Die Nassauer bei Waterloo auf Medaillen und Münzen
von Ralf Fischer zu Cramburg
Nach der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 und der endgültigen Niederlage Napoleons setzten die beteiligten Mächte ihren jeweiligen Truppenkontingenten entsprechende Denkmäler. Es sollte 200 Jahre dauern, bis auch den Soldaten des früheren Herzogtums Nassau eine solche Aufmerksamkeit zuteilwerden sollte, von denen zahlreiche auch aus Koblenz stammten.
Die Stadt ist heute auch Sitz der Liebenstein-Gesellschaft, die sich der Förderung sowohl sozialer wie auch kultureller Belange widmet. Dort gibt es einen Schwerpunkt in der Münzfundpflege, für die sie auch in der Numismatischen Kommission der Länder vertreten ist. Der Vorstand ließ aus Anlass des Jubiläums vor zehn Jahren zum 200jährigen Jubiläum eine bronzene Gedenktafel mit der Rückseite der nassauischen Waterloo-Medaille gießen, über die der Großherzog von Luxemburg Henri in seiner Eigenschaft als Herzog von Nassau das Patronat übernahm. Sein Sohn Erbprinz Guillaume nahm nebst Gemahlin an der Enthüllung im Gehöft Hougomont auf dem ehemaligen Schlachtfeld teil. Er wird am 3. Oktober 2025 neuer Großherzog und damit Staatsoberhaupt Luxemburgs werden.
Was hat nun aber das Herzogtum Nassau mit Koblenz zu tun? Die Nassauer hatten infolge des Friedensvertrages von Lunéville von 1801 und dem 1803 im Reichsdeputationshauptschluss vereinbarten Entschädigungsplan auch das Amt Ehrenbreitstein erhalten, welches Sitz des gleichnamigen Regierungsbezirkes wurde. So kam es, dass auch Soldaten des heutigen Koblenzer Stadtteils bei Waterloo für Nassau kämpften.
Einige von ihnen taten dies offensichtlich in so herausragender Weise, dass fünf von ihnen dafür die nassauische Tapferkeitsmedaille verliehen wurde. Dies waren Franz Bettinger, Heinrich Giesen, Johann Meder, Carl Pretz und Franz Schneider.
Das nassauische Kontingent hatte auch insgesamt trotz eines eher bescheidenen Umfangs von ca. 6.000 Mann bei Waterloo durchaus Einfluss auf den Verlauf der Schlacht. Am rechten Flügel war es u.a. auf dem Gehöft Hougomont positioniert, das es zunächst allein hielt und nach britischen Verstärkungen bis zum Abend halten konnte. Am linken Flügel hatte das I. Bataillon des 2. Regiments den Hof Fichermont besetzt, die Flankeurkompanien vom III. Bataillon den Hof von Papelotte, den sie trotz hoher Verluste bis zum Ende der Schlacht behaupteten. Im Zentrum stand schließlich das 1. Regiment, wo es insbesondere der dritten Welle der Angriffe der französischen Kavallerie ausgesetzt war. Es wehrte trotz steigender Ausfälle mehrere Attacken ab. Eine Kompanie eilte den bedrängten Briten auf dem Gutshof La Haye Sainte zur Hilfe.
Nach dem Sieg zogen die Nassauer auch mit den alliierten Truppen in Paris ein. Einer dieser Soldaten ließ sich offenbar zur Erinnerung an diesen Anlass einen nassauischen Taler entsprechend gravieren.
Pikanterweise war zum Zeitpunkt der Schlacht schon beschlossen, dass die Koblenzer Soldaten keine Nassauer mehr sein sollten. Nach den Bestimmungen der Schlussakte des Wiener Kongresses und dem am 31. Mai 1815 zwischen Preußen und dem Herzogtum abgeschlossenen Territorial- bzw. Tauschvertrages kam der größte Teil des Regierungsbezirks Ehrenbreitstein zum Königreich Preußen. Das Engagement bei Waterloo rettete so (vorläufig) die Unabhängigkeit Nassaus, das zweifellos ansonsten seine Eigenständigkeit verloren hätte. Dies sollte dann ein halbes Jahrhundert später doch noch eintreten, als das Herzogtum nach seiner Niederlage im Krieg von 1866 annektiert und in die preußische Provinz Hessen-Nassau integriert wurde.
Dennoch ließen es sich auch die neuen Landesherren nicht nehmen, dem Einsatz bei Waterloo („La Belle Alliance“) mit Medaillen für das 1. und das 2. nassauische Regiment zu gedenken. Auf diesen ist neben dem schon von den anderen Münzen/Medaillen bekannten Portrait Herzog Friedrichs auch das des preußischen Königs und deutschen Kaisers Wilhelm II. zu sehen. Während er seinen Thron 1918 verlor, regieren die Nachfolger des Herzogs zu Nassau noch heute als Großherzöge von Luxemburg.