Union et Force: Eine Münze im Dienste der Republik, geprägt unter Napoleon
Am 22. September 1792 begann eine neue Zeit. Denn am 22. September 1792 wurde die französische Republik begründet. Alles sollte neu und logisch werden. Vom Kalender mit der Dekade von 10 Tagen à 10 Stunden zu 100 Minuten à 100 Sekunden bis zum Meter und zum Kilogramm.
Das Münzwesen musste man ebenfalls revolutionieren. Nicht etwa, weil alle vom neuen Dezimalsystem so überzeugt gewesen wären. Das war ein Nebeneffekt. Vor allem wollte man die wirtschaftliche Lage konsolidieren. 1789 hatte man die Assignaten eingeführt. Das Papiergeld war zunächst gut angekommen, hatte aber über die Jahre so viel an Wert verloren, dass kaum ein Händler noch bereit war, seine Ware dafür abzugeben. Eine neue, im Februar 1796 als Provisorium beschlossene Papierwährung namens „mandat territoriaux“ erlitt das gleiche Schicksal. Damit kam der Handel fast völlig zum Erliegen. Das Direktorium stand mit seiner Münzreform, die seit dem Sommer 1795 vorbereitet wurde, mit dem Rücken zur Wand. Die wirtschaftliche Unzufriedenheit ließ einen neuen Umsturz immer wahrscheinlicher werden…
Frankreich. Consulat, 1799-1804. Probe in Gold zu 5 Francs, Jahr 10 (1801/02). Das einzig bekannte Exemplar in Privatbesitz wird am 4. Februar 2016 in der Berlin-Auktion des Auktionshauses Künker unter Nr. 499 versteigert. Die Schätzung beträgt 125.000 Euro.
Die Kommission, die zur Vorbereitung der Reform eingesetzt war, arbeitete systematisch. Sie erließ am 28. Thermidor des Jahres III (für Nicht-Revolutionäre am 29. Juli 1795) ein Edikt, dessen 4. Paragraph festlegte, wie die zukünftigen 5 Franc-Stücke aussehen sollten: „Die Silberstücke werden als Typ die Gestalt des Herkules haben, der die Gleichheit und die Freiheit vereint, mit der Aufschrift Einigkeit und Macht. Auf der Rückseite werden zwei verschränkte Zweige graviert sein, der eine von der Eiche, der andere vom Lorbeer mit der Legende ‘Französische Republik’. Im Zentrum liest man den Wert des Stückes. Der Abschnitt wird, in arabischen Ziffern, das Jahr der republikanischen Ära angeben. Der Rand wird die Worte ‘Garantie nationale’ tragen.“
Tatsächlich schuf Dupré genau das abgesprochene Münzbild, wie wir auf unserer Probe sehen können: Ein kraftvoller Hercules in heroischer Nacktheit, nur gekleidet in das Fell des nemeischen Löwen steht zwischen zwei weiblichen Personifikationen. Die Gestalt zu seiner Rechten ist durch die phrygische Mütze auf einem langen Stab als Freiheit gekennzeichnet. Die frei gelassene Brust und das offene Haar lassen an die Amazone der Freiheit denken, die Dupré auf anderen Medaillen dargestellt hat. Die Gestalt zu seiner Linken hält eine Setzwaage, ein gleichschenkliges Leistendreieck, an dessen Spitze ein Lot aufgehängt ist. Dieses Werkzeug steht symbolisch für die Gleichheit aller Bürger. Der Name des Künstlers ist im Abschnitt zu lesen. Dass er gleichzeitig der Chefgraveur der Pariser Münzstätte war und für diesen Stempel verantwortlich zeichnete, dafür steht die kleine Artemis links von der Freiheit. Der Hahn rechts von der Gerechtigkeit ist das Münzmeisterzeichen des Charles-Pierre de l’Espine.
Man kann sich wundern, warum Herkules in der Mitte der beiden revolutionären Tugenden steht. Galt der griechische Heros doch als Symbol des französischen König! Allerdings wurde mit dem Sturz Ludwigs XVI. dieses Bild auf das französische Volk übertragen. Nun war das Volk der Souverän und damit Herkules. Und in diesem Zusammenhang versteht man auch die Münzumschrift besser, die mit heutigen Augen gesehen, an Aggressivität kaum zu übertreffen scheint: Die Einigkeit des französischen Volkes bringt die Macht hervor, dank der man den Feinden widerstehen kann.
Tatsächlich waren es vor allem die Feinde, die die französische Münzreform bezahlten. Am 25. März 1797 sandte die italienische Armee 51 Millionen in ausländischem Münzgeld nach Paris. Von anderen Kriegsschauplätzen kamen weitere 21 Millionen. Damit hatten die französischen Münzstätten genug Rohmaterial, um die neuen Münzen zu prägen.
Napoleon Bonaparte. Gemälde von Jacques-Louis David, 1812.
Doch der wirtschaftliche Aufschwung ließ auf sich warten. Und das bot eine hervorragende Chance für einen aufstrebenden General, der die Truppen der Revolution von Sieg zu Sieg geführt hatte. Napoleon Bonaparte machte sich mit seinem Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. November 1799) zum ersten Konsul der Republik. Er war damit faktisch der Alleinherrscher, aber das sollte so nicht öffentlich wahrgenommen werden. Deshalb wartete er noch gute zwei Jahre, ehe er das republikanische Münzbild auf den 5 Francs-Stücken durch sein eigenes Porträt ersetzte.
Unsere Probe in Gold stammt aus dieser Phase des Übergangs von der französischen Revolution zum Napoleonischen Kaisertum. Sie ist einzige bekannte Exemplar in Privatbesitz und hat bis jetzt im napoleonischen Museum der Fürsten von Monaco gelegen. Louis II., Urgroßvater des heute regierenden Albert II., hatte sie für seine Sammlung gekauft. Das historisch hoch interessante Stück in bester Erhaltung und mit feinster Provenienz wird mit 125.000 Euro geschätzt.
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