Glücklich, wer sein Geld in Tokio verliert
Tokio ist bekannt für seine ehrlichen Bürgerinnen und Bürger und deren Liebe zum Bargeld. Im vergangenen Jahr haben sich die Einwohner der japanischen Hauptstadt wieder einmal selbst übertroffen. Finder haben 2022 Bargeld in Höhe von insgesamt fast 4 Milliarden Yen (30 Millionen Dollar bzw. 28 Millionen Euro) der Polizei übergeben. Die National Police Agency sieht darin einen Hinweis auf eine Rückkehr zur Normalität nach zwei Jahren wirschaftlicher Turbulenzen. 2021 waren nur 600 Millionen Yen gefunden worden.
Von den abgegebenen 4 Milliarden Yen im Jahr 2022 konnten 3 Milliarden wieder ihren glücklichen Eigentümern zurückerstattet werden. Nach japanischem Gesetz muss alles gefundene Bargeld auf einer Polizeiwache abgegeben werden. Die Finder dürfen allerdings zwischen 5 und 20 Prozent Finderlohn verlangen, falls sich der Eigentümer meldet. Sollte sich innerhalb von drei Monaten niemand melden, dann hat der Finder Anspruch auf das gesamte Geld. Falls der Finder dies nicht in Anspruch nimmt, fällt das Geld zwei weitere Monate später an die öffentliche Kasse. 2022 erhielten Finder insgesamt 480 Millionen Yen in Bar ausgezahlt.
Ein Sprecher des Tokioter Metropolitan Police Department sieht in der Zunahme von verlorenem und gefundenem Bargeld eine Rückkehr zu den früheren Einkaufsgewohnheiten und des wieder zunehmenden internationalen Tourismus nach der Pandemie.
Natürlich gibt es auch in Japan Beispiele für weniger ehrliches Verhalten. Auf der Insel Hokkaido lieferten Müllleute (ehrlicherweise) 10 Millionen Yen ab. Nicht weniger als dreizehn Personen behaupteten, das Geld gehöre ihnen – mal sei es beim Ausliefern aus einer Tasche verschwunden, mal hätten es die Eltern versehentlich weggeworfen.