Bulgarien darf 2026 den Euro einführen
Von Sebastian Wieschowski
EZB-Direktoriumsmitglied Philip R. Lane würdigte die Fortschritte des Landes und lobte die Anstrengungen zur wirtschaftlichen Angleichung unter schwierigen Rahmenbedingungen. Bulgarien wäre das 21. EU-Mitglied, das den Euro einführt.
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Bulgarien erfüllt alle vier wirtschaftlichen Konvergenzkriterien: Die Inflationsrate lag im April 2025 bei 2,7 Prozent und damit knapp unter dem Referenzwert. Das Haushaltsdefizit betrug im Jahr 2024 genau 3,0 Prozent des BIP – die zulässige Obergrenze -, während die Staatsschuldenquote mit 24,1 Prozent deutlich unter dem Referenzwert von 60 Prozent liegt. Der Bulgarische Lew war in den letzten zwei Jahren stabil im Wechselkursmechanismus ERM II gebunden, ohne von der Leitparität abzuweichen. Auch die langfristigen Zinssätze lagen mit durchschnittlich 3,9 Prozent unter dem zulässigen Höchstwert.

So sieht die bisherige 2-Lewa-Münze aus – die Bulgaren müssen sich also nicht stark umgewöhnen. Foto: Wieschowski.
Noch offene Aufgaben bei Geldwäschebekämpfung
Auch juristisch erfüllt Bulgarien die Anforderungen: Die nationale Gesetzgebung ist mit den EU-Verträgen und dem Statut des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) vereinbar. Bulgarien hat zudem fast alle Verpflichtungen aus dem Beitritt zum ERM II erfüllt. Der Bericht weist jedoch auf bestehende Defizite bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung hin, die vor der Euro-Einführung noch behoben werden sollten. Die nächste turnusmäßige Bewertung der Konvergenz durch die EZB erfolgt regulär im Jahr 2026.

Die bisherige Umlaufmünze zu einem Lew: Bimetallmünzen sind in Bulgarien nichts Neues. Foto: Wieschowski.
Nationalbank kann Vorbereitungen fortsetzen
Die bulgarische Nationalbank kann also die nächsten Schritte zur Einführung des Euro im Jahr 2026 umsetzen – in einem denkbar knappen Zeitrahmen. Die Vorbereitungen für die Prägung bulgarischer Euro-Münzen befinden sich nach Darstellung der Nationalbank allerdings in der finalen Phase: Das Design der nationalen Münzseiten wurde bereits offiziell genehmigt, die Rohlinge für die Münzprägung seien geliefert und die entsprechenden Produktionsverträge wurden laut offiziellen Angaben unterzeichnet. „Die eigentliche Prägung der Münzen mit bulgarischer nationaler Seite beginnt unmittelbar nach dem formellen Beschluss des Rates der Europäischen Union zur Euro-Einführung gemäß Artikel 140 Absatz 2 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union“, heißt es in einer Frage-und-Antwort-Liste der Nationalbank. Erfahrungsgemäß ist allerdings nicht die eigentliche Prägung der Umlaufmünzen problematisch (hier kann sich Bulgarien von anderen Prägestätten helfen lassen), sondern die Logistik rund um die Versorgung von Geschäften mit dem neuen Bargeld sowie die Umstellung von Kassensystemen.

Auch die Kleinmünzen aus Bulgarien ähneln in ihrer Farbgebung und Stückelung dem Euro-System. Foto: Wieschowski.
Gestaltung der neuen Euromünzen aus Bulgarien
Am 9. April 2025 hatte der Verwaltungsrat der Bulgarischen Nationalbank die überarbeiteten Entwürfe für die nationale Seite der künftigen bulgarischen Euromünzen in allen Nominalen (1 Cent bis 2 Euro) genehmigt. Die einzige Änderung gegenüber den bereits 2024 abgestimmten Designs besteht in der Anpassung des Ausgabejahres auf 2026. Die Motive basieren auf bestehenden bulgarischen Umlaufmünzen und wurden vom staatlichen Münzbetrieb „Монетен двор“ gestaltet. Damit soll eine visuelle Kontinuität und Wiedererkennbarkeit für die Bürger gewährleistet sein.
Die nationalen Seiten zeigen den Madara-Reiter (1 bis 50 Cent), den Heiligen Iwan Rilski (1 Euro) und den Historiker Paisij Hilendarski (2 Euro). Verpflichtend sind u. a. der Zwölfersternenkreis, die kyrillische Landesbezeichnung „БЪЛГАРИЯ“ und beim 2-Euro-Stück ein umlaufender Randinschriftentext „БОЖЕ ПАЗИ БЪЛГАРИЯ“ („Gott schütze Bulgarien“). Als freiwillige Elemente hat Bulgarien die kyrillischen Wertbezeichnungen wie „евро“ und „стотинки“ ins Münzdesign integriert. Diese Gestaltung erfüllt die EU-Vorgaben (Verordnung Nr. 729/2014) und soll die nationale Identität Bulgariens in das gemeinsame Währungssystem integrieren.
Der Madara-Reiter (Мадарски конник)
Der Madara-Reiter ist ein einzigartiges Felsrelief aus dem 8. Jahrhundert, das in einer Höhe von etwa 23 Metern in eine senkrechte Felswand nahe der bulgarischen Ortschaft Madara gehauen wurde. Es zeigt einen Reiter, der ein Tier mit einem Speer niederstößt, begleitet von einem Hund und einem Adler – vermutlich als Symbol für Macht und Schutz. Das Motiv gilt als bedeutendes Zeugnis der bulgarischen Frühgeschichte und ist seit 1979 UNESCO-Weltkulturerbe. Als Motiv für die Cent-Münzen (1 bis 50 Cent) wurde es gewählt, weil es tief im historischen Bewusstsein Bulgariens verankert ist und als starkes nationales Symbol gilt.

Die Münzen von 1 bis 50 Cent aus Bulgarien werden den Madara-Reiter zeigen. Foto: Balgarska Narodna Banka.
Der Heilige Iwan Rilski (Свети Иван Рилски)
Der heilige Iwan Rilski, auch bekannt als Johannes von Rila, lebte im 10. Jahrhundert und ist der Schutzpatron Bulgariens. Er war ein Einsiedler und Begründer des Rila-Klosters, dem bedeutendsten orthodoxen Kloster des Landes. Iwan Rilski steht für geistige Erneuerung, Demut und nationale Identität. Seine Verehrung geht weit über religiöse Kreise hinaus und macht ihn zu einer Symbolfigur der bulgarischen Kultur. Die Darstellung auf der 1-Euro-Münze würdigt seine herausragende Rolle in der spirituellen und gesellschaftlichen Entwicklung Bulgariens.
Der Mönch Paisij Hilendarski (Паисий Хилендарски)
Paisij Hilendarski war ein bulgarisch-orthodoxer Mönch und gilt als eine Schlüsselfigur der bulgarischen Nationalen Wiedergeburt im 18. Jahrhundert. Sein Werk Slawisch-bulgarische Geschichte (1762) rief seine Landsleute dazu auf, ihre Herkunft zu bewahren und sich ihrer kulturellen Identität bewusst zu werden – ein Appell, der große Wirkung auf das Selbstverständnis der Bulgaren hatte. Die Wahl seines Porträts für die 2-Euro-Münze unterstreicht seine Rolle als Vaterfigur der modernen bulgarischen Nationalbewegung.