Britische Umlaufmünzen: Royal Mint präsentiert die neuen Motivseiten für die Amtszeit von König Charles III.
von Michael Alexander, übersetzt von Maike Meßmann
Am 12. Oktober stellte die britische Royal Mint die endgültigen Motive für die Rückseitengestaltung der britischen Umlaufmünzen vor, die während der verbleibenden Amtszeit von König Charles III. ausgegeben werden. Acht Nominale von der 1-Penny- bis zur 2-Pfund-Münze wurden neu gestaltet. Die Royal Mint greift dabei auf Motive aus der vielfältigen Flora und Fauna des Vereinigten Königreichs zurück, da dem König der Umweltschutz besonders am Herzen liegt.
Nach britischer Tradition werden die neuen Bild- und Wertseiten der nationalen Währung zu Beginn der Amtszeit eines Monarchen eingeführt. Das neue Münzporträt von König Charles III. wurde vom Bildhauer Martin Jennings geschaffen und Ende September 2022 – nur wenige Wochen nach seiner Thronbesteigung – der Öffentlichkeit präsentiert. Seitdem ziert sein Bildnis alle britische Münzen.
Nun wurden die Motive aller Nominale auf einer Pressekonferenz in London vorgestellt, bei der die Münzen zusammen mit Bildern der Motive und einem kleinen Gipsmodell des endgültigen Designs präsentiert wurden. In Anlehnung an die ersten britischen Münzen im Dezimalsystem, die zwischen 1968 und 1971 eingeführt wurden, sind die Wertseiten mit Zahlen versehen – auf den Münzen, die seit 2008 im Umlauf sind, ist die Wertzahl stattdessen in ausgeschriebenen Worten dargestellt. Als persönliche Note erinnert ein Feld mit ineinandergreifenden „C“s links von jedem Motiv auf allen Stückelungen an das königliche Wappen von König Charles III. Die Royal Mint bestätigte, dass Seine Majestät an der Entwicklung des Münzsatzes maßgeblich beteiligt war und jedes der Motive persönlich abgenommen hat.
Unter der Aufsicht von Gordon Summers, dem Chefgraveur der Royal Mint, wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit den Künstlern und Stempelschneidern der Royal Mint umgesetzt. Die Erarbeitung der Motive wurde zudem mit Unterstützung der Königlichen Gartenbaugesellschaft (Royal Horticultural Society) und der Königlichen Gesellschaft für Vogelschutz (Royal Society for the Protection of Birds) durchgeführt.
Im Zuge der Einführung neuer Motive für alle Umlaufmünzen erhielt auch die 2-Pfund-Münze ein neues Design. Die Darstellung der Britannia kehrte erst im Jahr 2015 auf das größte Nominal britischer Umlaufmünzen zurück, und konnte sich damit nur kurz halten. In Bezug auf Wertangabe, Metallzusammensetzung, Gewicht und Durchmesser wird es keine Änderungen geben.
- 1 Penny – Die Haselmaus ist von kleiner Statur und passt damit gut zum kleinsten Nominal Großbritanniens. Die Haselmaus findet sich vor allem in Südengland. Seit 2017 hat sich ihr Bestand halbiert. Um dem Aussterben dieses kleinen Säugetiers entgegenzusteuern, wurden daher in 13 Ländern weltweit mehr als 1000 Tiere ausgewildert.
- 2 Pence – Die typisch rötliche Färbung des Eurasischen Eichhörnchens harmoniert wunderbar mit dem Farbton dieser kupferfarbenen Münze. 75 % der Population leben in Schottland, doch das Eurasische Eichhörnchen ist auch in Nordirland, der Isle of Wight, Brownsea Island, Anglesey, Cumbria, im Kielder Forest und Formby beheimatet. Schutzmaßnahmen im Vereinigten Königreich versuchen derzeit, das Aussterben der kleinen Nager zu verhindern.
- 5 Pence – Diese Münze zeigt ein Eichenblatt und repräsentiert die Bedeutung der Eiche für die biologische Vielfalt in britischen Waldgebieten. Eichen beherbergen mehr Leben als jede andere einheimische Baumart in Großbritannien. Zudem wird die Eiche seit jeher mit Monarchien in Zusammenhang gebracht, da die alten britischen Könige und römischen Kaiser oft mit Kronen oder Kränzen aus Eichenblättern abgebildet wurden.
- 10 Pence – Das in einem kleinen Teil Schottlands beheimatete Auerhuhn ist der größte Hühnervogel Europas und ziert die Wertseite der größeren der beiden runden silberfarbenen Münzen, die derzeit im Umlauf sind. Nachdem die Spezies Mitte des 18. Jahrhunderts bereits einmal ausgerottet wurde, droht sie nun zum zweiten Mal auszusterben.
- 20 Pence – Aufgrund ihrer großen Ähnlichkeit werden Lunde oft mit den artverwandten Papageientauchern verwechselt. Im Gegensatz zu letzteren sind Lunde jedoch auch außerhalb des Nordpolarmeeres zu finden und zieren nun die Wertseite der neuen siebeneckigen 20-Pence-Münze. Etwa 10 % der weltweiten Population dieser außergewöhnlichen Vögel brütet an den Küsten des Vereinigten Königreichs. Lunde stehen auf der Roten Liste, und ihr Bestand wird sich in den nächsten 30 Jahren voraussichtlich stark dezimieren. Es besteht jedoch noch Hoffnung, wenn jetzt Maßnahmen zum Schutz ihrer Brutgebiete und Nahrungsgrundlagen ergriffen werden.
- 50 Pence – Der Atlantische Lachs ist besonders wichtig für Großbritannien und ist auf der größeren der beiden siebeneckigen Kupfernickel-Umlaufmünzen abgebildet. Die Wildpopulationen sind aufgrund von Flussverschmutzung, Lebensraumverlust, der Aufheizung der Gewässer und Überfischung mittlerweile sehr gering. Der Atlantische Lachs findet sich noch in unberührten Flüssen in Schottland und Wales sowie in Nord- und Südwest-England.
- 1 Pfund – Stellverstretend für die mehr als 250 in Großbritannien vorkommenden Unterarten ist die Biene auf der Wertseite dieser zwölfseitigen Bimetallmünze abgebildet. Hummeln, Mauerbienen, Sandbienen und so noch viele mehr – die fleißigen Insekten spielen eine wichtige Rolle in der Befruchtung von vielen Pflanzen- und Baumarten. Sie finden sich im ganzen Land, vor allem in Gärten, Parks, Wäldern, Obstgärten und auf Wildwiesen sowie jetzt auch auf der Rückseite dieser neugestalteten Münze, dessen Vorgänger im Jahr 2017 in Umlauf gekommen war.
- 2 Pfund – Diese Bimetallmünze mit dem größten Nominal zeigt Pflanzen, die die vier Länder des Vereinigten Königreichs symbolisieren. Das Motiv umfasst eine Rose für England, eine Narzisse für Wales, eine Distel für Schottland und ein dreiblättriges Kleeblatt für Nordirland. Inspiriert von der Antrittsrede König Charles III. am 9. September 2022 und persönlich von Seiner Majestät genehmigt, trägt die Münze die Randschrift „IN SERVITIO OMNIUM“, zu Deutsch: „Im Dienste aller“.
Die neuen Motive ersetzen die letzten Münzen, die während der Amtszeit der verstorbenen Queen Elizabeth II. im Jahr 2008 eingeführt wurden und von Matthew Dent entworfen worden waren. Vor dieser Änderung waren einige Wertseite der britischen Münzen ganze 40 Jahre lang unverändert geblieben. Die neuen Münzen werden derzeit produziert und vermutlich Anfang 2024 in Umlauf gebracht. Die Münzserie von König Charles III. und die während der Amtszeit von Queen Elizabeth II. ausgegebenen Münzen werden gleichzeitig zirkulieren.
Der Autor, Michael Alexander, ist Präsident des Banknote and Monetary Research Centre in London.