Münzen im Brunnen: Die Fontana di Trevi in Rom

 

Eine Münze, die man in die Fontana di Trevi wirft, sorgt dafür, daß man nach Rom zurückkehrt, zwei führen dazu, daß man sich in einen Römer oder eine Römerin verliebt, und drei, daß man ihn oder sie heiratet. So zeigt es uns der Film „Drei Münzen im Brunnen“ von 1954, der die Geschichte von drei jungen Frauen erzählt, die an der amerikanischen Botschaft in Rom arbeiten und eine Münze in den Brunnen werfen, um ihre Liebe zu finden.
Eine Münze für die Rückkehr nach Rom, so haben wir es gelernt, so tun es Tausende von Touristen täglich, wenn sie an der Fontana di Trevi stehen. Einnahmen im Wert von 600.000 Euro jährlich beschert diese abergläubische Geste der römischen Behörde.

Die Fontana di Trevi – für eine Münze gibt’s eine Rückkehr nach Rom, für zwei eine Liebschaft in der Ewigen Stadt, für drei die Heirat mit einem Römer oder einer Römerin.

Tatsächlich stammt der Brauch aus dem 19. Jahrhundert und sein Erfinder ist, wer hätte es gedacht, ein Deutscher. Rom war damals ein Sehnsuchtsziel für die vielen bürgerlichen Reisenden, die damals gerade anfingen, sich einen Urlaub leisten zu können. Viele von ihnen besuchten damals den Archäologen Wolfgang Helbig (1839-1915), der als Privatgelehrter und vor allem als Antikenhändler in Rom tätig war (manche moderne Autoren schreiben ihm die Urheberschaft an der einen oder anderen besonders gelungenen Fälschung zu). Er war im Jahre 1862 als Stipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts nach Rom gekommen und hatte dort bald eine feste Anstellung gefunden. Seine Heirat mit der russischen Prinzessin Nadejda Schakowskoy ermöglichte es ihm, aus dem Dienst auszuscheiden.

Seine Frau brachte ihn in Kontakt mit der mondänen Gesellschaft, für die er rauschende Feste gab. Auf einem davon, führte er den Brauch, Münzen in die Fontana di Trevi zu werfen, ein. Inspiriert hatten ihn wohl die Brücken- und Quellopfer der Antike. Vor allem im keltischen und römischen Kulturbereich war das Opfer an Gottheiten, die einen Wasserlauf bewohnten, bei Reisenden üblich. Die Touristen aus Deutschland liebten diesen Brauch, der sie in eine Reihe mit ihren antiken Vorgängern stellte. Ihre Reiseberichte, Briefe und Erzählungen verbreiteten ihn in ganz Europa, selbstverständlich ohne auf seinen Erfinder hinzuweisen. Der geriet weitgehend in Vergessenheit (außer bei den Archäologen, die heute noch seinen Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom benutzen).
Und heute kann manch Reiseführer die deutsche Erfindung als alten italienischen Volksbrauch verkaufen.

Der Artikel basiert auf diesem Text: Lucia Travaini, Monete e Storia nell’Italia medievale, Rom (2007), S. 278-280.