Euro-Fälschungen: Betrüger setzen verstärkt auf Gedenkmünzen
Von Sebastian Wieschowski
Die Europäische Kommission hat neue Zahlen zum Falschgeld-Umlauf in Europa vorgelegt – und es gibt keinen Grund zur Entwarnung. Ganz im Gegenteil, die Zahl der in Umlauf entdeckten gefälschten Euromünzen ist im Jahr 2023 dramatisch angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 62 Prozent mehr Fälschungen identifiziert – insgesamt 480.371 Münzen. Nachdem die Zahl in den Jahren 2019 bis 2021 stets um 200.000 Stück lag, ist sie 2022 auf rund 300.000 Fälschungen angestiegen und kratzt nun an der Marke von einer halben Million Stück.
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Besonders betroffen waren dem Bericht der Europäischen Kommission zufolge die 2-Euro-Münzen, die mit einem Anteil von 94 Prozent den Großteil der Fälschungen ausmachten, während 1-Euro-Münzen (4 Prozent) und 50-Cent-Münzen (2 Prozent) eine untergeordnete Rolle spielten. Der Gesamtwert der sichergestellten Falschmünzen belief sich auf 935.381,50 Euro – eine alarmierende Entwicklung, die in Verbindung mit der sprunghaft gestiegenen Anzahl der Fälschungen auf eine zunehmende Professionalisierung von Fälschern hindeutet.
Besonders fleißig bei der Falschgeld-Erkennung waren im Jahr 2023 insgesamt 3 Länder: Deutschland, Griechenland und Italien haben zusammen über 262.000 gefälschte Münzen aus dem Verkehr gezogen. Auch außerhalb der EU wurden über 68.000 falsche Euromünzen entdeckt, was auf eine weitreichende Verbreitung des Problems hinweist. Seit der Euro-Einführung im Jahr 2002 wurden rund vier Millionen gefälschte Münzen aus dem Verkehr gezogen – in Anbetracht einer gesamten Prägemenge aller Euro-Nominale seit 2002 im Umfang von über 150 Milliarden Stück ist dies also nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Eine auffällige Entwicklung laut der Europäischen Kommission ist zudem die Zunahme von gefälschten 2-Euro-Gedenkmünzen. Diese „Gedenk-Fälschungen“ machen weiterhin einen bedeutenden Anteil der sichergestellten Münzen aus und setzen damit einen Trend der vergangenen Jahre fort. Gedenkmünzen haben sich seit ihrer Einführung im Jahr 2004 zu einem beliebten Sammelobjekt entwickelt – und leider auch das Interesse von Fälschern geweckt. Bereits 2006 wurden die ersten Nachahmungen von 2-Euro-Gedenkmünzen entdeckt, und seither ist die Anzahl der gefälschten Varianten kontinuierlich gestiegen. Bis heute wurden 118 sogenannte „common classes“ von Fälschungen identifiziert, ergänzt durch mehrere lokale Fälschungsklassen innerhalb einzelner EU-Mitgliedstaaten. Diese Entwicklungen zeigen, dass Fälscher gezielt auf Sammlermünzen setzen, um ahnungslose Käufer zu täuschen. Von den insgesamt 509 verschiedenen Gedenkmünzen, die seit 2004 ausgegeben wurden, sind bislang 47 nachweislich gefälscht worden. Besonders betroffen sind dabei weit verbreitete Motive, weil diese im täglichen Geldverkehr kaum auffallen.

…sondern zunehmend auch die Sonder-Motive aus einzelnen Ländern – vor allemaus Deutschland. Foto: Wieschowski.
Neben den gefälschten Euromünzen, die aus dem Umlauf entfernt wurden, gelingt es den Strafverfolgungsbehörden regelmäßig, Fälschungen bereits vor ihrer Verbreitung zu beschlagnahmen. Dies geschieht im Rahmen gezielter Ermittlungen und Operationen, die unter anderem die Zerschlagung illegaler Prägestätten sowie die Sicherstellung großer Mengen gefälschter Münzen von Verdächtigen umfassen. Da diese Maßnahmen stark von aktuellen Ermittlungen und polizeilichen Einsätzen abhängen, schwankt die Anzahl der vor dem Umlauf entdeckten Fälschungen von Jahr zu Jahr erheblich.
Keine neuen Fälscherwerkstätten im Jahr 2023 ausgehoben
Im Jahr 2023 wurden vor ihrer Verbreitung 46.347 gefälschte Euromünzen sichergestellt – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Denn während in den Jahren 2019 bis 2022 jeweils mehrere illegale Prägestätten pro Jahr ausgehoben wurden, sind 2023 keine weiteren Fälscherwerkstatten aufgefallen. Trotz dieser abnehmenden Zahl bleibt die frühzeitige Entdeckung solcher Fälschungen ein wichtiger Bestandteil der Bekämpfung von Münzfälschungen. Durch die gezielte Aufdeckung und Zerschlagung krimineller Netzwerke kann verhindert werden, dass große Mengen gefälschter Münzen in Umlauf gelangen und Verbraucher sowie Händler täuschen.
Ein Großteil der gefälschten Euromünzen wird durch Prägeverfahren hergestellt, die in einigen Fällen den offiziellen Münzprägungen ähneln. Diese Methode ermöglicht die Massenproduktion von Fälschungen, weshalb auf EU-Ebene ein besonderes Augenmerk auf deren Überwachung gelegt wird. Geprägte Fälschungen weisen oft charakteristische Fehler auf, die durch die verwendeten Werkzeuge entstehen. Diese Defekte dienen als Grundlage zur Klassifizierung der Fälschungen in bestimmte Gruppen und Varianten, wobei ähnliche Fehler darauf hindeuten können, dass die Münzen aus derselben illegalen Prägestätte stammen.
Die Fälscher verfeinern ihr Handwerk
Neue Varianten innerhalb der bekannten Fälschungsklassen deuten auf Weiterentwicklungen in den Produktionsmethoden, den eingesetzten Materialien oder den Werkzeugen hin. Diese Varianten liefern wertvolle Hinweise auf die sich verändernden Strukturen und Techniken der Fälscher und unterstützen die Strafverfolgungsbehörden bei der Analyse der kriminellen Netzwerke. Die Klassifizierung von Fälschungen ist daher ein essenzielles Instrument in den Ermittlungen, da sie nicht nur die Qualitätsmerkmale der Fälschungen überwacht, sondern auch Verbindungen zwischen bereits aufgedeckten illegalen Münzwerkstätten und aktuellen Fälschungen aufzeigen kann.