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Das Ende der Mint of Finland

von Ursula Kampmann

Am 28. August 2024 gab die Mint of Finland bekannt, dass sie Mitte 2025 ihre Arbeit einstellen wird. Das ist nicht überraschend. Viele Insider wussten, dass der finnische Staat seit längerer Zeit auf der Suche nach einem Käufer für die Mint of Finland Group war. Immerhin hatte ihr Verlust im Jahr 2022 9,9, im Jahr 2020 5,1, im Jahr 2019 1,4 Millionen Euro betragen, was auch das erfolgreiche Jahr 2021 mit einem Gewinn von 4,8 Millionen Euro nicht ausgleichen konnte.

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In diesem Gebäude in Helsinki befand sich die ursprüngliche finnische Münzstätte seit 1864. 1988 zog die Produktion in eine moderne Anlage in Vantaa um. Doch bald werden auch dort die Maschinen stillstehen. Foto: I99pema via Wikicommons / CC BY-SA 4.0.

In diesem Gebäude in Helsinki befand sich die ursprüngliche finnische Münzstätte seit 1864. 1988 zog die Produktion in eine moderne Anlage in Vantaa um. Doch bald werden auch dort die Maschinen stillstehen. Foto: I99pema via Wikicommons / CC BY-SA 4.0.

Anscheinend war niemand bereit, die gesamte Mint of Finland Group zu kaufen, so dass man in den letzten Monaten immer wieder von einzelnen Übernahmen hörte. Im August 2023 gab die Mint of Finland bekannt, dass sie ihre seit 2016 entwickelte Sammler-App Coiniverse als unabhängiges Startup auf dem Markt positioniert habe. Im Januar 2024 las man, dass die Mint of Finland ihre Rondenproduktion zum 31. Dezember 2023 an die Freiberger EuroMetall GmbH verkauft habe.

Das schwächelnde Geschäft mit den Umlaufmünzen

Damals las man in der Pressemeldung, dass die Mint of Finland beabsichtige, sich auf die Produktion und den Verkauf von Umlaufmünzen zu konzentrieren. Marktkenner wunderten sich über diese Aussage, da gerade dieser Bereich aktuell in der Krise ist.

Die Produktion von Umlaufmünzen geht nämlich weltweit drastisch zurück, und das hat mehrere Gründe: Zum einen verändern sich die Gewohnheiten beim Bezahlen. Heute wird schon der kleinste Einkauf mit Karte, Handy & Co. beglichen. Schließlich bewerben Banken und Finanzdienstleister den bargeldlosen Zahlungsverkehr mit enormem Aufwand, während sie es immer teurer und schwieriger machen, an Bargeld zu kommen. 

Besonders die kleinsten Münzen will niemand mehr haben, da die Nominalkette nicht angepasst wurde. Was das heißt? Nun, die Inflation hat die kleinsten Münzen so weit entwertet, dass sie selbst für die Ärmsten keinen Wert mehr darstellen. Die Konsequenz wäre eigentlich, sie vollständig abzuschaffen und dafür am anderen Ende der Nominalkette den oder die kleinsten Geldschein(e) durch eine Münze zu ersetzen. Schließlich sind Münzen in der Kosten-Nutzen-Relation wesentlich billiger als Banknoten. Doch dazu konnten sich die Zentralbanken nicht durchringen. Deshalb entspricht ein großer Teil der Umlaufmünzen nicht mehr unseren Bedürfnissen.

Dann gibt es da noch ein hausgemachtes Problem: Vor und kurz nach der Umstellung auf den Euro haben viele Münzstätten technisch aufgerüstet. Heute besitzt jede nationale Prägestätte Maschinen, mit denen sie ein Vielfaches des nationalen Münzbedarfs herstellen könnte. Um Menschen und Maschinen nicht unbeschäftigt zu lassen, nahmen immer mehr staatliche Münzstätten am Wettlauf um die Aufträge der Länder teil, die über keine eigene Münzstätte verfügen. Auch die Mint of Finland spielte in diesem Bereich eine Rolle. Im Juli 2023 sicherte sie sich einen Auftrag der Kolumbianischen Nationalbank über 370,5 Millionen Stücke; im Oktober 2023 unterzeichnete sie einen Vertrag über 400 Millionen Stück Umlaufmünzen für Guatemala. Damit es zum Abschluss kam, muss die Mint of Finland einen wirklich günstigen Preis geboten haben. Wie viel Gewinn deshalb nach Abwicklung der Aufträge übrig bleiben wird, ist fraglich. Vor allem wenn wir an all die Unwägbarkeiten denken, die wir in den vergangenen Jahren hinsichtlich Material- und Energiekosten erlebt haben. 

Wettbewerb und gestiegene Produktionskosten haben die Gewinnspanne für Münzstätten in den letzten Jahren stark verringert. Das trieb sogar die Royal Mint dazu, im April 2024 bekannt zu geben, dass man in Zukunft darauf verzichte, Umlaufmünzen für Drittländer herzustellen. Und das obwohl die Royal Mint seit mehr als einem Jahrhundert der unumstrittene Marktführer ist, wenn es um die Prägung von Umlaufmünzen für Drittländer geht!

Die fetten Jahre wurden verspielt

Das hätte sich zur Jahrtausendwende wohl niemand träumen lassen. Damals galt die Mint of Finland als der große Gewinner im Geschäft mit den neuen Euro-Münzen. Einige Jahre lang war die Mint of Finland in ganz Europa als Einkäufer unterwegs. Sie erwarb 2001 die schwedische Münzprägeanstalt von der schwedischen Nationalbank, kaufte 2003 eine 50%ige Beteiligung an der norwegischen Münzstätte Det Norske Myntverket AS, die 2015 von Samlerhuset übernommen wurde. 2011 erwarb die Mint of Finland den Rondenhersteller Saxonia, wodurch sie zu einem der drei weltweit größten Konzerne zur Herstellung von Ronden und Münzen wurde.

All diese Tätigkeiten waren auf den Bereich der Umlaufmünzen ausgerichtet. Auf einen Ausbau des heute sehr profitablen Sektors Sammlermünzen verzichtete die Mint of Finland genauso wie auf die Herstellung von Bullionmünzen.

Diese Konzentration auf das Geschäft mit den Umlaufmünzen rächt sich jetzt. Nach 162 Jahren endet die numismatische Tradition der Suomen Rahapaja Oy, wie die Mint of Finnland auf Finnisch heißt. Sie ist eine weitere Münzstätte, die sich ein europäischer Staat nicht mehr leisten will.

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