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Neue Publikation zu Punzierungen auf Goldmünzen in Serbien und Jugoslawien

Kann es nach Miller zu Aichholz, Herinek, Repertorium, Mandić und noch vielen anderen, immer noch etwas wirklich Neues und Unbekanntes in der modernen Numismatik Österreich-Ungarns und des Balkans geben? Die Österreichische Forschungsgesellschaft für Numismatik mit Sitz in Wien sagt „ja!“ und beweist dies tatkräftig mit ihrer neuesten Ausgabe: dem Buch von Aleksandar Brzić über die Punzierungen der Goldmünzen in Serbien und Jugoslawien von 1882 bis 1941.

 Aleksandar N. Brzić, Hallmarking of gold coinage in Serbia and Yugoslavia 1882–1941. Schriften der Österreichischen Forschungsgesellschaft für Numismatik, Bd. 1. Österreichische Forschungsgesellschaft für Numismatik, Wien 2024. 248 Seiten, Halbkarton A4. ISBN: 978-3-9504268-7-8. Preis: 50 EUR.

Aleksandar N. Brzić, Hallmarking of gold coinage in Serbia and Yugoslavia 1882–1941. Schriften der Österreichischen Forschungsgesellschaft für Numismatik, Bd. 1. Österreichische Forschungsgesellschaft für Numismatik, Wien 2024. 248 Seiten, Halbkarton A4. ISBN: 978-3-9504268-7-8. Preis: 50 EUR.

Die meisten Leser werden die Punzen Serbiens und Jugoslawiens von den Österreichischen Dukaten-Neuprägungen mit „1915“, oder den Jugoslawischen Dukaten aus der Zeit von 1931 bis 1934 kennen oder „kennen“. Die, oft falsch katalogisierte, Schwertpunze ist bekannter als alle andere. Aber auch andere Punzen gibt es gelegentlich im Handel, auch wenn sie mehr Fragen als Antworten hervorrufen. Diese oft seltenen und recht geheimnisvollen Münzen haben schon lange Zeit nach mehr Information und einem wissenschaftlich fundierten Katalog verlangt…

Das jüngst erschienene Buch von Aleksandar N. Brzić mit dem Titel „Hallmarking of gold coinage in Serbia and Yugoslavia 1882–1941“ bietet nicht nur Einsichten in ein numismatisch bisher unerforschtes Gebiet, sondern auch viele historische und ethnographische Hintergrundinformationen; dies alles, soviel uns bekannt, das erste Mal mit kombiniertem Wissen mehrerer Disziplinen in einem Buch, das vornehmlich für Numismatiker, Münzsammler und, sicherlich nicht zuletzt, auch Münzhändler geschrieben wurde, zusammengefasst.

Nicht nur Serbien und Jugoslawien (beide Staaten änderten in der Zeit von 1882 bis 1941 ihre Staatsform und auch die Namen; einfachheitshalber werden hier nur die zwei Kurzformen gebraucht) haben verschiedene Goldmünzen punziert. Aber: nur Serbien und Jugoslawien haben dies lange Zeit systematisch und aufgrund der kontinuierlichen Gesetzgebung getan. Warum dies passierte, und woher das große Interesse der jeweiligen Gesetzgeber für so ein ephemeres Gebiet kam, legt der Autor auf Basis der historischen, ethnographischen und numismatischen Anschauungen detailliert dar.

Fassen wir (sehr) kurz zusammen. Die überwiegend rurale Bevölkerung des Balkans hat im aufgehenden XIX. Jahrhundert, generell gesehen, endlich mal ein Wohlfahrtsniveau erreicht, das auch strukturelle Überschüsse in Einkommen erlaubt. Die Antwort auf die Frage, was man denn damit machen sollte, war aber schnell gefunden: Goldmünzen kaufen, vorzugsweise Österreichische Dukaten. Man kann sie leicht bewahren, aber, wenn sich die Gelegenheit dazu andient, auch gerne als Schmuck vorzeigen.

Man muss sich aber vorstellen, dass zu dieser Zeit viele Balkanstaaten erst im Entstehen sind, und fast noch keiner seine eigenen Münzen ausgegeben hat: der Geldumlauf ist zu dieser Zeit ein Wirrwarr der Währungen und Denominationen. Dazu kam noch die Tatsache, dass Geld- und Goldhandel auch völlig unreguliert sind und viele Imitationen auf dem Markt auftauchen, die nicht immer als solche gekennzeichnet sind – was sie für Laien sehr gefährlich macht. Hier musste der Gesetzgeber eingreifen. Er tat dies ab der Mitte des XIX. Jahrhunderts, formalisiert durch die Gesetzgebung in 1882, mit der Einführung eines Punzierungswesens nach Österreichischem Vorbild.

Allen politischen und ökonomischen Änderungen zum Trotz, kauft man heute noch gerne die Dukaten, wann immer man kann, denn Krisen bleiben scheinbar auf dem Balkan Gang und Gäbe. In einer Komödie des Serbischen Schriftstellers Branislav Nušić (1864–1938), fasst eine dramatis persona dies wunderbar zusammen: „Was?! Die Regierung gefallen?! Wieso?! Heute ist doch kein Donnerstag…“.

In sechs Kapiteln und sechs Beilagen bietet der Brzić nicht nur die Einsichten in die historisch-geografischen Hintergründe, sondern auch die Darstellung des Gebrauches der Münzen im Trachtenschmuck des Balkans. Die Entstehungsgeschichte dieses Phänomens fehlte bisher auch in der Ethnographie: man verzeichnete manchmal die Existenz, aber die Fragen, woher und warum dies geschah, wurden gemieden.

Gefolgt wird dies durch eine sehr detaillierte Übersicht der Entwicklung der Gesetzgebung (alles versehen mit ausführlichen Originalzitaten und englischen Übersetzungen), inklusive aller Punzierungen die jeweils gebraucht wurden. Das erste Mal kann man ruhig von allen Punzierungen sprechen, da hier endlich auch die bisher unerklärten und geheimnisvollen Punzen aus dem Jahr 1909 identifiziert und dokumentiert wurden. Außerdem sind alle auf den Münzen bekannten Punzen abgebildet und ihre Varianten erklärt. Jeder Punzenart folgt ein Katalog aller dem Autor bekannten Münzen, sowohl aus der ehemaligen eigenen Sammlung als auch aus dem Vorkommen auf dem Markt (mit Auktionsangaben und, soweit bekannt, Provenienzen).

Im umfangreichen Foto-Teil des Buches sind alle Münzen der ehemaligen Sammlung des Autors wiedergegeben und katalogisiert. Auch diejenigen, die nicht unbedingt der Hauptkategorie (wie zum Beispiel die Imitationen Österreichisch-Ungarischer Dukaten), aber sicherlich dem gleichen Interessensgebiet zugehören, da sie auch sehr oft im Schmuck auf dem Balkan vorkommen. Die qualitativ sehr guten Fotos sind vom Autor selbst.

Das Buch ist, wie heutzutage nicht unüblich, auf Englisch geschrieben und, manchmal recht anspruchsvoll in seinen Erwartungen dem Leser gegenüber. Es wurde dem Autor entgegengehalten, er meinte dazu, dass der interessierte Leser heutzutage wahrscheinlich besser informiert sei, als viele Autoren glauben. Außerdem wollte er den Umfang des Buches relativ handsam halten. Diejenigen, die mehr Interesse für jeweilige Details haben, werden sicherlich viel weiterführende Literatur im umfangreichen Kapitel am Ende des Buches finden.

Alle Interessierten sollen darauf hingewiesen werden, dass die Begriffe „für Serbien“ und „für Bosnien“ völlig unrichtig und irreführend sind: zu den Zeiten der Punzierung gab es weder Serbien noch Bosnien als administrative Gebiete, alle Punzierungen waren für das ganze Land gedacht und symbolisieren etwas anderes, wie auch bei der üblichen Verwechslung der „Schwertpunze“ mit einer anderen. Nun liegen genug Information vor, um diese Punzen richtig zu katalogisieren!

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