Zwei Herzöge in Pommern
Am 31. Januar 2013 kommt in Berlin die Sammlung Pommern von Friedrich Popken zur Versteigerung. Wir stellen Ihnen daraus zwei Münzen vor, die so unterschiedlich sind wie die Männer, die sie prägen ließen.
Philipp II. (Pommern-Stettin). 6 Dukaten o. J., Stettin. Dieses Unikum wird am 31. Januar 2013 mit einer Schätzung in Höhe von 25.000 Euro bei Künker versteigert.
Es ist eine prachtvolle Prägung, dieses 6fache Dukatenstück, das Philipp II. irgendwann in seiner Regierungszeit zwischen 1606 und 1618 in Stettin prägen ließ. Auf der Vorderseite sehen wir einen würdigen Mann mit halblangem Bart. Auch wenn er einen Harnisch trägt, lassen die Gesichtszüge eher an einen Gelehrten denken. Die Umschrift lautet in Übersetzung Philipp II. von Gottes Gnade Herzog der Pommern. Die Rückseite zeigt in der Mitte den Pommerschen Greif etwas verfremdet mit Schwert und Buch, darum die Wappen der Herrschaften in Pommern. Zwischen den Wappen liest man das Motto Philipps II.: CHRISTO ET REI PVBLICAE – Für Gott und das Staatswesen.
Tatsächlich wäre „Für Gott und die Wissenschaft“ besser angebracht gewesen, denn Philipp II. war kein aktiver Politiker. Geboren am 29. Juli 1573 war er eigentlich nicht für eine bedeutende Rolle im Staatswesen vorgesehen. Sein Vater hatte für eine große Apanage auf alle Herrschaftsansprüche verzichtet. So wuchs Philipp ohne Druck auf, konnte sich seiner Leidenschaft für die Religion und die Kunst hingeben. Im Alter von nur 18 Jahren schrieb er bereits: „Es ist mir ein Vergnügen, hauptsächlich gute, auserlesene Bücher, Bildnisse von Künstlerhand und alte Münzen aller Art zu sammeln. Aus ihnen lerne ich, wie ich mich bessern und zugleich der Allgemeinheit nützen kann.“
Philipp hatte das Glück, zahlreiche Kavalierstouren zu unternehmen und an der Universität Rostock studieren zu können. Doch 1603 war es vorbei mit dem vergnüglichen Leben. Sein Vater wurde durch die Zufälle des Erbrechts Herrscher von Pommern-Stettin und erwartete, dass sein Sohn ihn in der Regierung unterstützte. 1606 starb der Vater und Philipp II. übernahm die Verantwortung. Er heiratete und widmete sich der Verwaltung seines Reichs. Seine bekannteste Maßnahme ist die Einführung der Bauernordnung in Pommern-Stettin, im Jahre 1616, durch die die Leibeigenschaft festgeschrieben wurde. Für einen frommen Christen wie Philipp war dies eine sinnvolle Möglichkeit, die Gott gegebene Standesordnung zu fixieren.
Philipp II. von Pommern. Wikipedia.
Berühmter ist der von Melancholie und Gicht geplagte Fürst wegen seiner Sammlungen und seiner umfangreichen Korrespondenz mit bedeutenden Wissenschaftlern und Politikern geworden, unter ihnen sogar der englische König, Jakob I., Sohn Maria Stuarts. Philipp sprach in seinen Briefen über theologische und moralische Fragen. Er informierte seine Freunde über Neuerscheinungen seiner Druckerei in Barth, aber auch über Neuankäufe für seine Sammlungen. Die vermehrten sich stetig, vor allem mit Hilfe des Augsburgers Philipp Hainhofer, der als Vermittler Philipps II. im Kunsthandel agierte. Seit 1610 schrieben sich der Kunsthändler und sein Kunde jede Woche, und das bis zum Tode des Auftraggebers. Wir wissen, dass Hainhofer Philipp – neben vielen anderen Kunstschätzen – eine Münzsammlung vermittelte. Das berühmteste Zeugnis dieser Zusammenarbeit, der so genannte „Pommersche Kunstschrank“, der für 20.000 Gulden von Augsburger Handwerkern angefertigt und im Bombenhagel des 2. Weltkriegs vernichtet wurde. Wie auch immer, als Philipp II. am 3. Februar 1618 starb, war diese Rechnung noch nicht bezahlt. Nicht untypisch für seine Zeit. Ihm folgte sein Bruder in die Herrschaft, der alles daran setzte, um die notwendigen Mittel aufzubringen, um Pommern auf die zu erwartenden kriegerischen Auseinandersetzungen vorzubereiten.
Philipp Julius (Pommern-Wolgast). Doppelter Reichstaler 1609, Franzburg. Bei dieser Münze handelt es sich ebenfalls um ein Unikum, das ebenfalls aus der Sammlung Friedrich Popken stammt und am 31. Januar 2013 mit einer Schätzung von 20.000 Euro versteigert wird.
Wie anders als sein Vetter tritt uns Philipp Julius auf diesem Doppeltaler von 1609 entgegen. Die Haare fallen in wilder Lockenpracht, während das Kinn ein modischer Knebelbart ziert. Mit dieser Haartracht befand sich Philipp Julius voll im damaligen Trend. Zwar trägt auch er einen Harnisch, aber der steife Spitzenkragen und eine Ehrenkette verdecken die Rüstung fast völlig. Philipp Julius von Gottes Gnaden Herzog von Stettin und Pommern lesen wir als Umschrift. Die Rückseite zeigt ebenfalls das Wappen Pommerns, aber elegant gerahmt von zwei wilden Männern, die auf dem Kopf einen aufwändig verzierten Turnierhelm tragen. Zwischen ihnen bekrönt den Schild ein weiterer Turnierhelm geschmückt mit Pfauenfedern. Das Motto, das Philipp Julius für sich wählte, ist interessant. Es zeugt davon, wie unverstanden sich dieser Fürst fühlte: Unglück muss man durch Tragen ertragen; Geduld bringt die Siegespalme hervor.
Philipp Julius. Wikipedia.
Dabei hatte alles so gut angefangen. Als sein Vater, der Herzog von Pommern-Wolgast, 1592 starb, war der kleine Philipp Julius mit seinen sieben Jahren der erklärte Liebling des Hofes. Man ermöglichte ihm die beste Erziehung seiner Zeit. Er lernte die ritterlichen Disziplinen, Reiten, Fechten, Lanzenstechen. Und er muss gut darin gewesen sein, denn immer wieder lesen wir in den über seine Kavalierstouren erhaltenen Tagebücher, dass er sich bei ritterlichen Spielen auszeichnete. Aber auch die intellektuelle Seite kam nicht zu kurz. In Oxford dankte er formvollendet für die lateinische Rede des Rektors; und in Genf parlierte er mit einem der berühmtesten Theologen der damaligen Zeit, dem Kalvinisten Theodor Beza.
Der Ernst des Lebens begann für Philipp Julius 1604, als er die Herrschaft über Pommern-Wolgast übernahm. Bald war er in finanziellen Schwierigkeiten, denn allzu gerne hätte er die großartigen Hofhaltungen, die er auf seinen Reisen gesehen hatte, in Wolgast kopiert. 1613 soll sein Hofstaat aus 254 Personen bestanden haben, die alle nicht nur untergebracht, sondern auch besoldet werden mussten. Kein Wunder, dass die Stände von diesem aufwändigen Leben nicht begeistert waren und sich nicht geneigt zeigten, diesen Lebensstil zu finanzieren.
Vielleicht war das der Grund, warum Philipp Julius versuchte, innere Unruhen in Greifswald und Stralsund für seine eigenen Zwecke auszunutzen. Auch wenn es ihm nicht gelang, die beiden Städte völlig unter seine Kontrolle zu bringen, bestand der Ertrag aus der Auseinandersetzung mit Greifswald aus einer einmaligen Zahlung in Höhe von 14.000 Gulden. Dazu wurde eine Steuer von 25.000 Gulden festgesetzt, die in jährlichen Raten von 2.200-2.300 Gulden geleistet werden musste. Stralsund erklärte sich – nach einem militärischen Eingreifen des Herzogs, für das er sogar (allerdings folgenlos) vom Reichskammergericht als Landfriedensbrecher verurteilt wurde – bereit, sämtliche Unterhaltskosten des Hofes und der fürstlichen Räte zu decken. Dazu sollte Philipp Julius eine einmalige Gratifikation in Höhe von 35.000 Gulden erhalten.
Es reichte immer noch nicht für die Anspruch des prunkliebenden Herzogs. Wenigstens gelang es zu verhindern, dass Philipp Julius die Insel Rügen für 150.000 Taler an Dänemark verpfändete. Wie auch immer, auch in Pommern-Wolgast investierte niemand in die Verteidigung, und das obwohl der Krieg vor der Tür stand. Philipp Julius starb im Alter von 40 Jahren am 6. Februar 1625 und musste so die Besetzung seines Landes erst durch kaiserliche, dann durch schwedische Truppen nicht mehr erleben. Der Dreißigjährige Krieg vernichtete das Herzogtum. Es wurde zu einem Schlachtfeld, das im Westfälischen Frieden zwischen Schweden und Brandenburg aufgeteilt werden sollte.
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