Münzhändler ausgeraubt: Warum bei einem Einbruch mehr verloren geht als Geld
von Daniel Baumbach
Kürzlich wurden zwei Männer wegen eines Einbruchs verurteilt, den sie im März 2024 in Northamptonshire begannen haben. Ihr Ziel war ein Münzhändler, dessen Wohnort sie vorher durch einen Trick in Erfahrung gebracht hatten. Sie erbeuteten Münzen im Wert von 500.000 Pfund. Die Northamptonshire Police legt in einer Meldung dar, wie perfide die Täter vorgingen und welche Folgen die Tat jetzt für Täter und Opfer hat.
Inhalt
Die Vorbereitung
Die beiden Verurteilten, Clinton B. (43) und Albert J. (40), sollen die Tat zwischen Januar und März des vergangenen Jahres zusammen mit weiteren Männern geplant haben. Ihr Ziel war das Wohnhaus eines Münzhändlers, dessen Adresse sie allerdings erst herausfinden mussten. Ein Mitglied der Bande, Clinton B., arrangierte deshalb ein Treffen mit dem Opfer unter dem Vorwand, ihm eine private Münzsammlung verkaufen zu wollen.
Man verabredete sich in einem zu einer großen Kette gehörenden Café. Um das Vertrauen des Händlers zu gewinnen, wurden ihm acht goldene Sovereigns vorgelegt, die er an Ort und Stelle gegen Bargeld ankaufte. Anschließend vereinbarten Täter und Opfer ein weiteres Treffen, bei dem angeblich eine größere Sammlung begutachtet werden sollte.
Doch das Treffen diente nur zur Ablenkung. Während Clinton B. und der Münzhändler im Café saßen, brachte ein Komplize einen Peilsender am Auto des Händlers an, um so die Adresse des Händlers in Erfahrung zu bringen. Solche Peilsender sind heutzutage kein Wunderwerk aus der Trickkiste von Geheimagenten mehr, sondern spottbillig bei großen Onlinehändlern zu haben.
Die Tat
Zwei Wochen später, gegen 3 Uhr in der Nacht zum 11. März 2024, drangen vier maskierte Einbrecher durch ein aufgebrochenes Fenster in das Haus des Münzhändlers ein, der im Obergeschoss zusammen mit seiner Frau schlief. Die Männer stahlen Münzen im Wert von 500.000 Pfund, darunter auch die acht goldenen Sovereigns, die Clinton B. dem Händler verkauft hatte.
Der Händler, durch die Geräusche im Haus geweckt, verfolgte die Einbrecher und versuchte, das Fluchtauto der Bande zu stoppen. Dabei wurde er von einem der Täter mit einem Messer in den Oberschenkel gestochen und musste die Verfolgung aufgeben. Die Einbrecher entkamen – jedoch konnte sich das Opfer vorher das Nummernschild des Fluchtwagens einprägen.
Vor Gericht
Die Polizei von Northamptonshire leitete eine Untersuchung ein und konnte mehrere Personen festnehmen. Clinton B., der sich mit dem Händler im Café getroffen hatte, wurde wegen Verschwörung zum Einbruch angeklagt. Er wurde nach einem zehntägigen Prozess vor dem Crown Court in Gloucester am 14. Februar dieses Jahres für schuldig befunden. Albert J. wurde ebenfalls wegen Verschwörung zum Einbruch angeklagt. Er bekannte sich am 30. Januar schuldig. Ein dritter Mann (46), ebenfalls wegen Verschwörung zum Einbruch angeklagt, wurde nach einem Prozess freigesprochen.
Die beiden Männer wurden am 14. März verurteilt. Clinton B. erhielt eine Haftstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten, Albert J. wurde zu sechs Jahren und vier Monaten verurteilt. Beide Männer sollen keine Reue über ihre Tat gezeigt haben.
Happy End?
Hat also das Gute gesiegt? Ist für den Münzhändler wieder alles wie vor dem Einbruch? Bei Weitem nicht, leider.
Fangen wir mit Clinton B. an. Der erschien bis zum vorletzten Tag des Prozesses vor Gericht, konnte danach aber plötzlich untertauchen. Wie genau das passieren konnte, geht aus der Pressemeldung der Polizei nicht hervor. Gegen den Flüchtigen wurde ein Haftbefehl erlassen.
Auch sieht es so aus, als würden mindestens zwei der Täter unerkannt davonkommen. Vielleicht versteckt einer von ihnen die Beute. Denn die gestohlenen Münzen im Wert von 500.000 Pfund wurden bislang ebenfalls nicht wiedergefunden, die Ermittlungen zu ihrem Verbleib dauern an.
Für den Händler und seine Frau hatte dieser Einbruch verheerende Auswirkungen. Wie der Polizeimeldung zu entnehmen ist, brachte der Diebstahl das Ehepaar in eine finanzielle Notlage. Mehr noch: sie fühlen sich nach der Tat in ihrem Haus schlicht nicht mehr sicher. Das Resultat aus finanzieller Notlage und ständiger Angst: Sie mussten ihr Haus verkaufen.
Einbrüche zerstören Leben
Damit sind sie nicht allein. Ein Einbruch führt oft dazu, dass die Opfer in ihrem Zuhause nicht mehr normal weiterleben können. Eine Umfrage unter Einbruchsopfern in Deutschland hat ergeben, dass sich 46,5% von ihnen auch ein Jahr nach der Tat in ihrer Wohnung oder ihrem Haus nicht mehr sicher fühlen. 42,2% sagen, dass sie Macht- und Hilflosigkeit empfinden und unter Angstzuständen oder Schlafstörungen leiden. 9,7% der Befragten fühlten sich danach in ihrem Zuhause so unsicher, dass sie anschließend umziehen mussten. Weitere 14,8% würden gerne umziehen, können das aber aus finanziellen Gründen nicht. Bei 3,2% der Befragten konnten die Wissenschaftler sogar Anzeichen auf eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) feststellen.
Und so zerstören solche Taten das Leben ihrer Opfer, weit über den materiellen Wert der Beute hinaus.