Münzen aus der Zeit von Marius und Sulla in der Toskana entdeckt
von Lisa Scheffert
Bei einer Geländebegehung fand ein Archäologe im November 2021 nahe Livorno, Italien, Silbermünzen an der Erdoberfläche. Schnell erkannte er die Bedeutung des Zufallsfundes und informierte die zuständigen Behörden. Nach Ausgrabungen stellte sich heraus, dass es sich um insgesamt 175 Denare handelt, die in einem Keramik-Topf versteckt wurden.
Die Münzen stammen aus der Zeit der Römisch Republik und sind bis auf wenige Ausnahmen überdurchschnittlich gut erhalten. Aufgrund der hohen Anzahl an Münzen aus der Zeit zwischen 157 und 82 v. Chr. vermuten Experten, dass es sich um die Ersparnisse eines Soldaten handeln könnte, der im Bundesgenossenkrieg und höchstwahrscheinlich auch im Bürgerkrieg zwischen Sulla und Marius kämpfte.
Der Silberschatz wurde auf dem Gelände eines Weinguts in der Region Collesalvetti gefunden. Das bewaldete Stück Land war kurz zuvor abgeholzt worden, sodass die Erde den Blick auf die antiken Münzen frei gab. Glücklicherweise wurden diese von einem geschulten Auge entdeckt: einem Archäologen, der das Gelände beging. Dieser informierte sofort die zuständigen Behörden und bewachte den Hort, bis ein kleines Team zur Ausgrabung anrückte. Es konnten alle Münzen des Schatzes geborgen werden und Experten gehen davon aus, dass dieser fast oder sogar gänzlich vollständig geblieben ist.
Nachdem der Hort geborgen worden war, konnte er dank der Zusammenarbeit der Archäologen mit dem Naturkundemuseum des Mittelmeerraums in Livorno untersucht werden. Knapp über ein Jahr dauerte die Erfassung, Dokumentation und Katalogisierung aller Münzen. Im Mai 2023 eröffnete schließlich die Ausstellung im Naturkundemuseum des Mittelmeerraums Livorno und die Münzen waren erstmals öffentlich zugänglich. Dort konnten Interessierte den Schatz bis zum 2. Juli 2023 bestaunen. Begleitend wurde ein Katalog zur Ausstellung herausgegeben, der von der Provinz Livorno und der Region Toskana finanziert worden war.
Fast alle Münzen zeigen kaum Abnutzungsspuren, sodass man davon ausgehen kann, dass sie nicht lange im Umlauf waren. Lediglich zwei Münzen sind zerbrochen, konnten aber wieder vollständig zusammengesetzt werden. Von einem Exemplar ist nur etwas mehr als die Hälfte erhalten. Die Experten datieren die Münzen in die Zeit zwischen 157 und 82 v. Chr. Die ältesten Münzen des Fundes wurden zwischen 157 und 110 v. Chr. geprägt. Aus dieser Periode sind nur zwei bis drei Exemplare im Fund vorhanden. Der Großteil der Stücke stammt aus den Jahren zwischen 91 und 88 v. Chr. und somit aus der Zeit des Bundesgenossenkriegs. Danach nimmt die Anzahl der Münzen bis in das Jahr 82 v. Chr. wieder ab. Da die jüngsten Exemplare in diesem Jahr geprägt wurden, ist es wahrscheinlich, dass der Schatz auch in diesem Jahr vergraben wurde. Die Untersuchungen des Hortes ergaben außerdem, dass bis auf eine Münze, die etwa im Jahr 118 v. Chr in Narbonne geprägt wurde, alle Exemplare aus Rom stammen.
82 v. Chr. war das Jahr, in dem der römische Feldherr und spätere Diktator Sulla nach Rom gegen Marius zog. Die Experten vermuten, dass der Schatz vor Sullas Sieg vergraben worden war, als Zentral- und Norditalien noch in Marius Hand waren. Gaius Marius reformierte in den Jahren 107–104 v. Chr. das römische Heer grundlegend. Im Rahmen der Feldzüge gegen die Kimbern und Teutonen entstand aus einer Bürgermiliz ein Berufsheer aus Freiwilligen – die Heeresreform des Marius. Da der Fund von 175 Denaren etwa dem Sold für anderthalb Jahre Militärdienst entspricht, ist es möglich, dass der Besitzer Legionär war. Nach der Rückkehr in seine Heimat könnte er seine Ersparnisse an diesem Ort vergraben haben – und nicht mehr die Möglichkeit gehabt haben, das Geld wieder zu bergen.
Dieses kurzes YouTube Video zeigt den Aufbau der Ausstellung und einige Münzen:
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