Liselotte Raab (1939-2024)
von Ursula Kampmann
Es war nicht nur Dieter Raab, der das Frankfurter Auktionshaus Dr. Busso Peus Nachf. zu solch internationalem Erfolg geführt hat. Seine Frau Liselotte – für Freunde Lilo – war daran genauso beteiligt. Allerdings nur im Hintergrund. Wie damals üblich. Nun ist sie gestorben. Ursula Kampmann erinnert an eine der großen Frauen im deutschen Münzhandel.
Inhalt
Am 17. Juni 2024 ist Liselotte Raab verstorben. Sie war viele Jahre lang das Herz und die Seele des Frankfurter Auktionshauses Dr. Busso Peus Nachf. Mit ihrer sachlichen, effizienten Arbeitsweise organisierte sie alles, was es braucht, damit ein Auktionshaus Gewinn macht. Sie stand dabei nie im Vordergrund, war nicht diejenige, die mit Kunden verhandelte oder zu Auktionen fuhr. Stattdessen verantwortete sie die Buchhaltung und das Sekretariat. Mit Liselotte Raab verlieren wir ein Mitglied der numismatischen Welt, das in einer Epoche arbeitete, in der es für Frauen noch normal war, im Schatten des Ehemannes zu stehen. Sie arbeitete immer in der zweiten Reihe des Münzhandels. Aber ohne Frauen wie sie hätte dieser Münzhandel nicht funktionieren können.
Der Beginn in der Münzen und Medaillen AG
Lilo Raab wurde am 16. Januar 1939 als Liselotte Leibundgut in Basel geboren. Dort absolvierte sie ihre kaufmännische Ausbildung. Die erste Stelle, die sie 1961 antrat, brachte sie gleich zur Münzen und Medaillen AG in Basel, damals eines der weltweit bedeutendsten Auktionshäuser für antike und europäische Münzen. Sie begann als Sekretärin, und das in einer Zeit, in der Münzsammler noch postalisch betreut wurden, die Sekretärin den Brief per Steno aufnahm und in die Maschine tippte. Zentraler Teil der Arbeit war nicht nur der Kundenempfang und das Kaffeekochen, sondern auch die Betreuung der riesigen Kundenkartei. Die bestand in den 1960er Jahren aus echten Karteikärtchen, in die per Hand jeder einzelne Kauf eingetragen wurde. Sobald die monatliche Lagerliste der MMAG bei den Kunden eingetroffen war, mussten von Hand(!) und im Rekordtempo Dutzende von Rechnungen geschrieben, die Zollformulare ausgefüllt und die Münzen versandt werden. Eine harte Routine-Arbeit, bei der man trotzdem keinen Moment in der Aufmerksamkeit nachlassen durfte.
Etwa zeitgleich mit Lilo fing damals in der Münzen und Medaillen AG ein junger, vielversprechender Numismatiker an, der sich relativ schnell in die effiziente Sekretärin verliebte: Dieter Raab arbeitete einige Jahre als Assistent von Erich Cahn, ehe sich ihm 1966 die Chance bot, in Frankfurt die Münzhandlung Dr. Busso Peus zu übernehmen. Man wurde sich einig. Und so entführte der Schwabe ein Jahr später die Baslerin nach Hessen, was ihm sein Chef nie verzeihen konnte. Dieter Raab erzählte später gerne, dass ihm Erich Cahn bei jedem Treffen vorwarf, ihn seiner tüchtigsten Sekretärin beraubt zu haben.
Zwei Menschen und eine Münzhandlung
Nicht dass Liselotte Raab in ihrem Leben irgendetwas gegen ihren eigenen Willen getan hätte: Sie wusste genau, was sie wollte; und sie wollte zusammen mit Ehemann Dieter Raab Karriere und Familie unter einem Hut vereinbaren. Nur wenigen Frauen ihrer Generation war es vergönnt, das zu schaffen. Sie leistete wesentlich mehr als viele Männer dieser Epoche. Sie organisierte nicht nur die Verwaltung eines ständig wachsenden Auktionshauses. Sie führte so nebenbei den Haushalt und zog gleichzeitig zwei Kinder groß, Stephan und Christoph, der heute als Nachfolger seines Vaters das Auktionshaus Peus leitet.
Wie viel Disziplin, Willen und persönlichen Verzicht das gekostet haben muss, können wir „moderne“ Frauen uns kaum mehr vorstellen. Kein Wunder, dass es so schwierig war, Lilo ein Lächeln abzugewinnen. Sie war immer beherrscht. Aber wenn einer Hilfe brauchte, dann sprang sie sofort ein, effizient, schnell und ohne großes Getue.
Eine liebevolle Großmutter
Unbeschwert lächeln sah ein Außenstehender Liselotte Raab eigentlich nur, wenn sie von ihren Enkeln erzählte. Dann wurden ihre Züge weich, und man begriff, wie sehr es sie befreite, nach dem Rücktritt Dieter Raabs von der Firmenleitung nicht mehr die gesamte Verantwortung schultern zu müssen. Sie genoss die Jahre danach, trotz des schmerzhaften Verlusts ihres Mannes. Sie freute sich an dem, was ihr das Leben bot, bis sie ein Nierenversagen in ihrer Beweglichkeit arg einschränkte. Der Tod kam für sie nicht als gefürchteter Feind, sondern als eine akzeptierte Selbstverständlichkeit, die ihrem erfüllten Leben ein Ende setzte.
Die MünzenWoche trauert mit ihren Söhnen, Schwiegertöchtern und Enkelkindern. Wir verlieren mit Liselotte Raab eine Frau, die so manchem von uns eine Lektion in Sachen Pflichterfüllung hätte erteilen können.
Die Glasgower Studie können Sie bei PLoS nachlesen.
Ein Kaiser, der ebenfalls durch zwei (anscheinend echte) Münzen und immerhin ein paar Erwähnungen in späten Schriftquellen belegt ist, ist Proculus.
Sponsianus hat es u.a. auch in den Spiegel geschafft.
In seinem Twitter-Account diskutiert Marjanko Pilekić die neue Studie:
In einem Blogbeitrag ging Mary Beard der Frage nach, ob ein historischer Sponsianus überhaupt ein Kaiser gewesen wäre