Schätze der D-Mark-Zeit Teil 1: Die Ausgaben der Bank deutscher Länder 1948–1949
Da lag sie nun vor mir, die kleine Pappschachtel mit der Aufschrift „Jagdkammer“. Sie war mir bei einer Aufräumaktion in die Hände gefallen. Nun, in die Hände gefallen ist nicht ganz richtig, denn ich fand sie in einem alten Jackett, das mir vor langer Zeit auf einem Trödelmarkt gefallen hatte und ein schönes Karnevalskostüm werden sollte. Viele Knöpfe aus Horn hat das gute Stück, das einst von einem Waidmann getragen wurde. In der Innentasche fand sich dann die verdächtig klappernde alte Schachtel. Offenbar hatte hier jemand seine Zigarrenschachtel vergessen. Also herunter mit dem alten Gummi, der alles zusammenhielt. Wie ich bereits vermutet hatte, kullerten nun einige Kleinmünzen aus der D-Mark-Zeit auf den Tisch. Der erste Griff nach einem Pfennig, der noch ganz unbenutzt aussah, war bereits ein „Treffer“. Das gute Stück war 1948 in Hamburg geprägt worden. Nach einem Blick durch die Lupe konnte ich den Erhalt der Münze als „vorzüglich“ einstufen und ihren momentanen Wert mit 18 Euro beziffern. Für den Anfang nicht schlecht!
Der kleine Schatz im Karnevalsjackett
In der kleinen Schachtel waren mehrere Kleinmünzen aus der D-Mark-Zeit. Doch alle übrigen Stücke, die einst in Millionenhöhe geprägt worden waren, blieben uninteressant. Solche Münzen können bei Gelegenheit in einer Filiale der Bundesbank eingetauscht werden, denn der Umtausch von D-Mark in Euro ist bekanntlich unbegrenzt möglich und an keine Frist gebunden.
Die D-Mark-Zeit ist zwar schon 17 Jahre her, doch die Münzen auf Mark und Pfennig sorgen immer wieder für Schlagzeilen. In den Nachrichten wird nicht selten von den vielen „Schlafmünzen“ aus der D-Mark-Zeit gesprochen, die noch in den Sparstrümpfen der Bürger oder auch – wie bei mir – in einer alten vergessenen Zigarrenschachtel schlummern sollen. Dabei geht es nicht nur um ein paar Münzen, sondern um einen Milliardenbetrag! Nach Angaben der Deutschen Bundesbank aus dem Jahre 2017 existieren DM-Münzen im Wert von 6,74 Mrd. DM, die bisher nicht umgetauscht worden sind. Eine stolze Summe!
Bei so viel übriggebliebenem „Material“ lohnt es sich noch immer, die Netze auszuwerfen. Sicherlich werden auf Sie fündig, wenn im eigenen Heim wieder einmal alte Dinge aussortiert werden. Schauen Sie dabei ruhig in jedes alte Portemonnaie hinein, auch wenn es leer zu sein scheint. Kontrollieren Sie die alte Anzughose oder den zu klein gewordenen Regenmantel, denn alles könnte einen kleinen Schatz beherbergen. Sammeln Sie die gefundenen Stücke und legen Sie alles auf den Tisch, denn nun geht es darum, die Spreu vom Weizen zu trennen. Auch wenn es sich nur um Pfennige handelt – warten Sie ab. Vielleicht sind auch Sie gerade zu einem kleinen Glückspilz geworden.
Milliarden DM-Münzen „schlummern“ noch
Einige Münzen – und darunter eben auch viele Pfennige – sind inzwischen sehr selten geworden. Zudem kommt, dass bereits vor der Einführung des Euros ab 1997 damit begonnen wurde, DM-Münzen in riesigen Mengen einzuschmelzen. Sammler suchen inzwischen händeringend nach Stücken, die in der eigenen DM-Sammlung noch fehlen. Je besser solche Stücke erhalten sind, desto höher ist die Summe, die der interessierte Sammler dafür ausgibt.
Doch nun geht es auf Schatzsuche, und dazu brauchen Sie gar nicht viel. Einen Tisch, gutes Licht, eine Lupe, einen kleinen Magneten (ein Kühlschrankmagnet reicht aus) und dazu noch etwas Glück. Den Magneten brauchen Sie, um die Stücke aus Bronze (unmagnetisch), die ab 1950 hergestellt wurden, zu bestimmen. In der folgenden Übersicht werde ich Ihnen die kleinen Schätze aus der DM-Zeit vorstellen und einen Richtwert benennen. Vielleicht werden Sie selbst fündig oder beginnen eine eigene Sammlung. Wie schon gesagt, das Material dazu ist noch reichlich vorhanden.
Der von mir gefundene und heute recht seltene Pfennig aus Hamburg von 1948 wanderte jedenfalls in meine eigene DM-Sammlung. Immerhin hat er inzwischen 71 Jahre auf dem Buckel und dabei kaum etwas von seinem einstigen Prägeglanz eingebüßt. In dieser guten Erhaltung ist er recht selten anzutreffen und inzwischen zu einem Leckerbissen für jeden DM-Sammler geworden. Erinnern wir uns: Wie war das denn damals vor dem Euro-Zeitalter?
Als es noch Mark und Pfennig gab
Am 1. März 1948 wurde die „Bank deutscher Länder“ als Vorläuferin der Deutschen Bundesbank gegründet. Seit der Währungsreform am 20. Juni 1948 galt in der damaligen „Trizone“ (die drei deutschen Besatzungszonen von Frankreich, Großbritannien und den USA) als Währung die Deutsche Mark (Kurzform DM) zu 100 Deutschen Pfennigen. Die ersten 1-Pfennig-Münzen wurden am 24. Januar 1949 ausgegeben. Sie trugen die Jahreszahl 1948 oder 1949. Mit der Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 wurde eine politische Einheit der drei westlichen Besatzungszonen (Trizone) erreicht und die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Zunächst stand auf den Münzen noch „Bank deutscher Länder“. Ab 1950 wurde die Umschrift dann in „BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND“ geändert.
Auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone gründete sich am 7. Oktober die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Über die Münzschätze der DDR in Mark und Pfennig wurde in der MünzenWoche bereits ein eigener Betrag veröffentlicht.
Ausgaben der Bank deutscher Länder 1948–1949
Es gab damals Münzen zu 1 Pfennig (1948 und 1949), 5 Pfennig (nur 1949), 10 Pfennig (nur 1949) und 50 Pfennig (nur 1949). Ein 2-Pfennig-Stück und die 1-, 2- und 5-Mark-Münzen gab es noch nicht. Diese sollten erst 1950 bzw. 1951 folgen.
Auf der Wertseite steht „Pfennig“, über der „1“ befindet sich ein Buchstabe, der den Hinweis auf die Prägestätte gibt. In den drei Westzonen gab es 1945 vier Prägestätten (D=München, F=Stuttgart, G=Karlsruhe und J=Hamburg). Die beiden Prägestätten in Berlin (A) und in Muldenhütten (E) gehörten ab 1945 zur Sowjetischen Besatzungszone und prägten nur noch Münzen für die DDR. Erst ab dem Jahre 1990 wurde die D-Mark auch in Berlin geprägt. Die Prägestätte Muldenhütten bei Freiberg in Sachsen wurde 1953 geschlossen. Die Ausgaben der Bank deutscher Länder waren – wie die Ausgaben der Deutschen Bundesbank – bis zur Euroeinführung im Umlauf und wurden am 1. Januar 2002 außer Kurs gesetzt. In den Filialen der Deutschen Bundesbank werden sie ohne eine zeitliche Begrenzung umgetauscht.
Grundsätzlich sind alle acht 1-Pfennig-Münzen aus dem Jahre 1948 kleine Raritäten. Ihre Produktion war nicht gleichmäßig auf die vier Münzstätten verteilt und daher wurden sie an den Standorten in unterschiedlichen Stückzahlen geprägt. Folglich sind einige Stücke seltener als andere.
1-Pfennig-Stück 1948
Ausgegeben wurden diese Pfennige ab dem 24. Januar 1949. Achten Sie bei den 1-Pfennig-Stücken aus dem Jahre 1948 besonders auf die Münzen der Prägestätten D und G. Gut erhaltene Stücke können hier mindestens 2–10 Euro wert sein. Stücke der Prägestätten F und J sollten dagegen mit mindestens 1–4 Euro bewertet werden. Wichtig ist dabei der möglichst gute Erhalt, da das Umlaufgeld bereits durch unzählige Hände gewandert ist.
1-Pfennig-Stück 1949
Hier ist der Pfennig aus der Prägestätte G der seltenste im Quartett. Er kann deshalb mit 1–4 Euro bewertet werden. Die Prägestätte F ist auch hier nicht häufig anzutreffen und sollte mit 1–3 Euro bewertet werden. Stücke von D und J mit je 1–2 Euro.
5-Pfennig-Stück 1949
Ausgegeben wurden diese Münzen ab dem 2. Januar 1950. Alle vier Münzstätten waren an der Prägung beteiligt, die wenigsten Stücke kamen aus Karlsruhe (G). Stücke mit dem Buchstaben G werden bei guter Erhaltung zwischen 3–5 Euro gehandelt. Alle anderen Prägestätten mit 2–3 Euro.
10-Pfennig-Stück 1949
Ausgegeben wurden diese Münzen ab dem 21. Mai 1949. Auch hier wurden in Karlsruhe (G) die wenigsten Münzen geprägt und Preise zwischen 3–5 Euro sind für diese Stücke durchaus möglich. Münzen der anderen Prägestätten sind zwischen 2–4 Euro wert.
50-Pfennig-Stück 1949
Ausgegeben wurden die Münzen ab dem 14. Februar 1950. Stücke mit dem G für Karlsruhe sind auch hier selten und müssen mit 4–10 Euro bewertet werden. Stücke der anderen Prägestätten sind zwischen 3–6 Euro wert.
Bei den 50-Pfennig-Münzen ist eine besondere Rarität zu finden. Es lohnt sich unbedingt, gefundene Münzen daraufhin zu überprüfen. 1950 kam es zu einer Fehlprägung in der Münzstätte Karlsruhe (G). Irrtümlicherweise wurden dort einige Münzen mit dem alten Wertstempel und der Umschrift „Bank deutscher Länder“ geprägt. Richtig wäre ab 1950 die Umschrift „Bundesrepublik Deutschland“ gewesen. Leider war dies übersehen worden, und eine unbekannte Stückzahl kam in den Umlauf. Offiziell wird so etwas als falsche Stempelkopplung bezeichnet. Fakt ist: Solche Fehlprägungen werden auch heute noch im Sparstrumpf gefunden. Ist das gefundene Stück gut erhalten, kann es dem glücklichen Finder bis zu 800 Euro einbringen.
Andere Fehlprägungen sind recht zahlreich
Sehr häufig sind auf Münzen der Bank deutscher Länder Stempelrisse und andere Fehlprägungen – ein besonderer Leckerbissen für den Spezialsammler – zu finden.
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Prägestempel in den Münzstätten „bis zum geht nicht mehr“ verwendet, was natürlich Spuren auf den Münzen hinterließ. Material war überall knapp und manche Prägemaschinen mussten erst noch aus den Trümmern gezogen und notdürftig repariert werden. Stempel wurden noch oder nun wieder mit der Hand geschnitten und damit kam auch die Individualität des Stechers auf die Stücke. Münzen aus dieser Zeit, die ersten Pfennige in Zeiten des Friedens, wurden damit zu etwas Besonderem.
Achten Sie bei der Suche nach Fehlprägungen auch auf Stempeldrehungen, Stempelausbrüche und Dezentrierungen, die gerade bei 1-Pfennig-Stücken häufig sind und je nach Fehlerintensität 10–15 Euro bringen können. Auch ein auffällig breiter Randstab wird vom Spezialsammler gern in die Sammlung aufgenommen.
Suchen Sie jede Münze nach Besonderheiten aller Art ab. Vergleichen Sie die Fundstücke mit anderen Münzen, so fällt Ihnen sogar ein etwas zu dick geratener Prägebuchstabe auf. Es kommen auch schiefe Buchstaben vor. So etwas ist häufig bei allen Münznominalen der Prägestätten Stuttgart (F), Karlsruhe (G) und Hamburg (J), und die Stücke können dann je nach Erhaltung bis zu 5 Euro wert sein. Es lohnt sich also! Bei 50-Pfennig-Stücken mit der Jahreszahl „1949“ gibt es Exemplare, bei denen die obere Öffnung der „4“ sehr eng oder gar geschlossen ist. Diese Stücke können bis zu 10 Euro wert sein. Eine weitere seltene Fehlprägung gibt es beim 50-Pfennig-Stück 1949 G. Durch die Fehlprägungsart „Lichtenrader Prägung“ kam es zur „schwangeren Pflanzerin“. Ganz deutlich ist bei der Pflanzerin ein dicker Bauch zu erkennen. Der Grund ist, dass ein Teil der 5 der Vorderseite auch auf die Bildseite geprägt wurde. In der Numismatik ist wohl nichts unmöglich!