Begehrte 2-Euro-Münze: Monaco führt Strafgebühr für Mehrfachbesteller ein
Von Sebastian Wieschowski
Das Sammeln von 2-Euro-Münzen ist normalerweise ein gemütliches Hobby – die meisten Neuausgaben landen früher oder später im Wechselgeld oder können für einen überschaubaren Aufpreis beim Münzenhändler des Vertrauens erworben werden. Doch einmal im Jahr herrscht Ausnahmezustand – dann stürzen sich zehntausende 2-Euro-Sammler auf die Website eines kleinen Briefmarkenmuseums.
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Denn das „Musee des Timbres et des Monnaies“ auf den „Terrasses de Fontvieille“ hat die ehrenvolle Aufgabe, die neuen 2-Euro-Gedenkmünzen aus Monaco unters Sammler-Volk zu bringen. Und diese Aufgabe ist durchaus eine Herausforderung, denn die Auflage der monegassischen Gedenk-Zweier beträgt nur 15.000 Exemplare in „Polierte Platte“-Prägequalität, während keine Münzen in Normalprägung hergestellt werden – Komplettsammler kommen an Monaco also nicht vorbei.
In den vergangenen Jahren entwickelte sich rund um den jährlichen Online-Verkauf jedoch eine regelrechte Wildwest-Dynamik mit vielen leidenschaftlichen und immer mehr geschäftstüchtigen Interessenten – denn die Münzen erreichen kurz nach Erscheinen ein Vielfaches des ersten Ausgabepreises. So wurde die 2-Euro-Münze aus Monaco des Jahres 2023 zum 100. Geburtstag von Fürst Rainier III. für 170 Euro (inklusive Versandkosten) offeriert und erreichte kurz nach dem Verkaufsstart einen Marktwert von 400 bis 500 Euro. Nach rund drei Stunden war die verfügbare Menge restlos ausverkauft.
Das „Musee des Timbres et des Monnaies“ hatte in den letzten Jahren wiederholt die Sicherheitsvorkehrungen angepasst, um einen geregelten Ablauf des Verkaufs sicherzustellen – nach einem Server-Zusammenbruch wurde eine digitale Warteschlangen-Software eingeführt. Doch auch in der ersten Version der so genannten „Queue“ fanden einzelne Besteller ein Schlupfloch, um sich nach vorne zu drängeln und in Ruhe mehrere Bestellungen aufgeben zu können. Im vergangenen Jahr war das Schummel-Potenzial scheinbar erschöpft – doch das Museum hatte die Rechnung offenbar ohne die Sammler gemacht. Dem Vernehmen nach soll es insbesondere im Jahr 2023 zu massivem Missbrauch gekommen sein – und zu vielen Stornierungen von Münzen, über die sich ehrliche Besteller sicher gefreut hätten.
Strafgebühr für dubiose Doppel-Bestellungen
In diesem Jahr gab es beim Verkaufsstart am 17. Juni jedoch eine Überraschung, die im Kleingedruckten zu lesen war. In der Warteschlange konnten sich die Interessenten noch einmal mit den Spielregeln der monegassischen Münzen-Lotterie vertraut machen. Demnach ist die bestellbare Menge auf ein Exemplar „pro volljähriger Person“ beschränkt und jeder Kunde darf nur ein Benutzerkonto haben. Wie bereits im Vorjahr wies die Verkaufsstelle darauf hin, dass alle auf der Website getätigten Bestellungen überprüft werden, „um das Museum vor missbräuchlichen Praktiken durch mögliche Betrüger zu schützen. Aus diesem Grund kann es vorkommen, dass unsere Mitarbeiter im Verdachtsfall Identitätsnachweise oder andere notwendige Unterlagen anfordern müssen.“ Zudem kündigte das Museum an, dass im Falle eines Betrugsversuchs, eines Betrugsverdachts oder der Nichtvorlage der geforderten Nachweise alle Konten, die ein und demselben Inhaber zugewiesen sind, zu deaktivieren oder zu löschen und Bestellungen nicht zu auszuführen.
Soweit, so gut. Diese Regeln galten bereits in den Vorjahren – doch die Vielfach-Besteller hatten nichts zu befürchten. Der Kaufpreis wurde eingezogen, ein paar Wochen später aber kommentarlos erstattet. Doch im Jahr 2024 sah sich das „Musee des Timbres“ zu drastischen Maßnahmen gezwungen: „Im Falle eines Betrugsverdachts oder eines nachgewiesenen Betrugs“ soll künftig eine Strafgebühr in Höhe von 35 Euro für Lieferungen innerhalb Frankreichs und 40 Euro für europäische Lieferungen anfallen und die Gebühr von der Rückerstattung des verdächtigen oder betrügerischen Kaufs einbehalten werden.
Reibungsloser Verkauf dank digitaler Warteschlange
Der Verkauf verlief am 17. Juni ohne größere Zwischenfälle. Zwar versetzte das Museum die wartenden Sammler um 10 Uhr, als die Warteschlange freigeschaltet werden sollte, kurzzeitig in einen Schockzustand – denn als es die volle Stunde geschlagen hatte, erschien sofort ein Hinweis, wonach die Münze ausverkauft sei. Hierbei handelt es sich aber nur um einen Anzeigefehler und kurz danach ging es los. Gegen 16 Uhr meldeten die ersten Sammler, die sich parallel in Onlineforen gegenseitig auf dem Laufenden hielten, den Ausverkauf der Münze. Und neben einzelnen enttäuschten Kommentaren zeigte sich die überwiegende Mehrheit der Interessenten zufrieden mit dem Ablauf des Spektakels.
Kampf gegen Betrug – oder Willkür?
Dennoch bleiben Fragen offen – vor allem rund um die Strafgebühr für einen vermeintlichen Betrug. Denn wer von den Regeln des Museums, wonach der Kauf auf ein Exemplar „pro volljähriger Person“ beschränkt sei und jeder Kunde nur ein Benutzerkonto haben dürfe, abweicht, entscheidet einzig und allein die Ausgabestelle. Wenn massenhaft mit fiktiven Personendaten bestellt wurde, dürften tatsächlich Verstöße gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen vorliegen, ein Betrug im strafrechtlichen oder zivilrechtlichen Sinne müsste aber erst gerichtlich festgestellt werden. Ob ein Sammler sich die Mühe machen wird, das einbehaltene Geld einzuklagen, darf bezweifelt werden – doch wenn er es tut, bewegt sich auch die monegassische Verkaufsstelle in juristischer Hinsicht durchaus auf dünnem Eis.
Denn bereits in den Vorjahren hat es, wie es einige Kunden des „Musee des Timbres“ in Onlineforen beschreiben, merkwürdige Stornierungen gegeben. Da sollen beispielsweise ein Vater und Sohn, die nachweislich an derselben Adresse gemeldet sind und separate Wohnungen unterhalten, selbst nach Vorlage ihrer Ausweise vom Museum zurückgewiesen worden sein, weil sie ein gemeinsames WLAN und damit eine identische IP-Adresse genutzt haben. Oder wie wird das Museum entscheiden, wenn ein Käufer seinem Sammlerfreund die Kreditkartennummer „ausleiht“ und diese doppelt in den Daten des „Musee des Timbres“ auftaucht, obwohl die Familiennamen und Postanschriften der beiden Besteller nicht identisch sind. Im Vorjahr ist es auch in solchen Konstellationen zu Stornierungen gekommen.
Es bleibt also ein fader Beigeschmack und die Freunde der monegassischen 2-Euro-Münzen werden in den kommenden Wochen wohl noch etwas hoffen und bangen müssen, ob ihre Bestellung möglicherweise durch das Betrugs-Raster fällt. Zudem ist in den Online-Diskussionen eine zunehmende Unzufriedenheit mit der Ausgabepolitik des Fürstentums zu vernehmen. Wenn ein Warteplatz in der virtuellen Schlange mit einer Nummer um 9.000 bei einer Münze mit einer Auflage von 15.000 Stück nicht zum Erfolg führt, stellt sich durchaus die Frage, welcher Teil der Gesamtauflage überhaupt in den freien Verkauf gerät – und wie viele Münzen durch Bestell-Stornos des Museums nachträglich über den Münzhandel auf den Markt kommen.