Verschwinden 2-Euro-Gedenkmünzen aus dem Umlauf?

Nachdem sich offenbar viele Euro-Staaten dazu entschlossen haben, keine 2-Euro-Gedenkmünzen mehr in der Qualität „prägefrisch“ auszugeben, wächst die Sorge in der Sammlerwelt. Es ist durchaus zu befürchten, dass weitere Staaten dem Beispiel folgen und nur noch in den Herstellungsarten Stempelglanz (ST) oder Spiegelglanz (PP) derartige Münzen prägen lassen. Im hochwertigen Folder, in einer Münzkarte oder im Etui verpackt, gelten sie als Highlights jeder Prägestätte – und sind ganz nebenbei auch viel teurer.

Fakt ist, sollte es zu dieser Änderung kommen, würde der Sammler wieder einmal auf der Strecke bleiben oder müsste noch tiefer in die Tasche greifen. Doch „noch tiefer“ ist nicht bei jedem möglich. Ist dieses beliebte Sammelgebiet etwa schon vom Aussterben bedroht?

 

Wie geben die Euro-Kleinstaaten ihre 2-Euro-Gedenkmünzen aus?

Riskieren wir zunächst einmal einen Blick in die Welt der euroführenden Kleinstaaten. Das Fürstentum Monaco gibt schon seit 2015 keine 2-Euro-Gedenkmünzen mehr in der Qualität „prägefrisch“ aus. Vorher gab es sie aber noch. Allerdings steht Monaco hier nicht alleine da. Die Republik San Marino hat von Anfang an keine derartigen Stücke für den Umlauf herstellen lassen. Andorra ließ seine allererste 2-Euro-Gedenkmünze im Jahre 2014 erst gar nicht für den Umlauf prägen und tut es auch heute nicht. Zwar gibt der Vatikan noch immer eine geringe Stückzahl seiner 2-Euro-Gedenkmünzen in der Qualität „prägefrisch“ in den Umlauf. Jedoch sind die meisten Stücke davon für Einwohner und Beschäftigte reserviert. Stücke für den Umlauf gibt es daher auch hier kaum.

Man fragt sich, ob es denn überhaupt keine klare Richtlinie gibt? Offenbar nicht! Aber schauen wir uns ruhig weiter um und besuchen noch andere Euroländer.

Das Königreich Belgien gab seine 2-Euro-Gedenkmünzen bis 2016 für den Umlauf aus. Dann war damit Schluss und es gibt derartige Münzen nur noch als Stempelglanz-Variante in der Münzkarte oder im Etui (PP).

Im Großherzogtum Luxemburg werden zwar noch immer Stücke für den Umlauf hergestellt, allerdings werden die Auflagen von Jahr zu Jahr niedriger. Ließ man im Jahre 2016 noch 500.000 Exemplare von 2-Euro-Gedenkmünzen in der Qualität prägefrisch für den Umlauf prägen, so sind es seit 2017 nur noch 300.000. Die Auflagen für die beiden hochwertigen Herstellungsarten ST und PP stiegen dagegen.

In Malta sieht es sehr ähnlich aus. Man bringt dort gleich einen Teil der prägefrischen Münzen in einer Münzkarte in den Umlauf. Das erhöht auf alle Fälle den Umsatz. Auch hier sinken die Auflagezahlen kontinuierlich. Mittlerweile stecken in den Münzkarten nun nur noch Stücke in Stempelglanz.

 

Wie prägen die großen Euro-Staaten ihre 2-Euro-Gedenkmünzen?

Auch Spanien hat in den letzten Jahren die Auflagen für 2-Euro-Gedenkmünzen, die für den Umlauf gedacht sind, stark reduziert. Im Jahre 2016 gab es von der Ausgabe „Welterbe der UNESCO – Aquädukt von Segovia“ noch stolze 3.400.000 Exemplare in prägefrischer Qualität. Ein Jahr später, beim Stück „Welterbe der UNESCO – Kirchen des Königreichs Asturien“, waren nur noch 500.000 Exemplare für den Umlauf vorgesehen.

Es bleiben die Staaten Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Österreich, Portugal, Slowakei, Slowenien und Zypern. Dort werden noch immer genug 2-Euro-Gedenkmünzen für den allgemeinen Umlauf hergestellt und ausgegeben.

 

Was heißt das für die Sammler?

Das Sammelgebiet der 2-Euro-Gedenkmünzen spaltet sich offenbar gerade in Sammler mit ergiebiger Brieftasche und Sammler, die ihre Sammlungen aus dem Umlaufgeld oder preiswerten Angeboten auf dem Zweitmarkt „ernähren“. Letzteren wird mit einer solchen Ausgabepolitik zum Nachteil der Sammler die Hoffnung geraubt, neue Stücke im Umlaufgeld anzutreffen.

Vergessen wir dabei nicht, es geht hier um Gedenkmünzen und um keine Sondermünzen mit nationaler Gültigkeit! Alle 2-Euro-Gedenkmünzen besitzen ja bekanntlich im gesamten Euroland Kursfähigkeit. Doch zirkulieren können diese Münzen nur, wenn sie als normale Umlaufmünzen ausgegeben werden. Gibt es die Stücke nur noch in Stempel- oder gar Spiegelglanz verpackt, werden sie wohl nie zirkulieren.

Fazit: Der Artikel 4 Verordnung (EU) Nr. 566/2012 des Rates der Europäischen Kommission sollte unbedingt nachgebessert werden, auch wenn er nur eine Empfehlung darstellt. Einiges ist offensichtlich nicht genau genug definiert! Es wurde beispielsweise nicht geregelt, ob ein euroführendes Ausgabeland eine 2-Euro-Gedenkmünze auch zwingend für den Umlauf prägen und ausgeben muss. Diese Lücke wird allerdings schon von einigen Staaten genutzt, indem sie auf die Normalprägungen derartiger Stücke nach und nach verzichten. Am Ende wird es Normalprägungen der 2-Euro-Gedenkmünzen wohl gar nicht mehr geben.

Doch wie geht diese Geschichte weiter? Werden andere Eurostaaten dem Beispiel folgen und in Zukunft ihre 2-Euro-Gedenkmünzen nur noch in gehobener Herstellungsart verausgaben? Hoffentlich nicht, es würde wohl den Anfang vom Ende unzähliger 2-Euro-Gedenkmünzensammlungen bedeuten.

Obwohl die Sammlerwelt in großer Sorge ist, hat sich die Europäische Kommission zur anstehenden Problematik noch nicht geäußert. Sie sollte jedoch nicht lange zögern und hier wieder eine eindeutige Rechtslage schaffen. Sammler der 2-Euro-Gedenkmünzen auf der ganzen Welt würden eine klärende Entscheidung mehr als begrüßen.

 

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Auch mit den Raritäten der 2-Euro-Gedenkmünzen anderer Nationen hat sich numiscontrol bereits beschäftigt. Hier finden Sie beispielsweise seine Artikel zu den Münzen aus

Und hier finden Sie die Reihe zu seltenen 2-Eurostücken aus Deutschland und den Gemeinschaftsausgaben der EU.

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Der Sammelexperte hat es sich zur Aufgabe gemacht, gerade Anfänger an die Welt der Münzsammlungen heranzuführen – hier finden Sie seine „Grundlagen für Sammler“ sowie seine Serie „Münzpflege leicht erklärt“.