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Größter antiker Goldmünzenschatz Luxemburgs entdeckt

von André Schoellen

Bereits Ende 2019 wurde ein spätrömischer Goldmünzenschatz von zwei Hobby-Archäologen nahe Holzthum (Luxemburg), in der Flur „um Rank“ entdeckt. Zwischen 2020 und 2024 wurde die Fundstelle akribisch und in aller Diskretion von der gallorömischen Abteilung des CNRA (ab 2022: INRA) wissenschaftlich untersucht. Zur Erklärung: Mit dem neuen Gesetz vom 25.02.2022 betreffend das kulturelle Erbe wurde aus dem „Centre national de recherche archéologique“ (CNRA) eine eigenständige Forschungsanstalt, das „Institut national de recherches archéologiques“ (INRA). Bei dem Hortfund handelt es sich um den zahlenmäßig größten antiken Goldmünzenhort, der jemals im Großherzogtum Luxemburg entdeckt wurde, noch vor dem sog. „Moselgold“-Hort von Machtum, der 1958 beim Kiesabbau im Bett der Mosel gefunden und zunächst in alle Winde verstreut wurde. Der erst in jüngerer Zeit vom Pflug in der Ackerschicht erfasste Münzhort von Holzthum „um Rank“ konnte hingegen integral geborgen werden und zählt insgesamt 141 Solidi aus dem letzten Drittel des 4. Jahrhunderts.

Solidus des Usurpators Eugenius (392–394). Foto: Copyright INRA Luxemburg.

Solidus des Usurpators Eugenius (392–394). Foto: Copyright INRA Luxemburg.

Fundumstände und Fundkontext

Die römische Fundstelle in Holzthum, Gemeinde Parc Hosingen, war den Archäologen bereits seit Längerem bekannt. Die in Berichten von 1972 und 1977 erwähnten und im Dorf verbauten großen Steinquader von der Fundstelle deuteten auf das Fundament eines an einer alten Höhenstraße gelegenen römerzeitlichen Grabdenkmals hin. Um 2012 erkannte ein Hobby-Archäologe – es handelt sich um einen der beiden Finder des Hortes – auf einem Luftbild des Luxemburger Geoportals mehrere große, kreisrunde Bewuchsmerkmale, welche einen spätrömischen Burgus mit Graben- und Wallsystem vermuten ließen.

In einem Mailaustausch zum Thema römischer Burgi in Luxemburg zwischen André Schoellen, dem Leiter des „Service de la carte archéologique“ des CNRA und dem zuständigen Sachbearbeiter für Metalldetektor-Nachforschungsgenehmigungen, und Dr. Jean Krier, dem ehemaligen Konservator der gallorömischen Abteilung des CNRA, äußerte letzterer den Rat, die Fundstelle doch mit Hilfe visueller und geophysikalischer Prospektionen überprüfen zu lassen.

Dies geschah dann auch dank der Hilfe zweier vertrauenswürdiger Hobbyarchäologen aus der Region. In „ehrenamtlicher Mission“ unterwegs, suchten sie gezielt nach typischen spätrömischen Oberflächenfunden wie Keramik und Kleinstnominalen aus dem 4. Jahrhundert. Zu ihrer großen Überraschung fanden sie mit den Augen mehrere an der Oberfläche verstreut liegende Solidi. Unter anschließender Zuhilfenahme eines Metalldetektors ergab diese erste Begehung im Herbst 2019 insgesamt 36 Solidi, deren Fundstelle die Finder, wie es das Prospektions-Procedere verlangt, mit Hilfe eines GPS-Empfängers genau verorteten und, pflichtgemäß, umgehend der zuständigen staatlichen Dienststelle meldeten.

Neun der 141 Solidi des Fundes. Sie zeigen die im Hortfund vertretenen Kaiser von Valentinian I. und Valens bis Honorius und Arcadius. Foto: Copyright INRA Luxemburg.

Neun der 141 Solidi des Fundes. Sie zeigen die im Hortfund vertretenen Kaiser von Valentinian I. und Valens bis Honorius und Arcadius. Foto: Copyright INRA Luxemburg.

Zusammensetzung des Hortes

Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass die allermeisten Stücke sich in nahezu prägefrischem Zustand befinden, mit nur ganz wenigen Abriebspuren, ein Zeichen, dass sie kaum im Umlauf waren und dass sie sich außerdem noch nicht allzu lange in der Ackerschicht befanden, ansonsten sie durch die landwirtschaftlichen Maschinen in Mitleidenschaft gezogen worden wären.

Die 141 Münzen stammen aus verschiedenen spätantiken Münzstätten des römischen Reiches. Fast ein Drittel davon wurde in der nur rund 45 km Luftlinie entfernten spätantiken Kaiserresidenz Treveris (Trier) geprägt. Die übrigen Münzstätten sind Rom, Mailand, Aquilea, Arles, Sirmium, Antiochia, Konstantinopel und Smyrna.

Die auf den Vorderseiten der Solidi abgebildeten Kaiser sind: Valentinian I. (364–375), Valens (364–378), Gratian (367–383), Valentinian II. (375–392), Theodosius I. (379–395), Arcadius (395–408) und Honorius (395–423) sowie die beiden Usurpatoren Magnus Maximus (383–388) und Eugenius (392–394). Letzterer ist unter den erwähnten Herrschern als einziger mit „Philosophenbart“ abgebildet und somit leicht zu erkennen. Aufgrund seiner kurzen Regierungszeit von zwei Jahren wurden nur relativ wenige Münzen auf ihn geprägt. Diese sind daher recht selten und dementsprechend numismatisch besonders wertvoll. Im Schatzfund von Holzthum befinden sich drei Solidi des Eugenius in nahezu prägefrischem Zustand.

Alle 141 Münzen lagen in der Pflugschicht verstreut, wie die vom INRA durchgeführten Untersuchungen ergaben. Bis zum Ende der Ausgrabungen 2024 wurde der Schatzfund geheim gehalten. Die Gefahr bestand nämlich jederzeit, dass „Raubgräber“ den staatlichen Archäologen zuvorkommen bzw. dass sie Schaden an der Ausgrabungsstelle anrichten konnten. Die archäologischen Untersuchungen vor Ort ergaben ein aufwendiges Graben- und Wallsystem, in dessen Zentrum sich die Fundamente eines massiven Turmbaus befanden. Ebenfalls untersucht wurden zwei Brunnenschächte und ein Keller.

Obwohl die Auswertung sämtlicher Funde und Befunde der Ausgrabungen von 2020–2024 noch aussteht, scheint es so, als ob sich der Schatzfund von Holzthum in eine ganze Serie vergleichbarer Hortfunde aus dem Bereich zwischen dem Moselland und den römischen Grenzgebieten am Niederrhein einreihen lässt.

Danksagung

Wir möchten uns vielmals bei Herrn André Schoellen bedanken, der uns diesen Bericht zur Verfügung gestellt hat. André Schoellen ist ehemaliger Leiter des Service de la carte archéologique CNRA/INRA in Luxemburg.

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