Der Münzschatz von Brahekyrkan – ein Sensationsfund auf Visingsö
Schweden: Im März haben Archäologen des Museums von Jönköping auf der Insel Visingsö einen aufsehenerregenden Fund gemacht. In einem Grab fanden Sie 170 Silbermünzen aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, die einige Fragen aufwerfen. „Das ist ein wirklich sensationeller Fund, der die Geschichte des frühmittelalterlichen Münzwesens in Götaland verändern und Aufschluss über einen weitgehend unbekannten Zeitraum geben wird“ sagt Eeva Jonsson vom Königlichen Münzkabinett in Stockholm.
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Eine Heizung für die Kirche
Alles begann damit, dass die Kirche von Brahekyrkan eine Erdwärmeheizung bekommen sollte. Die für die Installation nötige Grabung wurde von Archäologen des Museums von Jönköping überwacht. „Gleich am ersten Tag fanden meine Kollegin Kristina Jansson und ich in dem Schacht, in dem die Kabel verlegt werden sollten, zwei Skelette an verschiedenen Stellen. Wir haben die Knochen der Bestatteten freigelegt, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie die Gräber aussahen. Plötzlich tauchten drei Silbermünzen auf! Bald stellten wir fest, dass viele weitere in der Nähe des linken Fußes von einem der Skelette lagen“, sagt Anna Ödéen, Projektleiterin und Archäologin.
Ein besonderer Grabfund
In dem Grab wurden insgesamt 170 silberne Brakteaten gefunden. Das Skelett scheint zu einem Mann im Alter von 20-25 Jahren gehört zu haben. Die Münzen stammen vermutlich aus der Zeit zwischen 1150 und 1180. Der Fund ist etwas ganz Besonderes. Zum einen, weil es nur wenige ähnliche Funde aus dieser Zeit in Schweden gibt, und zum anderen, weil einige der Münzen bisher völlig unbekannt waren.
Es ist sehr selten, dass solche Funde in Skandinavien in christlichen Gräbern gemacht werden, denn dieser Brauch war eher in der Wikingerzeit und davor verbreitet. Es ist noch nicht bekannt, warum diesem Mann in seinen 20ern all die Münzen mit ins Grab gelegt wurden. Die Archäologen des Museums erhoffen sich bei der weiteren Bearbeitung des Fundes weitere Erkenntnisse.
„Wir freuen uns darauf, ein Puzzle rund um die Brakteaten aus Brahekyrkan Stück vor Stück zu lösen“! sagte Anna Ödéen.
Viel Arbeit voraus
Der Fund wurde Mitte März 2024 gemacht und sorgte für einige Aufregung in der Region. Nachdem die Münzen über Ostern einige Tage im Museum präsentiert wurden, ging es in die Erforschung des Fundes. Die Arbeit der Archäologen ist nämlich noch lange nicht vorbei. In einem Blogpost informierte die Archäologin Anna Ödeén über die weiteren Arbeiten.
Weitere Gräber
Zum einen wurde der Fundort weiter untersucht. Weitere 24 Gräber und mehr als 20 Feuerstellen wurden dabei gefunden, die meisten davon außerhalb des ummauerten Geländes der Kirche. Zu den Feuerstellen stell die Archäologin fest, dass die keine Überraschung darstellen würden. Aus Ausgrabungen der Vergangenheit wisse man bereits, dass an dieser Stelle in vorchristlicher Zeit ein reges Treiben herrschte. Die Gräber gaben dagegen Rätsel auf. Ging man bei den ersten Gräbern davon aus, dass es sich um Nicht-Christen oder Kriminelle handeln könnte, die bewusst außerhalb der Friedhofsmauern auf nicht-geweihtem Boden bestattet wurden, ergibt sich nun das Bild einer geordneten Begräbnisstätte, was diese Theorie unwahrscheinlich erscheinen lässt.
wurde diese Theorie inzwischen wegen der einheitlichen Art und großen Menge der Gräber verworfen. Weitere Untersuchungen folgen. Was man allerdings bei keinem der Gräber fand, waren weitere Münzen. Nur dieser eine Bestattete hatte also Münzen bei sich.
Die Münzen
Die Münzen zu bestimmen, zu erfassen, zu wiegen und zu fotografieren wird noch eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, ganz abgesehen von der Auswertung des Fundes. Für die Bewältigung dieser Aufgaben hat sich das Museum von Jönköping hochkarätige Unterstützung ins Haus geholt: Kenneth Jonsson, emeritierter Professor für Numismatik an der Universität Stockholm. Nun werden dem Hort Stück für Stück seine Geheimnisse entlockt. Es handelt es sich bei den Stücken hauptsächlich um einseitige Brakteaten, doch auch einige zweiseitige Münzen aus Gotland sollen darunter sein. Weitere Aufnahmen folgen hier:
Auch ein Restaurator arbeitet an dem Münzhort. Er entfernt Verschmutzungen sofern das ohne Beschädigung möglich ist. Außerdem wird versucht, die zum Teil stark zusammengepressten Brakteaten wieder voneinander zu trennen. Weitere Erkenntnisse werden dann in den kommenden Monaten erwartet.