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Ambition & Illusion – Die Eggenberger und das Geld

Im Jahr 1625 gewährte Kaiser Ferdinand II. seinem Minister, Vertrauten und Geldgeber Hans Ulrich von Eggenberg und dessen Nachkommen das Recht, Gold- und Silbermünzen mit ihren Namen und Bildnissen zu prägen. Knapp über 60 Jahre lang machten die Fürsten Eggenberg von ihrem Prägerecht Gebrauch und stellten Dukaten, Taler und Groschen her. Heute sind diese Münzen einzigartige Raritäten. Das Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum verfügt über hervorragende Zeugnisse für die Prägetätigkeit der Eggenberger. Die Sonderausstellung im Rahmen der STEIERMARK SCHAU 2025 beleuchtet den Aufstieg, Glanz und Niedergang der Familie Eggenberg anhand ihrer Münzen.

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Hans Ulrich von Eggenberg, zehnfacher Dukat, 1629, Vorderseite. Foto: Universalmuseum Joanneum/N.Lackner.

Hans Ulrich von Eggenberg, zehnfacher Dukat, 1629, Vorderseite. Foto: Universalmuseum Joanneum/N.Lackner.

Neben der Beziehung der Familie Eggenberg zum Geld und den Verbindungen Hans Ulrichs von Eggenberg zu einem Konsortium, das durch die Herstellung von minderwertigen Münzen hohe Gewinne erzielte, werden auch ausgesuchte Münzen der Kaiser Ferdinand II., Ferdinand III. und Leopold I. gezeigt, die im Erzherzogtum Österreich und in den Herzogtümern Steiermark und Kärnten geprägt wurden. Thematisiert wird zudem die Finanzkrise unter Kaiser Ferdinand II. zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, die zum Zusammenbruch des Münzwesens führte und einem Staatsbankrott gleichkam.

Die Eggenberger, ihre Kaiser und das Geld

Als erster Minister, engster Berater und wichtiger Geldgeber Kaiser Ferdinands II. war Hans Ulrich von Eggenberg (1568–1634) eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Heiligen Römischen Reich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648). 1625 wurde er vom Kaiser zum bevollmächtigten Statthalter in Innerösterreich ernannt und begann mit dem Umbau der auf seinen Urgroßvater Balthasar Eggenberger zurückgehenden spätmittelalterlichen Schlossanlage zur fürstlichen Residenz.

Johann Anton von Eggenberg, fünffacher Dukat, 1638. Foto: Universalmuseum Joanneum/N.Lackner.

Johann Anton von Eggenberg, fünffacher Dukat, 1638. Foto: Universalmuseum Joanneum/N.Lackner.

Johann Anton von Eggenberg, Gnadenpfennig, 1639. Foto: Universalmuseum Joanneum/N.Lackner.

Johann Anton von Eggenberg, Gnadenpfennig, 1639. Foto: Universalmuseum Joanneum/N.Lackner.

Hans Ulrichs Sohn Johann Anton von Eggenberg (1610–1649) fiel die ehrenvolle, aber auch mit hohen Kosten verbundene Aufgabe zu, Papst Urban VIII. in Rom die Thronbesteigung des neuen Kaisers Ferdinand III. anzuzeigen und dessen Anerkennung durch den Heiligen Stuhl zu erwirken. 1638 erfüllte Johann Anton von Eggenberg diese Mission mit der für ihn typischen Mischung aus Selbstbewusstsein und barocker Prachtentfaltung. Die Gesandtschaft verschlang gewaltige Summen. Allein die goldene Kutsche, in der sich die Geschenke für den Papst befanden und die derzeit in Schloss Eggenberg zu sehen ist, soll 48.000 Scudi – italienische Großmünzen aus Silber – gekostet haben.

Johann Christian und Johann Seyfried von Eggenberg, Taler 1653. Foto: Universalmuseum Joanneum/N.Lackner.

Johann Christian und Johann Seyfried von Eggenberg, Taler 1653. Foto: Universalmuseum Joanneum/N.Lackner.

1673 heiratete Kaiser Leopold I. in Graz Claudia Felicitas von Tirol. Der Kaiser gewährte Johann Seyfried von Eggenberg (1644–1713) die hohe Auszeichnung, Gastgeber der Braut sein zu dürfen und sie in den Tagen vor der Trauung in Schloss Eggenberg gebührend zu empfangen und zu beherbergen. Zwar meisterte Johann Seyfried diese Aufgabe mit Bravour, er hatte aber mit den Folgen seiner Großzügigkeit noch lange zu kämpfen. Dazu kamen andere Widrigkeiten, sodass er schließlich mit einer gewaltigen Schuldenlast konfrontiert war.

Kaiser Ferdinand II., Kippertaler, 1622. Foto: Universalmuseum Joanneum/N.Lackner.

Kaiser Ferdinand II., Kippertaler, 1622. Foto: Universalmuseum Joanneum/N.Lackner.

Hans Ulrich von Eggenberg und das Prager Münzkonsortium

In die ersten Jahre des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) fällt die Zeit einer rapiden Münzverschlechterung, die sogenannte Kipper- und Wipperzeit. Sie war geprägt von wirtschaftlichem Chaos, Finanzspekulationen und dem schamlosen Ausnutzen der Notlage durch skrupellose Akteure.

Einen Höhepunkt dieser Inflationskrise stellt das Treiben des sogenannten Böhmischen Münzkonsortiums dar. Nach seinem Sieg über die böhmischen Rebellen in der Schlacht am Weißen Berg 1620 stand Kaiser Ferdinand II. vor dem Problem, die zahlreichen Söldner auszubezahlen, derer er sich bediente. Um seine Finanznot zu lindern, verpachtete der Kaiser das Münzrecht Böhmens, Mährens und Niederösterreichs für ein Jahr gegen eine Zahlung von 6 Millionen Gulden an den in Prag ansässigen niederländischen Handelsherrn Hans De Witte und Mitkonsorten, zu denen die aufstrebenden Adligen Albrecht von Wallenstein und Karl von Liechtenstein gehörten. Diese wiederum nutzten die Münzstätten, um im großen Stil schlechte, mit Kupfer gestreckte Münzen zu produzieren. Die Folge war eine schwere Inflation und eine Hungersnot, da Lebensmittel nahezu unerschwinglich wurden. Als Unruhen und Revolten ausbrachen und mancherorts die Annahme der schlechten Münzen verweigert wurde, gaben die Münzstätten bereits ab Ende 1622 die Ausgabe der Kippergepräge nach und nach auf. Das geringwertige Geld wurde abgewertet und mit der Zeit eingezogen. In den habsburgischen Erblanden verloren die Kippermünzen ca. 87 % ihres Nennwerts. Auch Hans Ulrich von Eggenberg, der auf den Vertrag mit dem Münzkonsortium einen wesentlichen Einfluss hatte, profitierte davon. Er erwarb mit Inflationsgeld im Betrag von 352.255 Gulden weit unter ihrem Wert mehrere Besitzungen in Böhmen.

Ausstellungsansicht „Die Eggenberger und das Geld“, STEIERMARK SCHAU 2025. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Ausstellungsansicht „Die Eggenberger und das Geld“, STEIERMARK SCHAU 2025. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Ausstellungsansicht „Die Eggenberger und das Geld“, STEIERMARK SCHAU 2025. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Ausstellungsansicht „Die Eggenberger und das Geld“, STEIERMARK SCHAU 2025. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Ausstellungsansicht „Die Eggenberger und das Geld“, STEIERMARK SCHAU 2025. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Ausstellungsansicht „Die Eggenberger und das Geld“, STEIERMARK SCHAU 2025. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Die Ausstellung

„Die Ausstellung Die Eggenberger und das Geld bereichert im wahrsten Sinn des Wortes die große Erzählung vom Aufstieg, Glanz und Niedergang der Familie Eggenberg mit spannenden Details. Wenn die Besucher*innen der STEIERMARK SCHAU 2025 wissen wollen, wie viele Taler Hans Ulrich von Eggenberg in den Bau von Schloss Eggenberg investiert hat, welche Gold- und Silbermünzen die Eggenberger geprägt haben und welche Werkzeuge sie dafür verwendet haben, dann sind sie in dieser Ausstellung goldrichtig“, so Kurator Karl Peitler.

Ausstellungsansicht „Die Eggenberger und das Geld“, STEIERMARK SCHAU 2025. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Ausstellungsansicht „Die Eggenberger und das Geld“, STEIERMARK SCHAU 2025. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Die knapp 300 ausgestellten Münzen aus dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum werden durch Werkzeuge zur Münzproduktion aus den Beständen des Nationalinstituts für Denkmalpflege der Tschechischen Republik ergänzt, die von der Familie Eggenberg zur Herstellung ihrer Münzen verwendet wurden.

Die Kuratoren der Ausstellung „Die Eggenberger und das Geld“ Karl Peitler und Marc Philipp Wahl mit dem Begleitband zur Ausstellung. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Die Kuratoren der Ausstellung „Die Eggenberger und das Geld“ Karl Peitler und Marc Philipp Wahl mit dem Begleitband zur Ausstellung. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Die von Karl Peitler und Marc Philipp Wahl kuratierte Ausstellung ist bis zum 2. November 2025 im Münzkabinett Schloss Eggenberg zu sehen. Ein Begleitband mit Essays zu den Münzen und Medaillen der Familie Eggenberg und den Kippermünzen im Münzkabinett sowie einem ausführlichen Katalogteil ist im Museumsshop von Schloss Eggenberg erhältlich.

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