollte sich ändern. Ich kenne viele Beteiligte gut genug, um zu wissen, dass die wenigsten sich mit dem Gefühl wohlfühlen würden, ein Parasit zu sein. Mit anderen Worten: Es ist eine Aufgabe der Organisatoren zu überlegen, wie es gelingen kann, dass auch die bisherigen Trittbrettfahrer ihren Anteil beitragen, um den Marktplatz attraktiv zu halten.
Die US Mint
Ganz anders verhält sich hier die US Mint. Sie ist seit vielen Jahrzehnten loyal und mit dem größten Stand auf der Veranstaltung vertreten. Ihre Direktorin the Honorable Ventris Gibson und ihre Stellvertreterin Kristie McNally sind präsent auf der Messe, und zwar nicht nur so im Vorbeihuschen. The Honorable Ventris Gibson – auf diesen Titel hat sie als eine hohe Bundesbeamtin Anspruch! – sitzt ganz zivil in vorderster Front am Stand. Sie hat einen kleinen Tisch, wo sie Zertifikate signiert und sich die persönlichen Anliegen der Sammler anhört. Für sie ist das eine ausgezeichnete Möglichkeit in Erfahrung zu bringen, was die Basis bewegt.
Fügen wir an dieser Stelle hinzu, dass die US Mint weltweit wohl das beste Programm hat, um Nachwuchs für die Numismatik zu begeistern. Auf ihrer Website gibt es nicht nur Spiele und kindergerecht verpackte Infos, sondern auch Lehrermaterialien. Und wer den Stand der US Mint in Pittsburgh besucht, kann für seine Kinder und Enkel daneben numismatische Malbücher mitnehmen und andere Gadgets.
Pittsburgh versus Rosemont
Die ANA in Pittsburgh hatte eigentlich wirklich alles, was eine gute Münzenmesse ausmacht. Und trotzdem habe ich inzwischen begriffen, warum so viele sich für das Rosemont Convention Center in Chicago aussprechen.
Es geht um praktische Fragen. Aber von Anfang an: Die MünzenWoche nahm 2023 zum ersten Mal mit einem Stand an der World‘s Fair of Money teil. Wir nahmen das ernst. So hatten wir eine schöne Standdekoration produziert und 2.500 MünzenWoche Spezial drucken lassen. Und zwar in den USA, um die unberechenbaren Zollformalitäten zu vermeiden.
Wenige Tage vor Aufbruch sahen wir uns mit einem Problem konfrontiert, mit dem niemand gerechnet hatte: Es gab zu einem überraschend frühen Zeitpunkt ein winziges Zeitfenster, zu dem unsere 2.500 Hefte hätten angeliefert werden müssen. Würde unsere Druckerei den Termin nicht halten, sollten zusätzliche Kosten in Höhe von ca. 1.000 $ anfallen. Nicht die ANA stellte diese Forderung, sondern das Convention Center, das damit die Arbeit berechnete, um die Hefte von Punkt A zu Punkt B zu bringen. Auslieferung während der Messe in der Halle wie geplant? Fehlanzeige. Es war verboten, mehr an unseren Stand zu tragen als das, was eine Person bei einem Weg schleppen kann.
Grund dafür sind die Unions, die Gewerkschaften, die aus historischen Gründen besonders stark in Pittsburgh sind. Wir konnten das Problem nach vielen Aufregungen und großem zeitlichem Aufwand mit Hilfe von Thomas Uram, neuer Präsident der ANA und amtierender Präsident der Pennsylvania Association of Numismatists, auf pragmatische und unkonventionelle Weise lösen. Danke dafür! Aber ich habe jetzt verstanden, wovon Kollegen sprachen, als sie meinten, in Chicago gäbe es keine Probleme mit den Unions.
Ein anderes Problem ergab sich hinsichtlich der Anbindungen. Pittsburgh ist eine tolle Stadt mit einem kleinen Flughafen, der von nicht allzu vielen Fluggesellschaften angeflogen wird. Fast jeder Ausländer musste irgendwo in USA umsteigen. Viele Münzhändler hatten deshalb auf dem Hin- oder Rückflug Probleme – vor allem weil auch noch durch einen Sturm etliche Flüge ausfielen. Uns traf es ganz besonders schlimm, und zwar schon in Europa: Der Zubringer meines Kollegen fiel aus und der angebotene Ersatzflug hätte ihn erst am Donnerstagnachmittag nach Pittsburgh gebracht. Wir entschieden, dass er zuhause bleibt – und unser Stand hatte dann eben nicht die schöne Deko, die wir geplant hatten.
Jetzt freut sich mein Kollege auf die nächste World‘s Fair of Money, die vom 6. bis zum 12. August 2024 wieder in Rosemont, Chicago stattfinden wird. Die Anreise und die Anlieferung werden einfacher sein. Die Location wird mir nicht so gut gefallen. Aber wir wissen es ja: Du kannst nicht alles haben.